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# taz.de -- Schifffahrt ohne Diesel: Nachhaltig in die Zukunft
> An der Weser hat man das erste Seeschiff weltweit mit umweltfreundlichem
> Methanol-Antrieb gebaut. Diese Woche wurde der Forschungskutter getauft.
Bild: Frisch getauft, mit Kurs auf Zukunft
Berne taz | [1][Bis 2050 wollen die Reedereien ja ganz und gar auf Schweröl
und Diesel verzichten]. Irgendwer muss also mal anfangen, all die großen
Schiffe klimaneutral aufs Meer zu schicken. Denn der weltweite
Schiffsverkehr gehört heute noch zu den am schnellsten wachsenden Quellen
von Treibhausgasen. [2][Maritime Transporte sind für gut 3 Prozent aller
CO2-Emissionen der EU verantwortlich].
Das erste deutsche Seeschiff, das nicht nur elektrisch, sondern auch mit
einem nachhaltigen Methanolantrieb fährt, wurde diese Woche feierlich an
der Weser getauft, von Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger
(FDP) höchstpersönlich. Gebaut hat es die Fassmer-Werft aus dem kleinen
Örtchen Berne, die sonst vor allem Rettungsboote baut, ein Familienbetrieb
in fünfter Generation. In Auftrag gegeben hat die „Uthörn II“ das
Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven, Helmholtz-Zentrum für Polar-
und Meeresforschung. Sie ist ein Forschungskutter für die Nordsee.
Das ist doch reine Symbolpolitik, könnte man jetzt einwenden. „Das ist die
Zukunft“, sagt nicht nur die FDP-Politikerin, auch die
Wissenschaftler:innen des AWI loben das neue Boot als „weltweit
vorbildhaft“. Und zwar nicht nur für neue Forschungsschiffe, sondern auch
und gerade für Frachter. Die werden bisher höchstens auf LNG umgerüstet,
aber das Flüssiggas ist halt nur eine Brückentechnologie, mit der sich
Reedereien ein paar Jahre Zeit erkaufen.
Manche setzen deshalb auf Wasserstoff, aber dafür braucht es große, schwere
Spezialbehälter an Bord. Die 35 Meter lange „Uthörn II“ hätte dann 6 Met…
länger sein müssen. Und die Energiedichte von Methanol ist zwar nur halb so
hoch wie die von Diesel, aber doppelt so hoch wie bei verflüssigtem
Wasserstoff, deshalb sind die Methanoltanks auch nur halb so groß wie
solche für Wasserstoff. Außerdem ist es gefahrlos zu transportieren.
## Auch große Reederei bestellt erste Methanol-Schiffe
Trotzdem wurde es als Kraftstoff in der Schifffahrt bislang nur
experimentell genutzt. Das ändert sich jetzt: Maersk, die größte
Container-Reederei der Welt, hat 2021 die ersten acht Containerschiffe
bestellt, die auch mit Methanol fahren können. Insgesamt betreibt Maersk
mehr als 700 Schiffe.
Die alte „Uthörn“ von 1982 verbrauchte im Schnitt pro Jahr 76 Tonnen
Dieselöl. Das entspricht einem CO2-Ausstoß von rund 243 Tonnen. Aber hätte
es auf dem neuen Schiff nicht auch ein reiner Elektroantrieb getan?
Das ist nur auf den ersten Blick eine Lösung: Für die 48 Seemeilen von
Bremerhaven zur AWI-Station auf Helgoland braucht die neue „Uthörn“ knapp 1
Tonne Methanol. Um die herzustellen, benötigt man etwa 10 Megawattstunden
Ökostrom. Eine vollelektrische „Uthörn“ bräuchte zwar nur 2,3
Megawattstunden, doch wären die Batterien etwa 60 Tonnen schwer. Eine
vollelektrische „Uthörn“ wäre also mehr als doppelt so groß.
Einen Haken hat die Sache mit dem Methanol: Es gibt bisher zu wenig
„grünes“ Methanol, und konventionelles wird aus fossilen Energiequellen
gewonnen. Allein Maersk gibt seinen Methanolbedarf mit 400.000 Tonnen pro
Jahr an. Für die „Uthörn“ soll das Methanol mit grünem Strom und Biomasse
hergestellt werden, dann stößt sie nur so viel CO2 aus, wie vorher der
Atmosphäre entnommen wurde.
3 Nov 2022
## LINKS
[1] /Nachhaltiger-Transport/!5809411
[2] https://www.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/2022/juli-2022/ikts…
## AUTOREN
Jan Zier
## TAGS
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