# taz.de -- Lagerung des Asse-Atommülls: Auf Dauer ins Zwischenlager? | |
> Die Endlager-Suche für hoch radioaktiven Atommüll verzögert sich. Eine | |
> Konsequenz ist Ratlosigkeit bei der Frage, wo der Müll aus der Asse hin | |
> soll. | |
Bild: Dauerhafter Protest: Ein „Asse-A“ der Anti-Atom-Aktivist*innen in der… | |
Göttingen taz | Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hatte vor | |
Kurzem mitgeteilt, dass das gesetzlich vorgegebene Ziel, bis 2031 einen | |
Standort für das Endlager für hoch radioaktiven Atommüll zu benennen, nicht | |
einzuhalten ist. Die Suche werde sich im günstigsten Fall bis 2046 und im | |
ungünstigen Fall [1][bis 2068 hinziehen]. Die Auswertung geologischer Daten | |
und die Entwicklung der nötigen Untersuchungsmethoden verlangten mehr Zeit | |
als zunächst veranschlagt. Weil die Errichtung des Endlagers Jahrzehnte | |
dauert, kann die Befüllung möglicherweise erst in den 2080er-Jahren | |
beginnen. Weitere Verzögerungen durch Proteste von Anwohnern und | |
Gerichtsverfahren sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. | |
Gleichzeitig hält die BGE an dem Termin für die [2][Bergung der | |
Atommüllfässer] aus der Asse fest. „Nach derzeitigem Planungsstand soll die | |
Rückholung im Jahr 2033 beginnen“, bestätigt BGE-Sprecherin Monika Hotopp | |
auf Anfrage. An die Oberfläche geholt, sollen die zum Teil beschädigten und | |
verrosteten Fässer zunächst neu verpackt und in einem [3][Zwischenlager] | |
geparkt werden, das zurzeit in Planung ist. Völlig unklar ist allerdings, | |
ob der Asse-Müll später mit in das [4][zu suchende Endlager] für hoch | |
radioaktive Abfälle gepackt werden kann oder ob dafür eine weitere | |
Lagerstätte gefunden werden muss. | |
Im Standortauswahlgesetz heißt es dazu, dass eine Endlagerung von schwach | |
und mittel radioaktivem Atommüll im Endlager für hoch radioaktiven Müll | |
zulässig ist, „wenn die gleiche bestmögliche Sicherheit des Standortes wie | |
bei der alleinigen Endlagerung hochradioaktiver Abfälle gewährleistet ist“. | |
„Wir denken die schwach und mittel radioaktiven Asse-Abfälle bei der Suche | |
jederzeit mit“, sagt BGE-Sprecherin Hotopp. „Das heißt, wir schauen immer, | |
ob eine Lagerung dieser Abfälle an dem jeweiligen Ort geologisch ebenfalls | |
möglich wäre.“ Die Abfälle aus der Asse würden aber nicht im selben | |
Hohlraum eingelagert, sondern in einem separaten Bereich. | |
„Je später ein Standort für ein Endlager für hoch radioaktiven Atommüll | |
gefunden wird, desto später wird sich klären, ob dieses Endlager auch für | |
den Atommüll aus Asse II geeignet ist“, fasst Eleonore Bischoff von der | |
[5][Wolfenbütteler Atom-Ausstiegsgruppe (WAAG)] den Stand der Dinge aus | |
ihrer Sicht zusammen. Und selbst wenn, sei davon auszugehen, dass in einem | |
künftigen Gemeinschafts-Endlager zuerst der hoch aktive Atommüll | |
eingelagert wird, bevor die Einlagerung von schwach und mittel radioaktivem | |
Müll folgt. | |
Sollte sich indes herausstellen, dass das Endlager für den hoch | |
radioaktiven Müll für die Asse-Abfälle nicht geeignet ist, müsse die | |
Endlagersuche für diesen Müll neu gestartet werden. Die Betriebsdauer eines | |
Zwischenlagers auf der Asse lasse sich dann gar nicht mehr eingrenzen, es | |
werde „zu einem Dauerendlager und für eine radioaktive Belastung nicht nur | |
der gegenwärtigen, sondern auch für mehrere zukünftige Generationen“, sagt | |
Bischoff. | |
Aus Sicht des SPD-Bundestagsabgeordneten Jakob Blankenburg ist unklar, wo | |
und wie der Atommüll aus der Asse gelagert werden soll, bis ein Endlager in | |
Betrieb ist. Aufgrund dieser „Lagerungslücke“ sei zu befürchten, dass die | |
Atomfässer sehr viel länger als geplant in der unterirdischen Schachtanlage | |
bleiben könnten. | |
Dabei drängt hier die Zeit: Das Bergwerk ist instabil und droht [6][voll | |
Wasser zu laufen]. Die Nachbarschächte Asse I und Asse III waren schon | |
früher vollgelaufen und aufgegeben worden. Blankenburg fordert vom | |
Bundesumweltministerium so schnell wie möglich einen zuverlässigen | |
Zeitplan, wie es mit dem Verfahren zur Endlagersuche und dem Atommüll | |
weitergehen soll. | |
Auch Heike Wiegel vom atomkraftkritischen [7][Verein „AufpASSEn“] verlangt, | |
dass die Suche nach einem eigenen Endlager für den Atommüll, der aus der | |
Asse zurückgeholt werden solle, unverzüglich beginnen müsse. „Die Politik | |
darf nicht nur darauf hoffen, dass dort, wo einmal die Brennelemente | |
endgelagert werden sollen, auch noch Platz für den Atommüll aus Asse II | |
ist“, bekräftigt Wiegels Mitstreiter Andreas Riekeberg vom | |
Asse-II-Koordinationskreis. | |
20 Jan 2023 | |
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## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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