# taz.de -- Standortsuche dauert länger: Atomendlager nicht vor 2046 | |
> Bisher sollte im Jahr 2031 klar sein, wo Deutschlands nuklearer Abfall | |
> hinkommt. Nun soll es im Extremfall sogar bis 2068 dauern. | |
Bild: Wenn es noch kein Endlager gibt, wird zwischengelagert – wie hier in Ph… | |
BERLIN taz | Der Plan, in [1][Deutschland] im Jahr 2031 einen Standort für | |
ein geologisches Tiefenlager für hochradioaktiven Müll benennen zu können, | |
ist unrealistisch. Davon geht inzwischen auch die Bundesgesellschaft für | |
Endlagerung (BGE) aus. | |
Bei der Neubewertung geht es nicht um wenige Jahre, sondern um mindestens | |
anderthalb Jahrzehnte: Bestenfalls 2046 werde man einen Standort gefunden | |
haben, möglicherweise aber auch erst 2068. Der Termin zur [2][ersten | |
Einlagerung von Atommüll], der erst viele Jahre nach der Standortfestlegung | |
erfolgen kann, war bislang auf 2050 datiert worden. Auch dieser Termin ist | |
offensichtlich hinfällig. | |
Das Bundesumweltministerium verwies darauf, dass es darum gehe, „den | |
Standort für ein Endlager zu finden, der die beste Sicherheit über einen | |
Zeitraum von einer Millionen Jahre bietet“. Dies sei „ein hoher Anspruch | |
und eine herausfordernde Aufgabe“. Daher hätten sich Zeitvorgaben dem | |
„Grundsatz der bestmöglichen Sicherheit“ unterzuordnen. | |
Während nun weitgehende Einigkeit darüber herrscht, dass 2031 nicht klappen | |
kann, sind die Ansichten darüber, ob dieser Zeitbedarf schon hätte früher | |
erkannt werden können, unterschiedlich. | |
## Auswertung geologischer Daten dauert | |
Zur Süddeutschen Zeitung, die zuerst über die offizielle Neubewertung des | |
Terminplans berichtet hatte, sagte BGE-Geschäftsführer Steffen Kanitz, der | |
Aufwand habe sich „sukzessive ergeben“, weil die Auswertung geologischer | |
Daten und auch die Entwicklung der nötigen Methoden mehr Zeit brauchten. | |
Hingegen hatte die 33-köpfige Endlagerkommission, die den Suchprozess | |
vorbereitet hatte, bereits 2016 vor einer allzu optimistischen Fixierung | |
auf das Jahr 2031 gewarnt. | |
Gleichwohl sei die gesetzliche Definition eines frühen Termins sinnvoll | |
gewesen, entgegnet Kanitz: „Der durch die Soll-Vorschrift 2031 erzeugte | |
berechtigte Zeitdruck hat allen Beteiligten geholfen, schnell in das | |
Verfahren zu starten und die entsprechenden Kapazitäten aufzubauen.“ | |
Gelungen ist das insofern, als die BGE mit inzwischen mehr als 2.000 | |
Mitarbeitern aufgebaut werden konnte. Zu einem „transparenten und | |
glaubwürdigen Verfahren“, so die BGE, gehöre es aber auch, „schon jetzt | |
faktenbasiert über den weiteren Zeitplan ins Gespräch zu kommen“. | |
Schließlich gehe es bei der Standortauswahl um ein | |
„gesamtgesellschaftliches Jahrhundertprojekt“. | |
Im Januar 2023 will die bundeseigene Gesellschaft einen Fahrplan für die | |
weitere Eingrenzung der im Herbst 2020 definierten 90 Teilgebiete vorlegen. | |
Damals hatte sie in einem ersten Schritt rund 54 Prozent der Landesfläche | |
bestimmt, die grundsätzlich noch für eine weitere Untersuchung infrage | |
kommen. Alle drei möglichen Wirtsgesteine sind noch im Rennen. Die Größe | |
der Teilgebiete mit Steinsalz belaufen sich in der Summe auf gut 30.000 | |
Quadratkilometer, jene mit Tongestein auf 130.000 Quadratkilometer und jene | |
mit Kristallingestein auf knapp 81.000 Quadratkilometer. | |
Nachdem bisher allein geologische Faktoren betrachtet wurden, werden im | |
weiteren Verfahren auch Kriterien wie Sicherheit, technische Machbarkeit | |
oder auch die Siedlungsdichte eine Rolle spielen. Im neuen Jahr will die | |
BGE auch „einen ersten Ausblick für die weiteren Phasen geben“. | |
Die längeren Fristen könnten der Qualität der Erkundung zugutekommen. | |
Andererseits aber warnte die Endlagerkommission bereits 2016, dass bei | |
länger andauernden Verfahren auch Risiken drohten wie das „Erlahmen der | |
erforderlichen Sorgfalt“ und das „Erlöschen des gesellschaftlichen | |
Interesses und damit der Aufmerksamkeit von Öffentlichkeit und | |
Zivilgesellschaft“. | |
13 Nov 2022 | |
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## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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