# taz.de -- Fotos für rechtspopulistische Medien: Nicht nur eine Frage des Pre… | |
> Die Bildagentur Imago Images verkauft ihre Fotos auch an rechte Medien. | |
> Einige Pressefotograf:innen stört das. | |
Bild: Pressefotograf:innen stehen nicht immer im Pulk, wie hier beim Radiopreis… | |
Pressefotograf:innen arbeiten oft unter prekären Bedingungen. Seit | |
Jahren fallen die Preise für [1][Pressefotos]. Viele Fotograf:innen | |
vertreiben ihre Fotos über Bildagenturen – etwa dpa, Picture Alliance oder | |
Imago Images. Über die lassen sich in der Regel mehr Bilder verkaufen, so | |
können Fotograf:innen die gesunkenen Preise ausgleichen. Die | |
Preisspanne pro Nutzungslizenz für ein Foto rangiert von 4 bis über 120 | |
Euro pro Bild. Den Erlös teilt sich die Fotograf:in mit der Agentur. | |
Problematisch wird das aus Sicht einiger Fotograf:innen, wenn zu den | |
potenziellen Kund:innen auch solche gehören, die man als | |
rechtspopulistisch einschätzt. Imago Images verkauft auch Bildlizenzen an | |
Publikationen wie den Deutschlandkurier, Journalistenwatch und Tichys | |
Einblick. | |
Die taz hat mit zwei Fotojournalisten gesprochen, bei denen rechte Medien | |
und Blogs in den Abrechnungen der Agentur Imago Images auftauchten. Aus | |
Sorge vor rechtlichen Folgen wollen sie anonym bleiben. Im Jahr 2020 | |
verfassten sie einen Brief, gemeinsam mit anderen Pressefotograf:innen, die | |
ihre Lizenzrechte ebenfalls nicht an rechte Medien weitergeben wollten. Sie | |
forderten Imago Images auf, rechte Kund:innen für ihre Bilder zu sperren. | |
Die Antwort der Agentur Imago damals: Das Sperren von einzelnen | |
Kund:innen sei technisch nicht möglich. Zudem wolle Imago keine | |
Selbstzensur betreiben, da dies die Meinungs- und Pressefreiheit | |
einschränke. Das Schreiben liegt der taz vor. Darin steht auch: Eine | |
Einordnung als rechts beruhe allein auf der subjektiven Einschätzung. | |
Sollte den Fotograf:innen das nicht passen, stehe es ihnen frei, die | |
Zusammenarbeit zu beenden. | |
## „Ich bleibe Urheber“ | |
Warum das Sperren von Kund:innen nicht möglich sein soll, können die | |
beiden Journalisten nicht verstehen. „Bei anderen Agenturen kann ich | |
sehr wohl sagen, dass ich nicht will, dass meine Bilder zum Beispiel bei | |
der Bild landen. Und warum soll ich mir das auch nicht aussuchen können, an | |
wen meine Bilder weiterlizenziert werden, letztendlich bleibe ich ja | |
[2][Urheber]“, sagt einer von ihnen. | |
Die Entscheidung, an gewisse Kund:innen nicht zu verkaufen, kann | |
beruflich wichtig sein. Als Journalist:in ist man bei gewissen Themen | |
auf einen Vertrauensvorschuss angewiesen. Dazu gehört, dass Menschen | |
nachvollziehen können, für wen man arbeitet: „Wenn ich zum Beispiel an | |
einer Geschichte mit Geflüchteten arbeite und die finden raus, dass meine | |
Bilder bei rechten Medien landen, dann bedeutet das einen Vertrauensbruch, | |
der meine Arbeit unmöglich macht“, sagt der andere. | |
Die Arbeit für rechte Medien könne, obgleich unfreiwillig, rufschädigend | |
sein. „Ich stehe für seriösen Journalismus, der sich an Fakten hält, und | |
wenn meine Bilder und mein Name mit Artikeln in Verbindung gebracht werden, | |
die diesen Ansprüchen nicht genügen, im Zweifel sogar Fake News oder | |
Verschwörungsmythen verbreiten, dann widerspricht sich das. Das hat | |
Einfluss auf die Glaubhaftigkeit meiner journalistischen Arbeit.“ | |
Das ungewollte Verkaufen an rechte Medien kann auch zynische Züge annehmen. | |
Einer der beiden Fotografen berichtet: Bei einer rechtspopulistischen | |
Demonstration habe er fotografiert und sei dort von Neonazis aggressiv | |
bedroht und verfolgt worden. Ein paar Tage später sei sein Bild unter einem | |
rechtspopulistischen Text beim rechten Blog Journalistenwatch erschienen. | |
„Ich fand es so absurd, dass mein Bild, für das sie mich fast in einer | |
Seitenstraße umgehauen hätten, mit einem Text von Götz Kubitschek erschien | |
und es darum ging, dass die Demonstration nicht radikal genug war“, sagt | |
er. Für das Bild hat er am Ende 2,55 Euro verdient, wie aus einer | |
Abrechnung hervorgeht. | |
In den Verträgen der beiden mit der Agentur wird nicht ausgeschlossen, dass | |
Imago an rechte Medien verkaufen darf. Und da Imago nicht bereit ist, | |
Fotograf:innen mitbestimmen zu lassen, an wen die Bildlizenzen gehen, | |
haben sich beide entschieden, keine weiteren Bilder an Imago zu senden. | |
Trotz finanzieller Einbußen. Die Agentur möchte indes ihre Haltung von 2020 | |
offenbar nicht erneut kommentieren. Eine Anfrage der taz zur Problematik | |
ließ sie unbeantwortet. | |
21 Oct 2022 | |
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## AUTOREN | |
Daniel Schütz | |
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