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# taz.de -- Yasmin Fahimi wird neue DGB-Vorsitzende: Fatales Signal an die Besc…
> Mit Yasmin Fahimi wird eine Ex-SPD-Funktionärin Gewerkschaftschefin.
> Nötig wäre aber eine Vorsitzende, die nicht in alten Parteiloyalitäten
> steckt.
Bild: Überraschung: Yasmin Fahimi
Mit Yasmin Fahimi soll zum ersten Mal [1][eine Frau an der Spitze des
Deutschen Gewerkschaftsbunds stehen]. Dass der DGB endlich von einer Frau
repräsentiert wird, ist gut, ja, sehr gut. Aber der Bonus, den Fahimi
mitbringt, gleicht ihren Malus als Sozialdemokratin nicht aus. Die
Gewerkschaften hätten sich für eine:n Repräsentant:in ohne
SPD-Funktionärskarriere entscheiden müssen.
Als Ex-SPD-Generalsekretärin wird Fahimi in erster Linie [2][als
Parteipolitikerin] wahrgenommen. Mit ihr wird in kurzer Zeit wiederholt
eine Frau aus der aktiven Politik in die Vorstandsetage des DGB geholt. Die
Grüne Anja Piel hatte bei den Vorstandswahlen ihrer Partei gegen Annalena
Baerbock verloren und zog danach in den DGB-Vorstand. Dabei haben die
Gewerkschaften durchaus mehr als genug eigene fähige Funktionärinnen. Im
Gegensatz zu Piel kann Fahimi eine Gewerkschaftskarriere bei der
konservativen IG BCE aufweisen, die sie in SPD-Ämter gespült hat.
Jetzt zurück auf die Gewerkschaftsseite zu wechseln – davon mögen die SPD
und Fahimi etwas haben, nicht aber die Beschäftigten. Die Mitgliedszahlen
der Gewerkschaften [3][gehen seit Jahren zurück]. Immer mehr Menschen
wenden sich ab, weil in ihren Augen Funktionär:innen Pfründen
untereinander verteilen und parteipolitische Terrains abstecken – für
Leiharbeiter:innen, andere prekär Beschäftigte oder Menschen im
Niedriglohnsektor aber zu wenig getan wird.
Auch wenn diese Wahrnehmung ungerecht ist, weil viele Gewerkschaftsleute
hart für diese Gruppen kämpfen: Der Vertrauensverlust ist enorm. Er ist vor
allem eine Folge der Schröder-Ära. Die Gewerkschaften hatten der massiven
Ausweitung des Niedriglohnsektors, der Enteignung der Beschäftigten über
die Kürzung der Rentenansprüche und der Hartz-Gesetzgebung viel zu wenig
entgegengesetzt. Mit einer aktiven SPD-Politikerin an der DGB-Spitze wird
dieser Vertrauensverlust weiter zunehmen.
## Erbitterte Verteilungskämpfe
Das ist fatal, denn in den kommenden Jahren werden starke Gewerkschaften so
nötig sein wie nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik. Die
wirtschaftlichen Folgen der Coronakrise und der Wandel der Arbeitswelt
durch die Digitalisierung werden zu erbitterten Verteilungskämpfen führen.
Wie sich die Ampelregierung positionieren wird, ist unklar.
Aber: SPD-Kanzler Scholz steht für die Schröder-Ära, nicht für soziale
Gerechtigkeit. Erforderlich wäre eine DGB-Vorsitzende, die nicht in
Parteiloyalitäten eingebunden, sondern über jeden Zweifel erhaben ist, bei
Konflikten im Sinne der SPD zu handeln. Das Mindeste ist, dass Fahimi ihr
Bundestagsmandat und ihren Posten im Parteivorstand aufgibt.
27 Jan 2022
## LINKS
[1] /Yasmin-Fahimi-soll-DGB-Chefin-werden/!5827573
[2] /SPD-Generalsekretaerin-Fahimi/!5247042
[3] https://www.dgb.de/uber-uns/dgb-heute/mitgliederzahlen
## AUTOREN
Anja Krüger
## TAGS
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