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# taz.de -- Proteste in Iran: Aus für die Islamische Revolution
> Die Hidschab-Proteste richten sich auch gegen die klerikale, korrupte
> Führung. Es geht um die Abschaffung der Islamischen Republik.
Bild: In Teheran breiten sich die Proteste gegen die iranische Führung immer w…
Wann wird eine Revolte zur Revolution? Der erzkonservative iranische
Präsident Ebrahim Raisi hat dazu aufgerufen, „entschiedener“ – also
brutaler – gegen die Demonstrant*innen vorzugehen. Doch auch der letzte
Schah in Iran, Mohammed Reza Pahlavi, hatte einen ausgeklügelten und
gefürchteten Unterdrückungsapparat aufgebaut. Dennoch wurde er letztlich
aus dem Land gejagt.
Wird ein bestimmter Kipppunkt erst einmal erreicht, ist es wie beim Klima:
Es gibt kein Zurück mehr. Natürlich kann niemand voraussehen, ob die
aktuellen Proteste diesen einen entscheidenden Funken haben werden, der für
eine Revolution nötig ist. Der [1][„Grünen Revolution“] von 2009 fehlte
trotz der Massendemonstrationen dieser Funke. Das könnte dieses Mal anders
sein.
Schon jetzt verändert der Hidschab-Aufstand den Iran ebenso wie den Nahen
und Mittleren Osten. 1979 hat die [2][Islamische Revolution] ein
internationales Beben ausgelöst. Erstmals übernahmen Geistliche ein großes
und wegen seines Ölreichtums bedeutendes Land. Die Ölkonzerne wurden
verstaatlicht, die Amerikaner rausgeworfen. Man fürchtete zudem eine
„Ansteckungsgefahr“, und die Ajatollahs selbst nährten diese Ängste.
Spätestens jetzt ist klar: Diese Islamische Revolution ist längst
gescheitert. Sie hat lediglich erreicht, dass die iranische Bevölkerung
säkularer und antiklerikaler ist als die aller Nachbarn zusammen. Iran
könnte das erste islamisch geprägte Land der Region werden, das eine
Trennung von Staat und Religion erzwingt. Die Bilder von brennenden
Kopftüchern sind jedenfalls in der Welt. Sie schocken das Regime, aber auch
die Menschen im Libanon, Irak, in Ägypten und Saudi-Arabien.
## Korruption ist verbreiteter denn je
Die Iraner*innen bekommen genauso wenig vom Rohstoffreichtum ihres
Landes ab wie unter dem Schah, sie sind genauso arm geblieben. Über die
deutsche Inflationsrate von 7 bis 8 Prozent können die Iraner*innen nur
lachen. Sie kämpfen mit über [3][50 Prozent Inflation]. Die Korruption ist
verbreiteter denn je und die internationalen Sanktionen machen vor allem
jenen zu schaffen, die keinen Zugang zu den Fleischtöpfen der Macht haben.
Bei früheren Protestwellen ging es darum, die Islamische Republik zu
reformieren. Jetzt geht es um ihre Abschaffung. Die brennenden Kopftücher
in Iran sind deshalb nicht allein Sinnbild für einen Aufstand der Frauen.
Sie sind das Symbol für den Hass auf die Ajatollah-Diktatur. Aus diesem
Grund können sich so viele Menschen dahinter sammeln.
Tot ist das Regime aber noch nicht. Auch wurden die Revolutionsgarden nicht
auf die Demonstrant*innen losgelassen. Wenn das geschieht, wird noch
viel Blut fließen.
26 Sep 2022
## LINKS
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## AUTOREN
Silke Mertins
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