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# taz.de -- Ohne Abschluss von der Schule: Bremens Abbruchquote ist hoch
> Fast jede*r zehnte Jugendliche verlässt Bremer Schulen ohne Abschluss.
> Armut erhöht das Risiko, aber auch ein später Zugang ins deutsche
> Schulsystem.
Bild: Und raus bist… Etwa jeder zehnte Jugendliche in Bremen verlässt die Sc…
Bremen taz | 612 Jugendliche haben 2021 in Bremen die Schule ohne Abschluss
verlassen – das ist fast jede*r zehnte. In einer Aktuellen Stunde hat sich
am Mittwoch die Bremische Bürgerschaft mit der Problematik beschäftigt.
Bremen gehört nach Sachsen-Anhalt zu den Ländern mit den höchsten
Abbruchquoten – und die Zahl ist 2019 noch einmal sprunghaft angestiegen:
Bis dahin verließen 8,7 Prozent der jungen Bremer*innen die Schule ohne
Abschluss, seitdem sind es in etwa 9,5 Prozent.
Diejenigen, die abgehen, kommen – so erklärt es [1][Bildungssenatorin
Sascha Aulepp (SPD)] – vor allem aus drei Gruppen. Zum einen sind da jene
mit schwierigem sozioökonomischem Hintergrund: Arbeitslosigkeit, Armut und
Bildungsferne im Elternhaus führen verhältnismäßig häufig zu
Schulabbrüchen. Zweitens betroffen sind Jugendliche mit sonderpädagogischem
Förderbedarf. Ihre Zahl an den Regelschulen ist in den letzten Jahren
weiter gestiegen.
Die dritte Gruppe sind Menschen mit Migrationserfahrung. Die Abbruchquote
ist tendenziell höher, wenn die Muttersprache im Elternhaus nicht Deutsch
ist. Vor allem aber diejenigen, die erst als Jugendliche nach Deutschland
geflüchtet sind, haben Probleme, hier in der Regelzeit ihren Abschluss zu
machen.
## Die Statistik zählt nicht überall gleich
Der Anstieg an fehlenden Schulabschlüssen zwischen 2018 und 2019 dürfte vor
allem auf diese letzte Gruppe zurückzuführen sein: Ein Fünftel der
Betroffenen habe zuvor nur ein einziges Jahr im deutschen Schulsystem
verbracht, so die bildungspolitische Sprecherin der SPD, Gönül Bredehorst.
In manchen anderen Bundesländern werden junge Geflüchtete, die erst spät
nach Deutschland kommen, [2][gar nicht erst in Regelschulen aufgenommen] –
sie tauchen dann auch nicht in den Abbrecherquoten auf. Das Gleiche gilt
für Schüler*innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf in Bundesländern,
[3][die die Inklusion noch nicht vollständig umsetzen.] Ein Teil der
schlechten Zahlen ist also auf ein inklusiveres Schulsystem in Bremen
zurückzuführen.
Es gebe, schließt Bredehorst in ihrem Redebeitrag, offenbar „komplexe
soziale Herausforderungen, auf die wir zu weiten Teilen keinen Einfluss
haben“. Das Grundproblem sei die „strukturelle Zusammensetzung der
Bevölkerung Bremens“.
## Berufsbildende Schulen fangen Einiges auf
Machtlos den äußeren Umständen ausgesetzt – ganz so sehen das die anderen
Fraktionen nicht. Selbst die Koalitionspartner weisen auf Versäumnisse der
Vergangenheit hin. Frühe Sprachförderung etwa habe man viel zu lang
versäumt, kritisiert Christian Hupe von den Grünen das SPD-geführte
Bildungsressort: Bereits 2019 hatte die Bürgerschaft den Senat mit einem
Konzept beauftragt, erst jetzt im Juni hat der Senat für alle Kinder mit
Förderbedarf ein verbindliches Kitajahr vor der Einschulung beschlossen.
Yvonne Averwerser kritisiert vor allem den Umgang mit Schulmeider*innen,
auf die das System oft zu spät reagiere: „Es gibt zwar einen
Maßnahmenkatalog, aber niemand hält sich daran, weil die Ressourcen
fehlen“, so die CDU-Abgeordnete. Und Hauke Hilz von der FDP bemängelt, dass
nicht erst seit der Fachkräftekrise, sondern schon seit 2009
Sozialarbeiter*innen an Schulen fehlten. „Damals scheiterte es dann
am Geld.“
Immerhin ein Teil der Abgänger wird aufgefangen: Etwa ein Drittel von ihnen
macht einen Abschluss an einer der Berufsbildenden Schulen nach. Ihren
Anteil könnte man steigern, glaubt Sofia Leonidakis: „Das Recht auf
Schulbesuch sollte es auch über das 18. Lebensjahr hinaus geben“, fordert
die sozialpolitische Sprecherin der Linken. „Wer es bis dahin nicht
geschafft hat, sollte im Übergangssystem bleiben dürfen.“
15 Oct 2022
## LINKS
[1] /Neue-Bremer-Bildungssenatorin/!5762307
[2] https://kultusministerium.hessen.de/Unterricht/Sprachkompetenz/Schulisches-…
[3] /Inklusion-in-der-Bildung/!5780922
## AUTOREN
Lotta Drügemöller
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