| # taz.de -- Konjunkturprognose der Industrie: Ab Frühjahr geht’s aufwärts | |
| > Der Bundesverband der Deutschen Industrie rechnet mit leichten Einbrüchen | |
| > im 1. Quartal. Das Problem hoher Energiekosten bleibt. | |
| Bild: Laut BDI wächst der Export nur um 1 Prozent, Containerhafen in Hamburg | |
| Berlin taz | Der Staat soll für niedrige Strom- und Gaskosten, den raschen | |
| Ausbau der erneuerbaren Energien, schnellere Genehmigungen und für die | |
| Verbesserung der Infrastruktur sorgen – die Wunschliste des Bundesverbands | |
| der Deutschen Industrie (BDI) an die Bundesregierung ist lang. Gleichzeitig | |
| verlangt der Lobbyverband Steuersenkungen für Unternehmen und die | |
| [1][Abschaffung des Solidaritätszuschlags,] der ohnehin nur noch bei sehr | |
| hohen Einnahmen gezahlt werden muss. Einen Widerspruch sieht | |
| [2][BDI-Präsident Siegfried Russwurm] darin nicht. Für eine Aufweichung der | |
| Schuldenbremse zur Finanzierung seiner Wünsche ist er schon gar nicht. Der | |
| Staat müsse bei seinen Ausgaben stärker „priorisieren“, sagte er am | |
| Dienstag in Berlin bei der Vorstellung der BDI-Prognose für das Jahr 2023. | |
| Die rot-grün-gelbe Bundesregierung hat der Industrie in der Energiekrise | |
| infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine mit diversen Hilfen stark | |
| unter die Arme gegriffen. Auch deshalb bleibt in diesem Jahr der aufgrund | |
| von Lieferkettenproblemen und Inflation lange befürchtete herbe | |
| Wirtschaftseinbruch offenbar aus. „Wir rechnen für 2023 mit einem Minus von | |
| 0,3 Prozent“, sagte Russwurm. Der BDI geht davon aus, dass die deutsche | |
| Wirtschaft nach milden Einbrüchen in den ersten drei Monaten dieses Jahres | |
| ab dem Frühjahr wieder wächst. | |
| Es gebe aber keinen Grund für eine Entwarnung, betonte der BDI-Präsident. | |
| Bei den deutschen Exporten sei mit einem Zuwachs von nur 1 Prozent zu | |
| rechnen – Prognosen zufolge wächst der globale Handel in diesem Jahr aber | |
| um 1,5 Prozent. „Wir verlieren erneut Marktanteile“, sagte er. Eine große | |
| Rolle spielen dabei nach seiner Überzeugung die Energiekosten. In den USA | |
| koste dort gefördertes Gas nur ein Fünftel so viel wie in Deutschland, | |
| berichtete Russwurm. „Der Kostenfaktor Energie schwächt längst nicht nur | |
| energieintensive Unternehmen, sondern hat spürbare Auswirkungen auf die | |
| gesamten Wertschöpfungsketten der Industrie.“ | |
| Um die hohen Energiekosten gerade für die Industrie abzufedern, hat die | |
| Bundesregierung eine [3][Strom- und Gaspreisbremse] auch für Unternehmen | |
| eingeführt. „Viele können sie nicht in Anspruch nehmen“, sagte Russwurm, | |
| der selbst einer der drei Vorsitzenden der Kommission für die Entwicklung | |
| der Gaspreisbremse war. Zahlen konnte er nicht nennen. Ein Problem sind | |
| bürokratische EU-Vorgaben. Ein anderes ist aus Sicht der Industrie, dass | |
| die Bremsen nur gezogen werden können, wenn der Gewinn der Unternehmen 2023 | |
| um 40 Prozent zurückgeht. | |
| 17 Jan 2023 | |
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| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
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