| # taz.de -- Folgen der Energiekrise: Gasumlage könnte schnell wegfallen | |
| > Im Bundeswirtschaftsministerium gibt es Zweifel, ob die Abgabe rechtlich | |
| > haltbar ist. Die Entscheidung darüber trifft FDP-Finanzminister Lindner. | |
| Bild: Für die Rettung der Konzerne sollen Haushalte und Unternehmen 2,4 Cent p… | |
| Berlin taz Die [1][umstrittene Gasumlage] zur Rettung angeschlagener | |
| Energiekonzerne wird möglicherweise nur kurzfristig erhoben und durch eine | |
| andere Lösung abgelöst. Nach taz-Informationen hat das von Robert Habeck | |
| (Grüne) geführte Bundeswirtschaftsministerium „finanzverfassungsrechtliche | |
| Zweifel“ an der Umlage angesichts des wachsenden Finanzbedarfs der | |
| Energiekonzerne und der möglichen Verstaatlichung von Uniper. Trotzdem | |
| arbeitet das Ministerium an den von Habeck angekündigten Änderungen der | |
| Gasumlage und will die entsprechende Vorlage in Kürze in die Abstimmung mit | |
| anderen Ministerien geben. | |
| Mit der ab 1. Oktober geltenden Gasumlage will die Bundesregierung | |
| Unternehmen retten, die aufgrund der Lieferausfälle von russischem Gas | |
| zunehmend in Not geraten. Weil Konzerne wie Uniper, VNG und der | |
| Gazprom-Germania-Nachfolger Sefe auf dem Markt zu enormen Preisen Ersatz | |
| kaufen müssen, um ihre Verpflichtungen gegenüber Kund:innen zu erfüllen, | |
| stehen sie vor existenziellen Problemen. Die Bundesregierung fürchtet | |
| Schwierigkeiten bei weiteren Gaslieferungen, wenn diese Unternehmen | |
| kollabieren. Deshalb will sie die Konzerne retten. Nach jetzigem Stand auf | |
| Kosten der Kund:innen, was unter anderem zu [2][Protesten von | |
| Verbraucherschützer:innen und Sozialverbänden geführt] hat. Für die | |
| Rettung der Konzerne werden Privathaushalte und Unternehmen 2,4 Cent pro | |
| Kilowattstunde Gas zahlen. Damit sollen insgesamt 34 Milliarden Euro pro | |
| Jahr zusammenkommen. Ursprünglich sollten davon zwölf Konzerne profitieren. | |
| Weil darunter Unternehmen sind, die derzeit wegen der hohen Energiepreise | |
| Gewinne machen, gibt es starke Kritik an der Umlage. Robert Habeck hat | |
| deshalb Änderungen angekündigt. Von der Umlage sollen demnach nur Konzerne | |
| profitieren, die wirklich in Not sind. Nach Angaben des | |
| Bundeswirtschaftsministeriums wird der Kreis der Anspruchsberechtigten so | |
| reduziert, dass „Trittbrettfahrer“ nichts bekommen. Die Gesetzesänderung | |
| ist in Arbeit. Der Entwurf soll in Kürze in die Ressortabstimmung, hieß es. | |
| Habeck hat sich Zeit verschafft, in dem er das Fälligwerden der [3][Umlage | |
| auf November verschoben hat]. | |
| Davon unabhängig stellt sich das Bundeswirtschaftsministerium die Frage, ob | |
| die Umlage noch rechtlich haltbar ist, wenn der staatliche Hilfebedarf für | |
| die Energiekonzerne weiter wächst und nur wenige Unternehmen die Umlage | |
| erhalten, an denen der Staat beteiligt ist. So steht die Verstaatlichung | |
| von Uniper auf der Tagesordnung. Der Konzern teilte am Dienstag mit, er | |
| befinde sich darüber mit der Bundesregierung und dem finnischen | |
| Großaktionär Fortum in abschließenden Gesprächen. Die prekäre Lage der | |
| Gasunternehmen erfordert ein weitaus höheres Engagement des Staates als | |
| bisher. Kommt es dazu, könnte rechtlich gesehen aus der Umlage eine | |
| Sonderausgabe werden, die möglicherweise nicht zulässig ist. | |
| ## Söder fordert Gasumlage-Aus | |
| In diesem Fall müsste die Umlage abgelöst werden durch Hilfen aus dem | |
| Staatshaushalt – dann würden also nicht mehr die Kund:innen, sondern die | |
| Steuerzahler:innen für die Rettung aufkommen. Die Frage der | |
| rechtlichen Zulässigkeit kann aber nicht im Bundeswirtschaftsministerium | |
| geklärt werden. Das muss im von Christian Lindner (FDP) geführten | |
| Bundesfinanzministerium geschehen. Nach taz-Informationen prüft das | |
| Ministerium die Lage, wann entschieden wird, ist unklar. Die Gasumlage soll | |
| aber als „Brücke“ zunächst auf jeden Fall erhoben werden. | |
| Teile der SPD, die Linkspartei und die Union haben die Umlage von Anfang an | |
| kritisch gesehen. CSU-Ministerpräsident Markus Söder forderte am Dienstag | |
| das Aus. „Die Gasumlage war von Anfang an Murks und muss so schnell wie | |
| möglich beseitigt werden“, sagte er. | |
| 20 Sep 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Energiekrise/!5872625 | |
| [2] /Einfuehrung-der-Gasumlage/!5874420 | |
| [3] /Wirtschaftsminister-Habeck-entscheidet/!5881880 | |
| ## AUTOREN | |
| Anja Krüger | |
| ## TAGS | |
| Energiekrise | |
| Gas | |
| Energie | |
| Robert Habeck | |
| Preise | |
| Ampel-Koalition | |
| Ampel-Koalition | |
| Gas | |
| Energie | |
| Schwerpunkt Armut | |
| Energiekrise | |
| Robert Habeck | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Streit um Gasumlage: Nichts als Machtpoker | |
| Lindner scheint vergessen zu haben, dass er die Gasumlage mitbeschlossen | |
| hat. Habeck würde sie gern elegant loswerden. Schafft die Gasumlage doch | |
| ab. | |
| Verstaatlichung von Uniper: Gefährliches Zaudern | |
| Die Verstaatlichung von Uniper war überfällig. Jetzt muss die | |
| Bundesregierung nur noch Geld lockermachen. | |
| Nach der Verstaatlichung von Uniper: Ampel streitet über Gasumlage | |
| Die Ampel-Regierung übernimmt den Energiekonzern Uniper. Die Zukunft der | |
| Gasumlage ist ungewiss. | |
| Energiekrise in Europa: Uniper wird verstaatlicht | |
| Der Staat steigt mit 8 Milliarden Euro bei dem Energiekonzern ein und | |
| erhält 99 Prozent der Anteile. Der Bund hält erst mal an Gasumlage fest. | |
| Folgen der Inflation in Ostdeutschland: Es reicht einfach nicht | |
| Die hohen Preise bereiten Millionen Menschen Existenzprobleme. Besonders | |
| hart trifft es Ostdeutschland, wo Löhne und Renten noch immer niedriger | |
| sind. | |
| Wirtschaftsminister Habeck entscheidet: Zahlungen für Gasumlage verschoben | |
| Die ersten Abschlagszahlungen für die Gasumlage werden auf Ende Oktober | |
| verschoben. Der Staat will sich zudem stärker bei VNG und Uniper | |
| engagieren. | |
| Kritik an Entstehen der Gaspreisumlage: Streit um Konzernkonsultation | |
| Die Verordnung für die Gasumlage wurde von den Energiekonzernen gestaltet, | |
| kritisiert die Linkspartei. Das weist das Wirtschaftsministerium zurück. |