# taz.de -- Kandidatin zur Miss Germany: Stimme für die Trans*-Community | |
> Laurén Kaczmarczyk steht im Halbfinale von Miss Germany. Der Wettbewerb | |
> hält ihrer Meinung nach, was er verspricht: Es geht nicht mehr ums | |
> Äußere. | |
Bild: Will Miss Germany sein: Laurén Kaczmarczyk | |
BREMEN taz | Die Entscheidung, sich beim [1][Wettbewerb Miss Germany] zu | |
bewerben, hat Laurén Kaczmarczyk spontan, aber bedacht gefällt. „Ich | |
wusste, wenn ich mich der Öffentlichkeit so aussetze, wird mein trans* Sein | |
in den Vordergrund rücken.“ Doch letztlich hat der Wunsch überwogen, ihre | |
Stimme für die Trans*-Community zu erheben. Inzwischen steht sie im | |
Halbfinale. | |
Für Kaczmarczyk ist Miss Germany genau das, was es zu sein versucht, seit | |
der Wettbewerb vor einigen Jahren umgekrempelt wurde und sich nun eine | |
[2][„Female Empowerment-Plattform für die Stimmen der Gegenwart“] nennt. | |
„Wir haben Gründerinnen“, erzählt sie, „Frauen, die Rassismus erlebt ha… | |
die sich für Diversität einsetzen. Wir haben alle eine individuelle Mission | |
und ein persönliches Leid erlebt, was uns dazu gebracht hat, teilzunehmen.“ | |
Es gehe nicht mehr ums Äußere, nicht mal am Rande. „Ich hatte bislang keine | |
Sekunde das Gefühl, ich würde bewertet werden.“ | |
Durch ihre Kandidatur ist nicht nur die Presse auf sie aufmerksam geworden, | |
auch bei Instagram „kommen viele sehr respektvolle Fragen und Kommentare, | |
aber auch immer wieder Hass und Hetze“. Doch davon könne sie sich | |
inzwischen recht gut distanzieren. | |
## Respekt plus Hass und Hetze | |
Das war nicht immer so. In der anfänglichen Transition, als sie sich | |
„physisch immer mehr dem weiblichen Stereotyp angenähert“ habe, seien | |
Menschen verunsichert gewesen. Und für Kaczmarczyk sei es „unglaublich | |
schwer zu begreifen“ gewesen, dass das alles niemanden etwas angehe. | |
Einmal, noch in der Schulzeit, sei sie mit Müll beworfen und angespuckt | |
worden. „Mittlerweile ist das kein Thema mehr, weil mein Frausein gar nicht | |
mehr infrage gestellt wird.“ | |
Dass sie sich vor Menschen rechtfertigen muss, trans* zu sein, habe sich | |
inzwischen erledigt. [3][Das Thema jedoch nicht:] „Trans* Sein wird, auch | |
in den Medien, immer noch zu oberflächlich behandelt und reduziert auf die | |
Genitalangleichung. Es entspricht einfach nicht der Wahrheit, dass diese | |
Operation im Mittelpunkt steht oder Pflicht ist, um trans* zu sein.“ | |
Kaczmarczyk kommt aus dem niedersächsischen Salzgitter, ist für ihre | |
Ausbildung zur Atem-, Sprech- und Stimmlehrerin nach Bad Nenndorf gezogen. | |
Ende Januar geht es nach Hannover. | |
Dort wird sie in einer logopädischen Praxis arbeiten und vor allem trans* | |
Menschen begleiten, die ihre Stimme ihrem Geschlecht anpassen möchten; | |
hauptsächlich trans Frauen, die ihre Stimme feminisieren wollten. „Durch | |
gezieltes Training kann der Klang verändert werden.“ Kaczmarczyk hat ihr | |
erworbenes Wissen selbst genutzt, um mit ihrer Stimme zu experimentieren. | |
„Heute bin ich total zufrieden.“ | |
## Podcast mit der Hebamme | |
Seitdem 2022 aus 15.000 Bewerberinnen die Top 80 ausgewählt wurden, gab es | |
zwei Events, erzählt Kaczmarczyk, mit Workshops, Videodreh, Vernetzung. Mit | |
einer Mitstreiterin, die Hebamme ist, habe sie danach einen Podcast | |
aufgenommen zum Thema „Transgender in der Geburtshilfe“. Im Halbfinale, das | |
Anfang Februar mit den Top 20 stattfindet, werde es in Coachings noch mehr | |
um die Persönlichkeit der Teilnehmerinnen gehen. | |
Neben Kaczmarczyk steht noch eine zweite trans* Frau im Halbfinale von Miss | |
Germany: Saskia von Bargen aus Oldenburg. Wer Miss Germany 2023 wird, | |
bekommt 25.000 Euro Fördergeld für ihre Mission. Kaczmarczyk würde das Geld | |
in die schulische und medizinische Bildung investieren, um das Wissen um | |
Transgender zu stärken. | |
6 Jan 2023 | |
## LINKS | |
[1] /Wandel-bei-Miss-Wahlen/!5751345 | |
[2] https://missgermany.de/staffel-2022-2023/ | |
[3] /Appell-von-Jamie-Lee-Curtis/!5898998 | |
## AUTOREN | |
Alina Götz | |
## TAGS | |
Schönheitswettbewerb | |
Schönheitsideale | |
Transpersonen | |
Transgender | |
Trans-Community | |
Schwerpunkt Gender und Sexualitäten | |
Feminismus | |
Schönheitswettbewerb | |
Holocaust | |
Kolumne Gossip Girl | |
Transfeindlichkeit | |
Schönheit | |
Sexismus | |
Schönheit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Miss Germany 2024 Apameh Schönauer: „Es geht um die innere Schönheit“ | |
Apameh Schönauer ist mit Hass konfrontiert. Im Interview erklärt sie ihren | |
Umgang damit und was sie in ihrer Rolle als Miss Germany verändern will. | |
Dokumentarfilm „Miss Holocaust Survivor“: Darf man das? | |
In einem Seniorenheim für Überlebende des Holocaust in Haifa wird die „Miss | |
Holocaust Survivor“ gewählt. Radek Wegrzyn hat einen Film darüber gedreht. | |
„Harry Potter“-Star Radcliffe: Trans Personen eine Stimme geben | |
Positioniert sich gegen die hasserfüllte Erfinderin von „Harry Potter“: | |
Daniel Radcliffe gibt trans und nicht-binären Jugendlichen eine Plattform. | |
Nach transfeindlicher Attacke in Hamburg: Sozialtraining für den Täter | |
Ein Hamburger Gericht verurteilt einen 22-Jährigen wegen des Angriffs auf | |
die Drag-Queen Samia Stöcker. Der Täter muss reflektieren und zahlen. | |
Misswahlkandidatin aus Bremen: „Keine Schönheitsideale mehr“ | |
Mara Maeke ist Miss Bremen und hat einen künstlichen Darmausgang. Ein | |
Gespräch über gefühlte Schönheit, Selbstliebe und Diversität. | |
Wandel bei Miss-Wahlen: Die neue Vermessung der Frau | |
Wenn es bei „Miss Germany“ nicht mehr um Schönheit geht und selbst | |
„Germany’s Next Topmodel“ auf divers macht – ist dann irgendwas gewonne… | |
Berwerberin zur Miss Germany: Miss mit künstlichem Darmausgang | |
Die Bremerin Mara Maeke hat einen künstlichen Darmausgang und kandidiert | |
gerade deshalb bei der Wahl zur Miss Germany. |