| # taz.de -- Kampfpanzer für die Ukraine: Mehr Waffen – und dann? | |
| > Bei der militärischen Unterstützung der Ukraine scheint nur eine Devise | |
| > zu gelten: immer mehr. Dabei braucht es auch Debatten über | |
| > Ausstiegsszenarien. | |
| Bild: Bald in der Ukraine im Einsatz? Leopard-2-Panzer | |
| Wenn Olaf Scholz nicht so verstockt wäre, könnte die Ukraine den Krieg | |
| gewinnen. Diesen Eindruck vermitteln nicht nur manche Leitmedien, | |
| [1][sondern auch einige Ampel-PolitikerInnen]. Durch die Debatte um | |
| Leopard-Panzer spukt mal wieder die Illusion, diese Waffe sei der | |
| entscheidende Game Changer in diesem Krieg. So ist es nicht. | |
| Richtig ist: Kampfpanzer werden, anders als Mehrfachraketenwerfer, an der | |
| Front eingesetzt und sind eher für Offensivaktionen brauchbar. Deshalb ist | |
| es richtig, abzuwägen, zu welchen Bedingungen Berlin Ja zu Lieferungen auch | |
| durch andere Länder sagt. Scholz beharrt offenbar bislang darauf, [2][dass | |
| die USA parallel Abrams-Panzer liefern sollen]. Das ergibt militärisch | |
| keinen Sinn – es ist für die Ukraine hinderlich, neben ein paar britischen | |
| und vielen Leopard-Panzern auch noch ein paar komplizierte US-Panzer | |
| bedienen zu müssen. | |
| Politisch aber ist dieses Junktim sinnvoll. Es dient der Risikostreuung. | |
| Nur die USA können Russland vor einer Ausweitung dieses Krieges | |
| abschrecken. Als Moskaus Drohungen, Atomwaffen einzusetzen, ganz schrill | |
| wurden, drohten die USA mit einem massiven konventionellen Gegenangriff auf | |
| russische Truppen in der Ukraine – einem direkten Krieg gegen Russland. | |
| Solche Drohungen kann Washington glaubhaft aussprechen, Berlin nicht. Dass | |
| sich Scholz bei Kampfpanzern hinter den USA einreihen will, mag schmal | |
| begründet sein. Aber es ist eine rationale Einschätzung der | |
| Kräfteverhältnisse im Westen: America first. Deutschland ist nur im | |
| Feuilleton eine Führungsmacht. | |
| ## Aussicht auf dauerhaften Abnutzungskrieg | |
| Bei Lieferungen der Leoparden geht es offenbar nicht mehr um das Ob, | |
| sondern nur um das Wann und Wie – mit oder ohne US-Panzer. Washington und | |
| Berlin werden Schützenpanzer liefern; Kampfpanzer sind der nächste | |
| militärisch logische Schritt. Wem bei der Vorstellung, dass die Ukraine | |
| demnächst massenweise in Deutschland produzierte Kampfpanzer für ihre | |
| Gegenoffensiven einsetzt, nicht etwas mulmig zumute wird, dem ist nicht zu | |
| trauen. | |
| Vor allem aber hat die Zwangsläufigkeit des „immer mehr“ etwas | |
| Schwindelerregendes. Jetzt Kampfpanzer. Und bald Drohnen und | |
| Kampfflugzeuge? Das mag militärisch nötig sein, damit Kiew seine | |
| Verteidigung effektiv organisieren kann. Aber in dieser stählernen Logik | |
| gibt es immer nur mehr – und die Aussicht auf einen dauerhaften | |
| Abnutzungskrieg. Anstatt immer wieder die Platte „Waffen gut, Warten böse“ | |
| aufzulegen, brauchen wir ernsthafte Debatten um diplomatische Initiativen | |
| und Ausstiegszenarien. Nicht anstelle von Waffenlieferungen. Sondern | |
| zusätzlich. | |
| 23 Jan 2023 | |
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| Stefan Reinecke | |
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