Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kurz vor der Räumung des Dorfs für Kohle: Tausende protestieren i…
> Vor der geplanten Räumung für den Braunkohletagebau versammeln sich
> Klimaschützer:innen in dem Dorf in NRW. 15 Bundesländer schicken
> Polizei.
Bild: Und hinten wartet schon der Bagger: Demo in Lützerath am Sonntag
Lützerath taz | Während die Aktivist:innen an jeder Ecke des Dorfs
bauen und arbeiten, strömen an diesem Sonntag Hunderte Menschen nach
[1][Lützerath] für den allwöchentlichen Dorfspaziergang. Es wird der letzte
geführte Spaziergang durch das vom Abriss bedrohte Dorf im Rheinischen
Braunkohlerevier sein. Die Mahnwache am nordöstlichen Rand von Lützerath
ist nur noch bis Montag 24 Uhr genehmigt. Viele Menschen sind heute zum
ersten Mal hier, einige haben an jedem Dorfspaziergang teilgenommen.
In den Redebeiträgen ist vom bisher größten Dorfspaziergang die Rede. Die
Initiative „Lützerath lebt“ spricht von 5.000 bis 7.000 Besucher:innen, die
sich am Wendehammer gegenüber der Mahnwache eingefunden haben. „Ich habe
mir letzte Woche gewünscht, dass wir viele werden, und wir sind viele“,
sagt eine Frau, die zur Mahnwache Lützeraths gehört. Sie hat recht, heute
tummeln sich an jeder Stelle in Lützerath Menschen. Nach ihr spricht der
diesjährige Gewinner des [2][Panter Preises] der taz Panter Stiftung, Peter
Emorinken-Donatus: „Ich habe viel Hoffnung in die Grünen gesteckt!“, ruft
der gebürtige Nigerianer ins Mikrofon. Vor 30 Jahren floh er aus seiner
Heimat nach Deutschland und setzt sich hier für die Erlassung eines
Ökozidgesetzes ein. „Hier in Lützerath machen die Grünen genau das
Gegenteil von dem, wofür wir alle gekämpft haben!“, sagt er.
Am frühen Nachmittag gibt die Band AnnenMayKantereit im Tagebauvorfeld und
in unmittelbarer Nähe der Abbruchkante ein Konzert. „Ohne euch könnten wir
hier nicht sein. Die Kohle unter diesem Dorf wird nicht gebraucht“, singt
Henning May, der Sänger der Band, zu Gitarrenbegleitung ins Mikrofon. Auf
Instagram hatte der Sänger im Vorfeld geschrieben: „Lützerath muss bleiben.
Deswegen machen wir dort am Sonntag Musik“. Auch die Klimaaktivistin Luisa
Neubauer hat sich beim Dorfspaziergang eingefunden. Die etwa 280 Millionen
Tonnen Kohle, die RWE unter Lützerath abbauen und verfeuern will, müssen im
Boden bleiben, so Neubauer.
Unterdessen kommen auch weiterhin große Gruppen von Aktivist:innen im
Dorf an, die auch an diesem Tag die Straßen aufreißen und Pflastersteine zu
Barrikaden stapeln. Aktuell ist eine Anreise in den Weiler noch ohne
Weiteres möglich. Ab Dienstag soll sich das ändern. Nach Abbau der
Mahnwache in Lützerath wird es keine Anlaufstelle mehr geben, zu der man
jederzeit legal gehen kann.
## NRW-Polizei holt sich Verstärkung
Neben der nordrhein-westfälischen Polizei werden laut [3][Spiegel] 14
weitere Bundesländer sowie die Bundespolizei zur geplanten Räumung
Einsatzkräfte sowie Wasserwerfer, Pferde und Hunde schicken. Das erfolgt
auf ein „Kräfteersuchen“ des Düsseldorfer Innenministeriums, das davon
ausgeht, dass der Einsatz die eigenen Kapazitäten übersteigen wird. Einige
hundert Aktivist:innen wollen das Dorf so lange besetzen wie ihrer
Meinung nach notwendig.
8 Jan 2023
## LINKS
[1] /Luetzerath/!t5896252
[2] /Panter-Preis/!p4207/
[3] https://www.spiegel.de/panorama/justiz/interne-polizeiberichte-zu-luetzerat…
## AUTOREN
Annika Reiß
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Lützerath
Braunkohle
Braunkohledörfer
GNS
Lützerath
Nordrhein-Westfalen
IG
Lützerath
Schwerpunkt Klimawandel
Braunkohle
Schwerpunkt Klimawandel
Countdown Lützerath
## ARTIKEL ZUM THEMA
Pressefreiheit in Lützerath: Gefährliche Proteste ohne Presse
Journalist:innen sorgen für unabhängige Berichterstattung – sie können
aber auch Aktivist:innen schützen. Das war in Lützerath nur teilweise
möglich.
Räumung von Lützerath: „Danke, dass du hier warst“
Die Räumung von Lützerath ging in den ersten Tagen mit hunderten von
Polizisten schneller als erwartet. Trotzdem hat der Widerstand etwas
bewegt.
Lützerath und die Grünen: Nicht genug Moral übrig
Beim Thema Waffen haben die Grünen eine atemberaubende Wende hingelegt. Bei
der Braunkohle beharren sie stur auf Kompromissen – trotz Klimakrise.
Protest gegen Kohleabbau in NRW: Großaufgebot für Lützerath
Mit hunderten Beamten will die Polizei ab Mittwoch das besetzte Dorf
räumen. Der Verfassungsschutzpräsident erwartet „gewalttätige Krawalle“.
Protest in Lützerath: David und Goliath
Die Panikmache der Polizei vor der Räumung in Lützerath ist absurd. Die
massiveren Gewaltmittel befinden sich nicht in den Händen der
Aktivist:innen.
Tagebuch aus Lützerath (8): Filterzigaretten gegen Endlichkeit
Sonntage erinnern unseren Autor an Vergänglichkeit. Die Aktivist:innen
in Lützerath kämpfen gegen das Ende des Dorfes. Ein Tagebuch.
Proteste gegen Autobahnbau in Frankfurt: Fechi und Lützi sollen bleiben
Eine geplante Autobahn durch den Fechenheimer Wald sorgt in Frankfurt für
Proteste. Wie in Lützerath Enttäuschung über die Grünen.
Tagebuch aus Lützerath (7): Pure Machtdemonstration?
Die Räumung findet erst in drei Tagen statt. Die Polizei verstärkt stetig
ihre Präsenz. Nicht alle Maßnahmen lassen sich als notwendige
Vorbereitungen erkennen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.