| # taz.de -- Bürgerkrieg in Kolumbien: Petros peinliches Vorpreschen | |
| > Auch wenn der Präsident ihn bereits verkündet hatte, lässt der | |
| > Waffenstillstand in Kolumbien auf sich warten. Die ELN will vorerst | |
| > verhandeln. | |
| Bild: Der kolumbianische Präsident Gustavo Petro im Dezember | |
| Die Nachricht, die Präsident Gustavo Petro in den letzten Minuten des alten | |
| Jahres auf Twitter verkündete, klang wie ein Traum für die Menschen im | |
| gewaltgebeutelten Kolumbien: Fünf große bewaffnete Gruppen und die | |
| Regierung würden mindestens bis zum 30. Juni [1][die Waffen niederlegen]. | |
| Drei Tage nach der Jubelbotschaft sah es schon anders aus, [2][wie die | |
| Regierung zugeben musste]. | |
| Die ELN-Guerilla (Nationale Befreiungsarmee) hatte recht mit ihrer | |
| [3][Mitteilung] kurz nach Neujahr. Sie hatte nie einem Waffenstillstand | |
| zugestimmt, sondern nur die Absicht geäußert, bei den mit ihr laufenden | |
| [4][Friedensgesprächen] darüber zu reden. Die ganze Angelegenheit ist | |
| hochgradig peinlich und gefährlich – nicht nur für Petro und seine | |
| Regierung. | |
| Dass der Präsident erneut auf Twitter vorprescht, sein Innenminister ein | |
| paar Tage später öffentlich korrigieren und das von der Regierung | |
| vorbereitete Dekret zum [5][Waffenstillstand mit der ELN-Guerilla] | |
| kassieren muss – peinlich. Dass Polizei und Armee noch Tage später sagten, | |
| keinen Befehl zum Waffenstillstand bekommen zu haben und daher weiter wie | |
| bisher zu verfahren – peinlich. | |
| Peinlich ist aber auch, dass die internationalen Garanten und | |
| BegleiterInnen der Friedensgespräche mit der ELN offensichtlich geschlafen | |
| haben, statt zu kontrollieren. Dazu gehören unter anderem auch Deutschland, | |
| die Kirche und vor allem die Vereinten Nationen. Deren Generalsekretär | |
| António Guterres hatte an Neujahr den verkündeten Waffenstillstand sogar | |
| „positiv aufgenommen“. | |
| ## Miserable Kommunikation | |
| Präsident Petro hat als Hauptziel seiner Regierung den „totalen Frieden“ | |
| ausgerufen und dafür Verhandlungen mit allen verbliebenen bewaffneten | |
| Gruppen angekündigt. Wenn das so weitergeht, droht aber das totale Chaos. | |
| Die Regierung muss besser mit allen Beteiligten kommunizieren und | |
| koordinieren– und mit öffentlichen Äußerungen warten. Sonst sind die | |
| fragilen Friedensgespräche in Gefahr, das Vertrauen in die Regierung und | |
| letztlich die Sicherheit der Zivilbevölkerung. | |
| Die nationalen und internationalen Garanten und Beobachter müssen künftig | |
| wirklich prüfen, dass alles korrekt abläuft. Akut nötig ist aber, dass sich | |
| die vier anderen bewaffneten Gruppen endlich klar äußern, die die Regierung | |
| in ihrer Jubelbotschaft erwähnt hatte. Das sind die beiden | |
| Post-Farc-Dissidentengruppen „Segunda Marquetalia“ und „Estado Mayor | |
| Central“, [6][der Golf-Clan] und die Autodefensas de la Sierra Nevada. | |
| Die wegen der ELN-Blamage auf einmal offene Frage ist: Haben sie wenigstens | |
| dem Waffenstillstand tatsächlich zugestimmt? Dann können die separaten | |
| Verhandlungen mit ihnen während des Waffenstillstands wie geplant erfolgen. | |
| Sollten auch sie nicht zugestimmt haben, hat die Regierung ein massives | |
| Glaubwürdigkeitsproblem. | |
| 5 Jan 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Katharina Wojczenko | |
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