| # taz.de -- Optimierung von Schiffsantrieben: Dreckschleudern weniger dreckig | |
| > Der Hamburger Ingenieur Friedrich Mewis hat den Deutschen Umweltpreis | |
| > erhalten. Seine Erfindung hat bislang über zwölf Millionen Tonnen CO2 | |
| > gespart. | |
| Bild: Abgase satt: Schiffe wie dieses verschärfen die Klimakrise | |
| Hamburg taz | Für Friedrich Mewis ist es eine große Ehre: „Den deutschen | |
| Umweltpreis zu gewinnen und vom Bundespräsidenten überreicht zu bekommen, | |
| ist natürlich der krönende Abschluss meines Arbeitslebens“, sagt der | |
| 71-Jährige, der schon seit über 50 Jahren im Schiffbau tätig ist. Den Preis | |
| teilt er sich mit Dirk Lehmann. Die beiden Ingenieure sind die | |
| Hauptverantwortlichen bei der Entwicklung des Becker Mewis Duct, kurz BMD. | |
| Die Vorrichtung hat seit 2008 mehr als zwölf Millionen Tonnen CO2 | |
| eingespart. | |
| [1][Die internationale Schifffahrt stößt pro Jahr rund 1,1 Milliarden | |
| Tonnen CO2 aus.] Der Anteil am weltweiten Treibhausgasausstoß liegt bei | |
| rund drei Prozent. Bemühungen, die Schifffahrt effizienter zu machen, sind | |
| essenziell, um die Klimakrise abzumildern. | |
| 28 Jahre arbeitete Mewis in der Schiffbau-Versuchsanstalt in Potsdam, | |
| anschließend in ihrem Hamburger Pendant. Seine Begeisterung für den Beruf | |
| entdeckte er in der elften Klasse. „Ich hatte die Gelegenheit, in den | |
| Ferien sechs Wochen auf dem Segelschulschiff ‚Wilhelm Pieck‘ zu | |
| verbringen“, erzählt Mewis. Das Schiff wurde während dieser Zeit kurz in | |
| der Neptun-Werft repariert. „Als ich diese riesigen Schiffe gesehen habe, | |
| an denen alle möglichen Arbeiten durchgeführt wurden, habe ich mich an Ort | |
| und Stelle entschlossen, Schiffbauer zu werden.“ | |
| Für das entsprechende Studium zog er nach Rostock. Sechs Jahre nach der | |
| Wiedervereinigung kam er schließlich nach Hamburg. 2001 sprach ihn dort | |
| nach einem Vortrag Dirk Lehmann an. Lehmann war damals neuer | |
| Geschäftsführer beim Hamburger Unternehmen Becker Marine Systems. Auf | |
| Mewis’ Idee hin baute Becker einteilige und damit effizientere Ruder für | |
| große Containerschiffe. | |
| Als Mewis dann schon in Rente war, kam Lehmann erneut auf ihn zu, mit der | |
| Bitte, an einer energiesparenden Vorrichtung für große Containerschiffe | |
| mitzuarbeiten. „Ich wusste durch meine langjährige Arbeit, was in diesem | |
| Bereich funktioniert und was nicht funktioniert. Wir konnten nichts Neues | |
| mehr erfinden, aber wir konnten zwei vorhandene Techniken miteinander | |
| kombinieren“, sagt Mewis. | |
| Von 2007 bis 2014 arbeiteten die beiden eng zusammen am Becker Mewis Duct. | |
| Die Vorrichtung besteht aus einer Düse, die für mehr Wasser im inneren Teil | |
| des Propellers und somit einen effizienteren Antrieb sorgt, und einem | |
| sogenannten Finsystem, das einen negativen Drall, entgegen der Drehrichtung | |
| des Propellers, erzeugt. Die Schiffe können so bis zu zehn Prozent ihres | |
| Treibstoffes und somit viele [2][umweltschädliche Emissionen] einsparen, | |
| ohne dabei an Geschwindigkeit einzubüßen. | |
| Für Mewis war die Arbeit an dem System zunächst nur ein spannendes Projekt. | |
| „Ich habe da nicht groß an CO2-Einsparung gedacht, sondern an Effektivität. | |
| Mittlerweile weiß ich aber auch, dass überall, wo es geht, der Ausstoß von | |
| CO2 verringert werden muss“, sagt der Ingenieur. Mittlerweile ist er nur | |
| noch beratend an dem Projekt beteiligt. Er wird noch immer laufend über | |
| Weiterentwicklungen informiert. | |
| Das BMD ist zwar nur bei rund fünf Prozent der aktuell fahrenden großen | |
| Containerschiffe verbaut, es gebe aber aus China gut funktionierende | |
| Nachbauten und neue Varianten, sagt Mewis. Die Schifffahrt ist durch seine | |
| und Lehmanns Erfindung einen großen Schritt klimafreundlicher geworden. | |
| [3][Auch die Kreuzfahrtbranche soll mittlerweile an dem System interessiert | |
| sein.] | |
| 17 Sep 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ben Reddig | |
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