| # taz.de -- Lagerstätte für Atommüll: Im Worst Case erst 2068 | |
| > Die Suche nach dem Ort, wo der Atommüll gelagert werden soll, zieht sich | |
| > hin. Im Extremfall könnte es erst in 40 Jahren eine Entscheidung geben. | |
| Bild: Castorbehälter mit Atommüll im Zwischenlager des AKW Philippsburg | |
| Göttingen taz | Große Ratlosigkeit und Überraschung folgten im Herbst 2020 | |
| auf den ersten Zwischenbericht der Bundesgesellschaft für Endlagerung | |
| (BGE). In der Veröffentlichung ging es um die Suche nach einer Lagerstätte | |
| für den hochradioaktiven Atommüll. | |
| Überrascht waren viele, weil der als einziger Standort erkundete Gorlebener | |
| Salzstock wegen geologischer Mängel aus dem Suchverfahren ausschied. Ratlos | |
| waren sie, weil gleichzeitig 90 sogenannte Standortregionen als potenziell | |
| endlagertauglich auswiesen wurden. | |
| Nun hat die mit der Suche beauftragte BGE angekündigt, wie es weitergehen | |
| soll: Bis 2027 will die bundeseigene Gesellschaft aus den Regionen einige | |
| wenige Gebiete herausdestillieren, die für den Bau des Endlagers infrage | |
| kommen könnten. Insider tippen, dass das drei, maximal vier sein könnten. | |
| Wenn die Aufsichtsbehörde – das [1][Bundesamt für die Sicherheit der | |
| nuklearen Entsorgung] (BASE) – diesen Vorschlag geprüft und der Bundestag | |
| ihn gebilligt hat, sollen diese möglichen Endlagerstandorte zunächst | |
| oberirdisch weiter untersucht und miteinander verglichen werden. | |
| ## Öffentlichkeit miteinbeziehen | |
| Zugleich will das BASE in den betroffenen Regionen Regionalkonferenzen | |
| einrichten, um eine Beteiligung der Öffentlichkeit an den weiteren | |
| Arbeitsschritten zu gewährleisten. Bei der Erkundung werden die | |
| verbleibenden Standorte geprüft. Jedem dieser Schritte soll ein Beschluss | |
| des Bundestages vorausgehen. Auch die endgültige Entscheidung, wo das | |
| Endlager errichtet wird, trifft das Parlament. | |
| Die Suche nach einem Endlager für den hochradioaktiven Atommüll war 2017 | |
| neu gestartet worden. Es soll unterirdisch in Salz-, Granit- oder | |
| Tongestein errichtet werden und den Atommüll eine Million Jahre von der | |
| Umwelt abschirmen. Bei Inbetriebnahme des Lagers soll der strahlende Abfall | |
| in rund 1.900 Castorbehälter verpackt sein. Wenn der Atomausstieg weiter | |
| verzögert und die AKW-Laufzeiten verlängert werden, könnte das Volumen der | |
| einzulagernden Abfälle noch steigen. | |
| Die BGE hat jetzt auch einen sogenannten Rahmenterminplan bis 2027 | |
| vorgelegt. Ab 2024 will sie einmal im Jahr den Arbeitsstand zu ihren | |
| vorläufigen Sicherheitsuntersuchungen veröffentlichen, der auch | |
| Einschätzungen zu möglichen Standortregionen enthalten soll. | |
| ## Ergebnis steht noch lange nicht fest | |
| [2][Eigentlich sollte bis 2031 feststehen], wo das Endlager gebaut wird. | |
| Das steht so auch im Standortauswahlgesetz. Die BGE räumt aber ein, dass | |
| dieser Termin auf keinen Fall zu halten ist. „Diese enge Vorgabe hat der | |
| BGE geholfen, schnell ein kompetentes Team für die Standortauswahl zu | |
| finden und Strukturen aufzubauen“, sagt Geschäftsführer Stefan Studt. „Ab… | |
| es war immer klar, dass diese Vorgabe mehr als ambitioniert war.“ | |
| Zwei Szenarien hat die BGE zwischenzeitlich durchgespielt. Selbst im | |
| schnelleren würde [3][erst 2046 feststehen], an welchem Ort der Atommüll | |
| gelagert werden soll. Im langsameren würde es sogar erst 2068 eine | |
| Entscheidung geben. Die Auswertung geologischer Daten und auch die | |
| Entwicklung der nötigen Methoden verlange mehr Zeit, sagte | |
| BGE-Co-Geschäftsführer Steffen Kanitz. Weil der Bau des Endlagers weitere | |
| Jahrzehnte dauern wird, gehen Experten davon aus, dass die Einlagerung von | |
| Atommüll frühestens ab 2080 beginnt und vor 2120 nicht abgeschlossen ist. | |
| Die Einrichtungen, in denen die Castoren derzeit aufbewahrt werden, seien | |
| jeweils nur für 40 Jahre ausgelegt und genehmigt worden, sagt Wolfgang | |
| Ehmke von der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Die | |
| Zwischenlager in Gorleben sowie im westfälischen Ahaus verfügten nur bis | |
| 2034 beziehungsweise 2036 über Betriebsgenehmigungen. Ehmke erklärt, dass | |
| er deshalb „höchst beunruhigt“ sei. | |
| 27 Dec 2022 | |
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| [1] /Bundesamtschef-ueber-Atommuelllagersuche/!5717699 | |
| [2] /Endlager-fuer-Atommuell/!5891990 | |
| [3] /Standortsuche-dauert-laenger/!5892003 | |
| ## AUTOREN | |
| Reimar Paul | |
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