# taz.de -- Russischer Angriffskrieg: Panzer für die Ukraine | |
> Nun wird aufgerüstet: Deutschland, die USA und Frankreich liefern mehr | |
> Kriegsgerät in die Ukraine. Wie das den Krieg verändern könnte. | |
Bild: Ein Panzer Marder 1A3 während der internationalen Militärübung | |
BERLIN taz | Es war ein Paukenschlag, der Russland denkbar ungelegen kommen | |
dürfte. Erst preschte Emmanuel Macron vor, dann zogen Joe Biden und Olaf | |
Scholz nach: Als Reaktion auf die immer [1][skrupellosere russische | |
Kriegsführung] werden Frankreich, die USA und die Bundesrepublik ihre | |
militärische Unterstützung der Ukraine ausweiten, kündigten der | |
französische und der US-amerkanische Präsident sowie der deutsche | |
Bundeskanzler an. Erstmals sollen nun Schützen- und Spähpanzer westlicher | |
Bauart an das angegriffene Land geliefert werden – und das noch im ersten | |
Quartal dieses Jahres. | |
Aus Deutschland sollen 40 Marder-Schützenpanzer kommen, mit denen ein | |
Bataillon bestückt werden soll. [2][Die Ankündigungen Frankreichs, der USA | |
und Deutschlands] – denen sich Großbritannien demnächst anschließen dürfte | |
– stellen einen Strategiewechsel des westlichen Bündnisses dar. | |
Vorausgegangen waren intensive Beratungen seit Mitte Dezember über die | |
Kriegssituation. | |
Schon bisher war die Ukraine von Nato-Staaten mit Panzern mit diversen | |
Einsatzfähigkeiten ausgestattet worden – von leichten Transport- bis zu | |
schweren Kampfpanzern. So hat beispielsweise die Bundesrepublik bislang 15 | |
Bergepanzer BPz-2 und 30 Gepard-Flakpanzer geliefert, die allesamt aus | |
deutscher Produktion stammen. Die USA schickten ihre Transportpanzer vom | |
Typ M1117. Auch Luftverteidigungssysteme, Artillerie und entsprechende | |
Munition kamen aus westlicher Produktion. | |
Aber es gab eine Einschränkung: Wenn es um gepanzerte Gefechtsfahrzeuge | |
ging, beschränkten sich die Lieferungen auf Modelle sowjetischer Bauart – | |
auch wenn die mitunter, wie im Fall der aus Polen stammenden | |
T-72-Kampfpanzer, auf westlichen Standard modernisiert sind. Eine Folge | |
davon waren die [3][komplizierten Ringtausch-Vereinbarungen] Deutschlands | |
mit Ländern wie Polen, der Slowakei, der Tschechischen Republik oder | |
Griechenland, die aus ihren Beständen alte Sowjetpanzer an die Ukraine | |
liefern und dafür deutsche Marder- oder Leopard-2-Panzer erhalten. | |
## Gefechtsfahrzeuge für die Ukraine | |
Doch die Möglichkeiten, über diesen Weg die Ukraine militärisch zu | |
unterstützen, [4][gelten inzwischen als weitgehend erschöpft]. Nun soll die | |
ukrainische Armee auch Gefechtsfahrzeuge westlicher Bauart erhalten, | |
konkret sind das neben den 40 deutschen Mardern laut US-Medien 50 | |
US-amerikanische Schützenpanzer vom Typ Bradley sowie eine bisher noch | |
nicht bezifferte Anzahl des französischen Spähpanzers AMX-10 RC. | |
Anders als bei den Sowjetpanzern erfordert das eine zusätzliche Ausbildung | |
der ukrainischen Streitkräfte an den jeweiligen Systemen. In Bezug auf den | |
Marder geht die Bundesregierung von einem Crashkurs von 8 Wochen aus, was | |
wohl nur für die Grundlagen reichen dürfte. Aus gutem Grund dauert die | |
Marder-Ausbildung in der Bundeswehr insgesamt neun Monate. | |
Allerdings zeigen die Erfahrungen mit dem Gepard, wo die Schulungszeit für | |
die ukrainischen Soldaten auf 43 Tage reduziert wurde, dass es durchaus | |
möglich ist, in einer solch kurzen Zeit wenigstens einigermaßen | |
einsatzfähig zu sein. Risikolos ist das Unterfangen jedoch nicht, denn im | |
Gegensatz zu einem Flakpanzer werden Schützen- wie auch Spähpanzer | |
unmittelbar an der Front eingesetzt. Das bedeutet, dass es nicht reicht, | |
einzelne Soldaten in die Bedienung einzuweisen, erforderlich sind vielmehr | |
auch Übungen des gemeinsamen Gefechts, was aber kaum möglich sein wird. | |
Doch die Zeit drängt. Derzeit herrscht aufgrund der Witterungsverhältnisse | |
noch eine statische Situation am Boden. Aber wenn das Wetter wieder besser | |
wird und die Temperaturen steigen, wird auch das Kriegsgeschehen wieder | |
dynamischer werden. Und die Ukraine hat erhebliche Probleme mit der | |
Abnutzung ihres bisherigen Geräts. Der Krieg sei „an einem kritischen | |
Punkt“, zitiert die Washington Post US-Präsident Biden aus einer Sitzung | |
seines Kabinetts. „Wir müssen alles tun, was wir können.“ | |
## Schützenpanzer kommen aus Bundeswehrbeständen | |
Dieser Zeitdruck führt auch dazu, dass die deutschen Marder-Lieferungen | |
zunächst nicht vorrangig aus ausrangierten Altbeständen kommen sollen, die | |
bislang beim Hersteller Rheinmetall vor sich hin rosteten. Denn deren | |
Aufarbeitung in der anvisierten Stückzahl würde wohl mindestens sieben | |
Monate dauern, also zu lange. Stattdessen sollen nun erst mal | |
Schützenpanzer aus Bundeswehrbeständen geliefert werden, die noch vor dem | |
Sommer in den Einsatz gebracht werden können. | |
Für die Ukraine bedeutet das eine deutliche Verbesserung ihrer | |
militärischen Fähigkeiten. Ihr Vorgehen gegen die russische Armee an den | |
Fronten im Osten und Süden des Landes dürfte sich erleichtern. Entgegen | |
ihren Wünschen wird die Ukraine jedoch weiterhin auf vollwertige | |
Kampfpanzer westlicher Bauart verzichten müssen. Der deutsche Leopard 2 | |
[5][bleibt ihr ebenso vorenthalten wie der französische Leclerc] und der | |
US-amerikanische Abrams-Tank M1A2. Es dürfte von der weiteren russischen | |
Kriegsführung abhängen, ob die Nato-Staaten bei ihrer ablehnenden Haltung | |
bleiben werden. | |
Neben den Panzerlieferungen nicht weniger bedeutend ist eine weitere | |
Ankündigung: Die Ukraine wird auch noch mit dem Flugabwehrraketensystem | |
Patriot ausgestattet. Nachdem die USA bereits im Dezember die Lieferung | |
einer Patriot-Batterie versprochen hatte, soll aus Deutschland eine weitere | |
kommen. Biden und Scholz begründeten dies in einer gemeinsamen Erklärung | |
mit dem dringenden Bedarf der Ukraine an Luftverteidigungsfähigkeit, | |
[6][angesichts der Raketen- und Drohnenangriffe Russlands] auf die | |
kritische Infrastruktur. | |
Die Patriots sollen schnell in die Ukraine kommen und dort das | |
Iris-T-Flugabwehrsystem sowie die Gepard-Flakpanzer ergänzen, die bereits | |
von Deutschland geliefert wurden. | |
6 Jan 2023 | |
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## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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