| # taz.de -- Berliner Linke-Landesparteitag: Warm-up für Lederer | |
| > Die Linkspartei legt mit Sofortprogramm im Wahlkampf noch einen Gang zu. | |
| > Parteichefin Schubert heizt für Spitzenkandidat Lederer die Stimmung an. | |
| Bild: Spitzenkandidat Klaus Lederer stellte beim Linkspartei-Landesparteitag ei… | |
| Berlin taz | Die Stimme, ohnehin nicht sonderlich leise, wird zunehmens | |
| lauter, die Wortwahl kräftiger, fordernder. Warm-upper heißen bei | |
| Fernsehsendungen die Leute, die das Live-Publikum auf den eigentlichen Star | |
| vorbereiten. Aber angeheizte Stimmung kann auch bei einem Landesparteitag | |
| nicht schaden und darum dreht Katina Schubert, die Landeschefin der | |
| Berliner Linkspartei, gleich zu Beginn des kaum zweistündigen Treffens im | |
| Festsaal Kreuzberg mächtig auf. | |
| Und so wettert sie gegen Profiteure, solidarisiert sich mit den | |
| Lützerath-Besetzern, fordert Straffreiheit für Klimaschützer und sieht nur | |
| Irrsinn in einer Verlängerung der Autobahn 100. Spannenderweise wird | |
| Regierungschefin Franziska Giffey vom Koalitionspartner SPD wenig später | |
| nur ein paar Kilometer entfernt [1][beim Talk im taz-Haus] ein dauerhaftes | |
| Ende des A100-Baus nicht versprechen wollen. | |
| Die Delegierten im Festsaal sind tatsächlich aufgewärmt, als die eigentlich | |
| zentrale Figur der Partei in diesem Wahlkampf Schubert ans Rednerpult | |
| folgt. Die war auf dem schwarz-weißen Großplakat im Hintergrund durchaus | |
| schon präsent, aber nun steht Klaus Lederer, der Spitzenkandidat für die | |
| Wahlwiederholung am 12. Februar, in echt am Mikro. Und leidet ein bisschen | |
| unter der geballten Energie seiner Landesvorsitzenden, wie eine Großband, | |
| die emotional nicht an ihre Vorgruppe ran kommt. | |
| Es lässt sich aber auch als Arbeitsteilung deuten: Schubert sorgt für | |
| Stimmung, Lederer führt weitgehend sachlich in das ein, was der Parteitag | |
| danach als [2][„Sofortprogramm“] mit zehn Punkten auf das Wahlprogramm | |
| draufsatteln und beschließen wird. Heraus ragen die Forderung nach einer | |
| schnellen Enteignung gemäß dem Volksentscheid vom September 2021, ein | |
| 3-Euro-Kulturticket für Bedürftige und ein kommunales Wohnungsbauprogamm. | |
| ## Weniger Wohnungen als geplant | |
| Lederer kritisiert, dass 2022 weniger Wohnungen als geplant entstanden sind | |
| und weist die Schuld dafür privaten Bauunternehmen zu: Die würden nur | |
| bauen, wenn es sich rechnet. „Wohnungen sind zum Wohnen da und nicht für | |
| die Rendite“, sagt der Spitzenkandidat, der seit 2016 Kultursenator ist. | |
| Die Linkspartei drängt darauf, aus dem Landeshaushalt jährlich eine | |
| Milliarde Euro zu investieren und damit 7.000 Wohnungen zu bauen, in denen | |
| die Miete pro Quadratmeter 7 Euro beträgt. Bis 2030 sollen so rund 50.000 | |
| neue landeseigene Wohnungen entstehen. Wie das genau aussehen soll, werde | |
| die Partei nächste Woche mit ihrer Abgeordnetenhausfraktion vorstellen. | |
| Spätestens bis Ende 2023 soll der Senat nach Lederers Willen ein | |
| Enteignungsgesetz erarbeiten und dann [3][den Volksentscheid vom 26. | |
| September 2021] umsetzen – der anders als die damalige Wahl Bestand hat und | |
| nicht am 12. Februar wiederholt wird. | |
| In diese Richtung drängt die Partei auch eine Gastrednerin der Initiative | |
| „Deutsche Wohnen und Co. enteignen“, die den Volksentscheid durchsetzte. | |
| „Rebellisch regieren“ hätte die Linkspartei zur Wahl 2021 versprochen, sagt | |
| sie. Regiert werde seit einem Jahr, „jetzt ist die Zeit zu rebellieren“. | |
| Die Umsetzung des Volksentscheids sei „demokratische Pflicht“ – auch gegen | |
| die Koalitionspartner: „Lasst Euch nicht von der SPD auf der Nase | |
| rumtanzen.“ | |
| 13 Jan 2023 | |
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| [1] https://www.wahlen-berlin.de/abstimmungen/VE2021/AFSPRAES/ergebnisse.html | |
| [2] https://dielinke.berlin/partei/landesausschuss/b/beschluss-8-05-2023/ | |
| [3] https://www.wahlen-berlin.de/abstimmungen/VE2021/AFSPRAES/ergebnisse.html | |
| ## AUTOREN | |
| Stefan Alberti | |
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