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# taz.de -- Wandel bei Miss-Wahlen: Die neue Vermessung der Frau
> Wenn es bei „Miss Germany“ nicht mehr um Schönheit geht und selbst
> „Germany’s Next Topmodel“ auf divers macht – ist dann irgendwas gewon…
Bild: Anders als in den 50ern sollen heute die richtigen Maße nicht mehr aussc…
Hannover taz | „Miss Hamburg“ heißt Julia Kremmer und ist
„Plus-Size-Model“, „Miss Bremen“ heißt [1][Mara Maeke und hat einen
künstlichen Darmausgang], „Miss Sachsen“ heißt Sophie Jones und ist den
Zeugen Jehovas entkommen, „Miss Berlin“ heißt Katharina Wohlrab und
studiert Informatik, ist lesbisch und hat sexuelle Gewalt überlebt.
Super sehen sie aus, sagt die Moderatorin. Bei der diesjährigen Wahl zur
[2][„Miss Germany“], die am vergangenen Wochenende in der Europa-Park-Arena
in Rust stattgefunden hat, standen nicht nur 16 Schönheiten, sondern auch
16 Lebensgeschichten auf der Bühne, dem Laufsteg, dem virtuellen
Präsentierteller der ansonsten Zuschauer-freien Show.
Vieles hat sich geändert bei diesem Schönheitswettbewerb und nicht nur
dort: Selbst [3][„Germany’s Next Topmodel“ (GNTM)] eine Sendung, die
zuverlässig unterirdische Frauenbilder liefert, hat sich für die aktuelle
Staffel mehr Diversität verordnet.
Es gibt eine geflüchtete, eine gehörlose, eine kurvige und eine kleine
Kandidatin. Hautfarbe, Konfektionsgröße und Alter sollen keine
K.-o.-Kriterien mehr sein dürfen.
## Ist das jetzt ein Zeichen der Zeit oder bloß ein PR-Gag?
Sind sie also endgültig vorbei, die Zeiten, in denen junge, schöne Frauen
in Bikinis oder Badeanzügen an einer überwiegend männlichen Jury
vorbeistöckelten? Sich begutachten und bewerten, vorführen – und verkaufen
ließen? Oder wird hier immer noch von Charakter und Ausstrahlung gefaselt,
aber auf Brüste und Beine geschaut?
Die Miss-Wahl verzichtet tatsächlich auf den Bikinilauf, bei GNTM müssen
die Frauen, die natürlich auch immer noch Mädels oder Girls heißen,
stattdessen nackt laufen, Nippel und Scham knapp beklebt.
Was genau heißt dieser seltsame Wandel also jetzt? Ist das ein Zeichen der
Zeit oder des Untergangs? Ermutigung oder Verzweiflung? Ein Sieg des
Feminismus oder ein blöder PR-Gag?
Anscheinend sind Frauenkörper als Projektionsfläche einfach unschlagbar.
Die entsprechenden Formate für Männer bekamen nie so viel Aufmerksamkeit.
Obwohl es Anfang der Neunziger, in den wilden Zeiten des noch jungen
Privatfernsehens, mal eine lustige Show gab, die versuchte, den Spieß
umzudrehen. Bei „Mann-o-Mann“ mussten sich die Männer in albernen Spielchen
vor einer weiblichen Jury beweisen, die abgewählten Kandidaten wurden in
den Pool geschubst.
## Ein Streifzug durch die Miss-Geschichte
Aber da wird es dann eben auch immer gleich albern. Miss-Wahlen hingegen
waren mal ein beinhartes Geschäft. Und jetzt?
Anlass genug für einen Streifzug: Durch die an Absurditäten reiche
Geschichte der Miss-Wahlen, das seltsame Geschäftsmodell hinter den
Schönheitswettbewerben, die besten Filme zum Thema und die Halbwertzeit des
Krönchens.
Außerdem widmen wir uns den Fragen, ob „Body Neutrality“ nicht cleverer ist
als „Body Positivity“ – und welche Mission „Miss Bremen“ nun eigentli…
verfolgt.
Mehr über den Wandel der Misswahlen und Schönheitsideale lesen Sie in
unserem Wochenendschwerpunkt in der gedruckten taz am wochenende oder
[4][hier am E-Kiosk.]
5 Mar 2021
## LINKS
[1] /Berwerberin-zur-Miss-Germany/!5750592
[2] https://missgermany.de/
[3] https://www.prosieben.de/tv/germanys-next-topmodel
[4] /e-kiosk/!114771/
## AUTOREN
Nadine Conti
## TAGS
Sexismus
Body Positivity
Schönheitswettbewerb
Schönheitsideale
Schwerpunkt Rassismus
Holocaust
Schönheitswettbewerb
Kolumne Habibitus
Kolumne Poetical Correctness
Körperkult
Schönheit
Kolumne Notizen aus Belarus
Colorism
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