Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Neue Antriebe in der Schifffahrt: Das geht noch grüner
> Ideen für nachhaltige Schiffsantriebe stehen im Fokus. Derzeit setzen die
> Reedereien bei neuen Schiffen allerdings noch oft auf das Flüssigerdgas
> LNG.
Bild: Was treibt den Motor an? Das ist auch in der Schifffahrt eine der wichtig…
Hamburg taz | Seeschiffe sind gegenüber Bahn, Lastwagen oder Flugzeug
vergleichsweise umweltverträglich. Und die maritime Wirtschaft zeigt
während ihrer 30. Weltleitmesse „Shipbuilding, Machinery & Marine
Technology“ (SMM) in Hamburg, dass [1][viele Frachter und Luxusliner
weniger schädlich über die Weltmeere schippern als noch vor Jahren].
Dennoch hat die Seefahrt erheblichen Anteil an den weltweiten
CO2-Emissionen. Noch verursacht der Schiffsverkehr – die Schätzungen der
Experten schwanken hier – um die 2,5 Prozent des weltweiten
Treibhausgas-Ausstoßes. Und die Flotte wächst, da viele Reeder auf einen
weiter zunehmenden Welthandel bauen.
Die Weltschifffahrtsorganisation IMO hat bislang lediglich das Ziel
vorgegeben, bis 2050 die Treibhausgas-Emissionen der Branche um mindestens
50 Prozent zu senken. Industrie und Werften sind ambitionierter. Denn
technisch sei die maritime Energiewende jetzt möglich, sagte der
Vorstandsvorsitzende von MAN Energy Solutions, Uwe Lauber. „Die Schifffahrt
kann umweltfreundlich sein und ab 2045 kein CO2 mehr ausstoßen.“ MAN ist
weltweit Marktführer für Motoren, die in große Schiffe eingebaut werden.
Dass die Technologie da ist, um beispielsweise mit wasserstoffbasiertem
Methanol oder Ammoniak emissionsarm zu fahren, zeigen neben MAN auch die
belgisch-britische ABC und viele Zulieferer unter den rund 2.000
Ausstellern aus mehr als 100 Ländern. „Es gibt längst Lösungen für saubere
Schiffe“, lautet entsprechend auch das Messefazit des Naturschutzbunds
Nabu. Dazu gehörten auch die Nutzung des Windes oder Brennstoffzellen.
Die Crux: Es fehlt konkret massenhaft an grünen Kraftstoffen – wie eben
Methanol – und allgemein an Regulierung, so der Schifffahrtsexperte des
Maschinenbauverbandes VDMA, Hauke Schlegel. Für den rechtlichen Rahmen ist
eigentlich die IMO in London zuständig. Immerhin ist die Seefahrt der
einzige Wirtschaftszweig mit weltweiten Regeln, im Umweltschutz etwa für
den Ausstoß von Schwefel. Doch die Mühlen der IMO mahlen langsam. Denn mit
ihren über 170 Mitgliedsländern, die meisten kommen aus dem wirtschaftlich
schwachen Globalen Süden, ist die Weltschifffahrtsorganisation auf
weitgehende Einmütigkeit geeicht.
## Gefragte Frachter
Dabei fehle es nicht am Geld: „In der Pandemie hat die Schifffahrt gut
verdient“, sagt Steve Gordon, Analyst bei Clarkson Research. So machte der
dänische Weltmarktführer Maersk allein im zweiten Quartal dank der extrem
hohen Frachtraten einen Gewinn von rund 9 Milliarden Euro – bei einem
Umsatz von 22 Milliarden.
Ein Blick in die weltweiten Orderbücher zeige denn auch, so Gordon, dass
die Werften für die nächsten zwei bis drei Jahre ausgebucht seien. „Der
Anteil der Neubestellungen mit alternativen Antrieben liegt bei über 40
Prozent“ – darunter allerdings viele Neubauten, die [2][mit dem
Flüssigerdgas LNG] laufen. In puncto „E-Fuels“ seien die Reeder insgesamt
noch sehr zurückhaltend, so Gordon, da sie nicht wüssten, auf welche
Brennstoffe sie nun setzen sollen. Eine schlechte Nachricht, da Frachter
etwa 30 Jahre lang in Betrieb bleiben.
Allerdings sei das kein anhaltendes Problem, versicherten Aussteller.
Herkömmliche Dieselmotoren könnten auf alternative Brennstoffe umgerüstet
werden. Bei LNG-Schiffen wäre das allerdings einfacher, weil sie bereits
größere Treibstofftanks besäßen. „Die Verfügbarkeit nachhaltiger Energie
für den Übergang ist sowohl die Frage als auch die Antwort auf die
Dekarbonisierung der Schifffahrt“, zeigt sich Lars Robert Pedersen von der
internationalen Reederorganisation BIMCO überzeugt. Wirtschaft und Politik
seien auch hier gefordert.
Hapag-Lloyd will wie andere Akteure nicht tatenlos auf die Politik warten.
„Retrofit“ nennt die fünftgrößte Container-Reederei der Welt ihr
Nachhaltigkeitsprogramm. Dabei werden Schiffe etwa mit hocheffizienten
Propellern eines deutschen Herstellers nachgerüstet. Allein diese
„Schiffsschrauben“ sollen Energieverbrauch und damit Emissionen um 10 bis
13 Prozent senken. Ende des Jahrzehnts will die Hamburger Reederei die
CO2-Intensität ihrer Schiffe um 30 Prozent gesenkt haben. In das
Flottenmodernisierungsprogramm will Hapag-Lloyd einen dreistelligen
Millionenbetrag investieren.
9 Sep 2022
## LINKS
[1] /Nachhaltiger-Transport/!5809411
[2] /Alternativer-Treibstoff/!5088186
## AUTOREN
Hermannus Pfeiffer
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
Schifffahrt
Nachhaltigkeit
GNS
Niederlande
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
Schwerpunkt Klimawandel
CO2-Emissionen
Schwerpunkt Klimawandel
Klimakonferenz in Dubai
Hafen
## ARTIKEL ZUM THEMA
E-Mobilität auch auf dem Wasser: Grachten werden Umweltzone
Im von Kanälen durchzogenen Amsterdam dürfen Schiffe teils nur noch
emissionsfrei unterwegs sein. Ganz so einfach ist der Umstieg auf E-Boote
nicht.
Wasserstoffbetriebene Züge in Hessen: Moderne Müllschlucker
Die weltgrößte Flotte wasserstoffbetriebener Züge fährt bald im Taunus. Der
Sprit kommt aus einem Industriepark und ist ein Abfallprodukt.
Klimaschutz im Schiffsverkehr: Pötte sollen für CO2 zahlen
Reedereien gehören zu den größten Klimasündern. Die Europäische Union will
die Branche nun deshalb in ihren Emissionshandel integrieren.
Schifffahrt ohne Diesel: Nachhaltig in die Zukunft
An der Weser hat man das erste Seeschiff weltweit mit umweltfreundlichem
Methanol-Antrieb gebaut. Diese Woche wurde der Forschungskutter getauft.
Optimierung von Schiffsantrieben: Dreckschleudern weniger dreckig
Der Hamburger Ingenieur Friedrich Mewis hat den Deutschen Umweltpreis
erhalten. Seine Erfindung hat bislang über zwölf Millionen Tonnen CO2
gespart.
Deutsche Schiffbauer enttäuscht: Energiewende nützt Werften wenig
Die deutsche Schiffbauindustrie hatte auf Aufträge im Zusammenhang mit dem
Ausbau der Offshore-Windräder gehofft. Bislang vergeblich.
Nachhaltiger Transport: Schifffahrt will Klimaneutralität
Die Branche will das Ziel bis 2050 erreichen. Bisherige Erfahrungen lehren
allerdings, dass eine Einigung der wichtigsten Staaten dauern kann.
Landstromanlagen in norddeutschen Häfen: Bund sponsert Steckdosen
Mit 176 Millionen Euro Finanzhilfe sollen zögerliche Landesregierungen und
Reeder dazu gebracht werden, in Landstromanlagen zu investieren.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.