# taz.de -- Atommüll-Endlager verzögert sich: Begleitgremium ist entrüstet | |
> Eigentlich sollen sie bei der Suche nach einem Endlager vermitteln: Nun | |
> erfahren die Mitglieder aus der Presse über eine gewaltige | |
> Zeitverschiebung. | |
Bild: Wohin mit dem Müll? Infrarotaufnahme eines beladenen Castorbehälters be… | |
Göttingen taz | Wissenschaftsbasiert, fair und transparent soll die Suche | |
nach einem Endlager für den hochradioaktiven Atommüll ablaufen, die | |
Öffentlichkeit soll frühzeitig am Verfahren beteiligt werden – so schreibt | |
es das Standortauswahlgesetz von 2017 fest. | |
Allerdings hat das Nationale Begleitgremium (NBG), das den Prozess | |
vermittelnd begleiten soll, nach eigenem Bekunden erst aus der Presse | |
erfahren, dass sich die Suche wohl um Jahrzehnte verzögern wird. Die | |
Entrüstung unter den Mitgliedern sei groß, beklagte sich das [1][NBG] am | |
Montag, stehe das Gremium doch für Transparenz und die Schaffung von | |
Vertrauen in das Verfahren. | |
Durch Medienberichte war bekannt geworden, dass der Standort für das | |
Endlager wohl [2][frühestens zur Mitte dieses Jahrhunderts] feststehen | |
wird. Im Gesetz steht, dass der Standort im Jahr 2031 festgelegt werden | |
soll. Noch im vorigen Dezember hatte die mit der Suche beauftragte | |
Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) erklärt, dass sich an dieser | |
Vorgabe nichts ändere. Am 10. November räumte die BGE dann ein, dass dieser | |
Termin nicht zu halten ist. Die Auswertung geologischer Daten und auch die | |
Entwicklung der nötigen Methoden verlange mehr Zeit. | |
Die Süddeutsche Zeitung hatte zudem unter Berufung auf interne Unterlagen | |
der BGE über zwei zeitliche Szenarien für die Auswahl eines Standorts | |
berichtet. Im schnelleren Szenario könne bis 2046 feststehen, an welchem | |
Ort der Atommüll gelagert werden soll. | |
## „Das ist ein Vertrauensbruch“ | |
„Die Art und Weise, wie wir und die Öffentlichkeit von dieser Verzögerung | |
erfahren haben, ist ein großes Problem“, sagte Bayerns Ex-Ministerpräsident | |
Günther Beckstein, der seit März 2020 im 18-köpfigen NBG sitzt. „Wie kann | |
es sein, dass wir in einem ständigen Austausch mit der BGE und anderen | |
Akteuren stehen, aber solch eine wichtige Zeitverschiebung erst aus der | |
Presse erfahren? Das ist ein Vertrauensbruch.“ | |
Von einem „Paukenschlag“, spricht die Ko-Vorsitzende des Begleitgremiums, | |
Miranda Schreurs. Sie werfe auch Fragen über die zukünftige Rolle des | |
Gremiums auf und bestärke die Notwendigkeit der Prinzipien des | |
Standortauswahlgesetzes, nämlich Partizipation und Transparenz. | |
Die Auswirkungen der Verzögerung auf das Suchverfahren sind nach Ansicht | |
des NBG erheblich – und reichen von der Konzeption der | |
Öffentlichkeitsbeteiligung über finanzielle Aspekte bis zum Problem mit den | |
[3][Zwischenlagern]. Gemeinden mit Zwischenlagern fragten sich, wie lange | |
die Castoren wohl nun bei ihnen gelagert würden. Junge Menschen stellten | |
sich die Frage, ob die finanziellen Mittel ausreichten, um diesen | |
verlängerten Suchprozess und die Endlagerung zu finanzieren. | |
Die Verschiebung um Jahrzehnte sei wegen der verlängerten Zwischenlagerung | |
problematisch, meint die Bürgerinitiative Umweltschutz (BI) | |
Lüchow-Dannenberg. „Das wirft erhebliche Sicherheitsbedenken auf“, sagt | |
BI-Sprecher Wolfgang Ehmke der taz. Die Castor-Behälter, in denen der | |
Atommüll aufbewahrt wird, und die Zwischenlager seien jeweils für 40 Jahre | |
ausgelegt und genehmigt worden. Die zentralen Lagerstätten im | |
niedersächsischen Gorleben sowie im westfälischen Ahaus verfügten nur bis | |
2034 beziehungsweise 2036 über Betriebsgenehmigungen. „Wir sind“, so Ehmke, | |
„höchst beunruhigt.“ | |
21 Nov 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.nationales-begleitgremium.de/SharedDocs/Pressemitteilungen/DE/P… | |
[2] /Standortsuche-dauert-laenger/!5892003 | |
[3] /Geplantes-Zwischenlager-in-Wuergassen/!5875773 | |
## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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