# taz.de -- Energieversorgung in Deutschland: Norwegen wichtigster Gaslieferant | |
> Die Skandinavier lösen Russland als Gasimporteur Nummer 1 ab. Auch dank | |
> des milden Wetters bleibt die Energieversorgung stabil. | |
Bild: Spezialschiff „Höegh Esperanza“ für neues LNG-Terminal | |
Berlin taz | Aufgrund des bislang vorwiegend milden Winters und hoher | |
Gasspeicherstände ist die Lage bei der Energieversorgung in Deutschland | |
weiterhin relativ entspannt. Die Gasspeicher sind zu 90,64 Prozent gefüllt. | |
Mehrere Tage in Folge konnte Gas eingespeichert statt entnommen werden. | |
Auch die Großhandelspreise haben nachgegeben. | |
„Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment stabil“, heißt es i[1][m | |
aktuellen Lagebericht der Bundesnetzagentur], die für die Bundesregierung | |
die Lage beurteilt. In der 51. Kalenderwoche 2022 lag der Gasverbrauch 23,8 | |
Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der vergangenen vier Jahre. | |
Gegenüber der Vorwoche sank der Verbrauch um 37,4 Prozent. Allerdings waren | |
auch die Temperaturen milder. Für die laufende Woche rechnet die | |
Bundesnetzagentur wegen des milden Wetters ebenfalls mit einem Rückgang. | |
Insgesamt betrachtet sie die Lage aber weiter als angespannt und ruft | |
weiterhin zum Energiesparen auf. | |
Bis zum Überfall auf die Ukraine war Russland für Deutschland der | |
wichtigste Gaslieferant. Die Drosselung und dann die Einstellung der | |
Lieferungen haben die Preise nach oben getrieben, Beobachter:innen | |
fürchteten für den Winter einen dramatischen Mangel. Deshalb hat die | |
Bundesregierung [2][im Juni die Alarmstufe des Notfallplans Gas | |
ausgerufen], die immer noch gilt. Inzwischen konnten die fehlenden | |
russischen Gaslieferungen nach Regierungsangaben aber komplett ersetzt | |
werden. Ausgeglichen wurden sie hauptsächlich über Flüssiggas, das | |
sogenannte LNG. Es kommt bislang vor allem aus Frankreich, den Niederlanden | |
und Belgien nach Deutschland. Um einen direkten Import zu ermöglichen, | |
lässt die Bundesregierung [3][zurzeit eigene LNG-Terminals errichten] – | |
Kritiker:innen monieren allerdings, dass die Kapazitäten viel zu hoch | |
sind. LNG ist als fossiler Energieträger auch deshalb umstritten, weil die | |
Förderung etwa aufgrund der in den Boden gepressten Chemikalien die Umwelt | |
stark schädigt. | |
Wichtigster Gaslieferant für Deutschland ist mittlerweile Norwegen. Die | |
Bundesregierung will die Energiekooperation mit dem skandinavischen Land | |
weiter ausbauen, kündigte ein Regierungssprecher mit Blick auf eine gerade | |
angetretene Reise von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nach | |
Norwegen an. „Dabei geht es um den Ausbau der Windenergie auf See, der | |
Wasserstoffwirtschaft, den Ausbau der Infrastruktur für erneuerbare | |
Energieträger sowie die Speicherung von CO2“, sagte der Sprecher. | |
## Preise geben nach | |
Auch bei der Stromversorgung ist die Lage aus Sicht der Bundesregierung | |
weiterhin stabil. Nach Angaben der Bundesnetzagentur hat der Stromverbrauch | |
in Deutschland 2022 leicht abgenommen, insgesamt um 4,0 Prozent auf 484,2 | |
Terrawattstunden. Gleichzeitig ist die Stromerzeugung um 0,4 Prozent | |
gewachsen. Davon stammten 48,3 Prozent aus erneuerbaren Energien, 2021 | |
waren es 42,7 Prozent. | |
Gas ist nicht nur ausreichend vorhanden, auch die Großhandelspreise haben | |
sich in den vergangenen Wochen deutlich entspannt, teilte die | |
Bundesnetzagentur mit. | |
Im Vergleich zum Oktober 2022 gingen die Preise im November um 4,5 Prozent | |
zurück. „Einen Preisrückgang gegenüber dem Vormonat in dieser Höhe hat es | |
bisher nicht gegeben“, teilte das Statistische Bundesamt am Mittwoch mit. | |
Für Privatverbraucher und kleinere Unternehmen hat das aber zunächst keine | |
Folgen, weil sie in der Regel langfristige Verträge haben. Sie profitieren | |
aber von der Gas- und der Strompreisbremse, die am 1. März rückwirkend zum | |
1. Januar eingeführt werden. | |
Aufgrund der hohen Energiekosten und der dadurch getriebenen Inflation | |
hatten Manager:innen und Ökonom:innen einen Wirtschaftsabschwung im | |
Winter befürchtet. Für die Industrie zeichnet sich aber eine leichte | |
Entspannung ab. Die Einkaufspreise sind nach Angaben des Bundesverband | |
Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME) im Dezember das dritte Mal | |
infolge gesunken. Sie liegen allerdings immer noch deutlich über dem | |
Vorpandemieniveau. | |
4 Jan 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bundesnetzagentur.de/DE/Gasversorgung/aktuelle_gasversorgung/st… | |
[2] /Bundesregierung-ruft-Alarmstufe-aus/!5859879 | |
[3] /Kritik-an-LNG-Terminal/!5900446 | |
## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
## TAGS | |
Gas | |
Energie | |
Bundesnetzagentur | |
Energiekrise | |
Energie | |
Energie | |
Robert Habeck | |
Schwerpunkt Klimawandel | |
Energie | |
Energiekrise | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ausbau der Infrastruktur für Flüssiggas: Linke kritisiert Kosten für LNG | |
Werden Steuerzahlende den LNG-Ausbau finanzieren und Konzerne die Gewinne | |
kassieren? Das fürchtet der Linksfraktions-Abgeordnete Victor Perli. | |
Konjunkturprognose der Industrie: Ab Frühjahr geht’s aufwärts | |
Der Bundesverband der Deutschen Industrie rechnet mit leichten Einbrüchen | |
im 1. Quartal. Das Problem hoher Energiekosten bleibt. | |
Energieversorgung in Deutschland: Die Gasspeicher sind gut gefüllt | |
Attac protestiert vor einem Branchentreffen in Berlin. Die | |
Aktivist:innen fordern die Vergesellschaftung von Energiekonzernen. | |
Wasserstoffdeal mit Norwegen: Immer diese Widersprüche | |
Wasserstoff aus Norwegen, der aus Erdgas erzeugt wurde: Beim Energieeinkauf | |
zerschellt die deutsche moralische Überlegenheit an der Realität. | |
Studie zu CO2-Ausstoß in Deutschland: Kohle torpediert Klimaziele | |
Deutschlands CO2-Ausstoß ist im vergangenen Jahr nicht gesunken. Energie | |
aus Kohle und Öl machten die sonstigen Treibhausgas-Einsparungen zunichte. | |
Entspannung an Großhandelsmärkten: Habeck erwartet sinkende Gaspreise | |
Der Wirtschaftsminister geht für 2023 von fallenden Preisen für Gas auch | |
für Verbraucher aus. Zuletzt füllten sich auch die Speicher wieder. | |
Methanabfackelung in Großbritannien: Verschwendung ist günstiger | |
Britische Firmen fackeln Methan ab, mit dem 750.000 Haushalte versorgt | |
werden könnten. Dabei könnte dies technisch verhindert werden. |