# taz.de -- DGB kritisiert Boni-Verbot: Kotau vor den Konzernen | |
> Die DGB-Chefin kritisiert das staatliche Boni-Verbot für subventionierte | |
> Unternehmen – ein verblüffendes Rollenverständnis einer | |
> Gewerkschaftschefin. | |
Bild: Konzernfreundliche DGB-Chefin Fahimi | |
Der Staat tut viel für die deutsche Industrie. Der Energiepreisdeckel der | |
Ampel wird Firmen und Konzerne vor explodierenden Preisen für Gas und Strom | |
schützen. Dieser [1][Doppel-Wumms] wird für Staat und SteuerzahlerInnen | |
ziemlich teuer. Die Ampel plant für nächstes Jahr 49 Milliarden Euro ein, | |
damit der Wirtschaft weiter billige Energie zur Verfügung steht. Das sieht | |
man in der EU genauso skeptisch wie den ewigen bundesdeutschen | |
Exportüberschuss, der mit dieser Subvention für Chemie- und Metallindustrie | |
wohl auch gerettet wird. | |
Die Ampel fördert die Industrie mit der Gießkanne. Dafür hat sie sich | |
immerhin zu zwei Auflagen durchgerungen. Firmen, die mindestens 25 | |
Millionen Euro Staatsgeld bekommen, dürfen an Manager nur bereits | |
vereinbarte Boni ausschütten – und wer 50 Millionen Euro und mehr bekommt, | |
darf keine Dividenden an Aktionäre zahlen. [2][Beides sei Ausfluss einer | |
„kapitalismuskritischen Grundsatzdebatte“, die „effektives Handeln in der | |
Realität“ verhindere]. Vom Staat subventionierte Unternehmen müssten ihren | |
Aktionären weiter Dividenden zahlen können. Die Ampel habe „die normalen | |
Mechanismen der Marktwirtschaft“ nicht begriffen. Jetzt drohe die | |
Deindustrialisierung Deuschlands. | |
Diese Einsicht in die eiserne Logik des Kapitalismus verdanken wir nicht | |
dem BDI oder Arbeitergeberfunktionären. Sie stammt von [3][DGB-Chefin | |
Yasmin Fahimi], die früher mal SPD-Generalsekretärin war. Verblüffend ist | |
auch die Vorstellung von Marktwirtschaft, die offenbar in der neuen | |
DGB-Führungsetage herrscht. Marktwirtschaft ist demzufolge, wenn die | |
SteuerzahlerInnen dafür sorgen, dass die Aktionäre von BASF, Merck oder VW | |
weiter Dividenden bekommen. Und die Manager ihre Boni. Also eine | |
Umverteilung von unten nach oben. | |
## Nötig sind selbstbewusste Gewerkschaften | |
Dass die oberste deutsche Gewerkschafterin die Regierung auffordert, bitte | |
die Fehler, die bei der überstürzten Bankenrettung gemacht wurden, zu | |
wiederholen, ist erstaunlich. Chemie- und Metallindustrie werden nicht | |
bankrottgehen oder abwandern, weil sie (für ein Jahr) keine Dividenden | |
ausschütten dürfen. | |
Der bundesdeutsche Korporatismus ist besser als sein Ruf. Die | |
Zusammenarbeit von Gewerkschaften, Arbeitgebern und Staat wird nötig sein, | |
um den klimaneutralen Umbau der Wirtschaft zu managen – ein gigantisches | |
Projekt, das viele Gewinner und viele Verlierer produzieren wird. Dafür | |
braucht man selbstbewusste, konfliktfähige Gewerkschaften – als | |
kooperativen Gegenpart der Unternehmen. Eine DGB-Chefin, die sich | |
blindlings den Interessen von Konzernen unterordnet, braucht man nicht. | |
29 Dec 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Entlastungspaket-der-Bundesregierung/!5882339 | |
[2] https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/dgb-chefin-yasmin-fahimi-vert… | |
[3] /Neue-DGB-Vorsitzende-Fahimi/!5850673 | |
## AUTOREN | |
Stefan Reinecke | |
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