| # taz.de -- Wirtschaftsminister Habeck entscheidet: Zahlungen für Gasumlage ve… | |
| > Die ersten Abschlagszahlungen für die Gasumlage werden auf Ende Oktober | |
| > verschoben. Der Staat will sich zudem stärker bei VNG und Uniper | |
| > engagieren. | |
| Bild: Habeck bei der Pressekonferenz am 15. September | |
| Berlin dpa/rtr/taz | Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will sich in | |
| der Debatte um die [1][umstrittene Gasumlage] mehr Zeit verschaffen. Die | |
| ersten Abschlagszahlungen sollen auf Ende Oktober verschoben werden, wie | |
| aus einem Entwurf des Wirtschaftsministeriums hervorgeht, der der Deutschen | |
| Presse-Agentur vorliegt. Die Abschlagszahlungen für die Monate Oktober und | |
| November 2022 sollten „nicht vor dem 31. Oktober 2022 fällig“ sein, heißt | |
| es darin. Nach jetziger Rechtslage wären Abschlagszahlungen schon im | |
| September möglich. | |
| An der Einführung der Umlage zum 1. Oktober will [2][Habeck] dagegen nicht | |
| rütteln. Mit der Gasumlage sollen Gasimporteure gestützt werden, die wegen | |
| der hohen Einkaufspreise für russisches Gas in Schwierigkeiten geraten. | |
| Derzeit ist die Umlage für alle Gasnutzer auf rund 2,4 Cent pro | |
| Kilowattstunde festgelegt. | |
| Habeck bemüht sich derzeit, [3][den Kreis der berechtigten Firmen so | |
| einzuschränken], dass nur Unternehmen profitieren, die wirklich in Not | |
| sind. Mit dem Ausschluss einiger Firmen dürfte sich auch die Höhe der | |
| Umlage zumindest leicht ändern. Zudem muss die Änderung mit der EU | |
| rechtlich geklärt werden. Nach bisherigen Planungen sollte die Umlage pro | |
| Jahr etwa 34 Milliarden Euro erlösen. | |
| Wie hoch sie letztlich für Privatkunden und Unternehmen wird, hängt unter | |
| Umständen auch davon ab, ob der Bund sich stärker als bislang bekannt bei | |
| angeschlagenen Gasimporteuren wie Uniper oder VNG engagiert. Bei VNG, der | |
| Tochter des Karlsruher Versorgers EnBW, denkt die Bundesregierung derzeit | |
| über eine Minderheitsbeteiligung nach, meldete die Nachrichtenagentur | |
| Bloomberg am Donnerstag. | |
| ## Verstaatlichung von Uniper wird ausgelotet | |
| Beim kriselnden Energiekonzern Uniper lotet der Bund derzeit sogar offenbar | |
| eine Verstaatlichung aus. Die Gespräche zwischen Bundesregierung, Uniper | |
| und dem finnischen Mutterkonzern Fortum schritten voran, teilte das | |
| Unternehmen bereits am Mittwoch mit. | |
| Aufgrund der gestiegenen Unsicherheiten prüfe man alternative Lösungen, | |
| unter anderem „eine direkte Kapitalerhöhung, die zu einer signifikanten | |
| Mehrheitsbeteiligung des Bundes an Uniper führen würde“. Die Regierung | |
| hatte im Juli ein 19 Milliarden Euro schweres Rettungspaket für Uniper | |
| geschnürt. Dieses enthielt auch eine mögliche Beteiligung des Staates in | |
| Höhe von 30 Prozent. | |
| Das Wirtschaftsministerium hielt sich dazu bedeckt. „Wie bekannt, sind wir | |
| mit Uniper in Gesprächen. Diese Gespräche führen wir jetzt und spekulieren | |
| nicht“, erklärte eine Sprecherin. Auch die Frage, ob eine staatliche | |
| Übernahme der Firma die Gasumlage eventuell sogar unnötig mache, ließ die | |
| Sprecherin unbeantwortet. | |
| Der Düsseldorfer Versorger ist von den Gas-Lieferkürzungen Russlands schwer | |
| getroffen. Vor zwei Wochen war der Zufluss durch die Ostseepipeline Nord | |
| Steam 1 komplett versiegt. Uniper muss wegen langfristiger Lieferverträge | |
| für den Ersatz Gas am teuren Spotmarkt erwerben – und macht dabei | |
| Milliardenverluste. | |
| ## Kreditlinie ausgeweitet | |
| Zuletzt wurde bereits eine Kreditlinie der staatlichen Förderbank KfW für | |
| den Konzern ausgeweitet. Damit sei der bestehende Kreditrahmen von bislang | |
| 9 Milliarden Euro ausgeschöpft, erklärte Uniper Ende August. | |
| Die um die Jobs bangenden Arbeitnehmervertreter würden ein verstärktes | |
| Engagement des Bundes bei Uniper begrüßen. „Das wäre der richtige Schritt, | |
| um das Unternehmen zu stabilisieren“, sagte Konzernbetriebsratschef Harald | |
| Seegatz der Rheinischen Post. Uniper sei mit seinen rund 5.000 | |
| Beschäftigten allein in Deutschland für die Energieversorgung | |
| systemrelevant und benötige dauerhafte Unterstützung. „Deutschland braucht | |
| Uniper, und Uniper braucht den Staat“, so Seegatz. Arbeitnehmervertreter | |
| hatten bereits in einem Schreiben an die Bundesregierung um eine | |
| Mehrheitsübernahme gebeten. (taz/dpa/rtr) | |
| 15 Sep 2022 | |
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