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# taz.de -- Die These: Olaf Scholz sollte mal Uno spielen
> Der Bundeskanzler räumte kürzlich ein, dass er das Kartenspiel Uno nicht
> kennt. Hätte er es gespielt, wäre er auf vieles besser vorbereitet
> gewesen.
Bild: In seinem ganzen Leben wollte offenbar nie jemand mit Scholz Uno spielen.…
Olaf Scholz hat kürzlich einen ungewöhnlichen Einblick in sein Privatleben
gewährt. Das ging ein bisschen unter im Nachrichtengewimmel von Gasumlage,
toten Fischen und Krieg. Beim [1][Tag der offenen Tür] im Kanzleramt
erzählte er Kindern am vergangenen Wochenende, dass er in der Schule früher
gut war. Seine Hobbys damals? „Ich war jemand, der ziemlich viel gelesen
hat.“ So weit, so langweilig. Dann aber fragte ein Junge, ob der Kanzler
Uno möge. Scholz wirkte irritiert. „Das ist ein Kartenspiel“, schob der
Junge hinterher. Scholz antwortete: „Danke für den Nachsatz, das hätte ich
nicht gewusst, also kann ich das auch nicht bewerten.“
Olaf Scholz kennt Uno nicht? Man mag es kaum glauben. Ist das jetzt wieder
eine von seinen schwer zu erklärenden Erinnerungslücken? Meint er das
ernst?
„Waaaaas?“, fragt auch der Elfjährige, als ich ihm davon erzähle. Für ihn
gehört Uno zu seiner Kindheit wie Bolzplatz und Erdbeereis. Und nicht nur
für ihn. Uno, diese knallbunte Variante von Mau-Mau, ist seit Jahrzehnten
ein Klassiker, bei Kindern wie bei Erwachsenen.
Ziel des Spiels ist es, möglichst zügig alle Karten auf der Hand
loszuwerden. Uno ist spaßig, leicht zu erklären und relativ schnell
gespielt. Am Küchentisch. In der Kneipe. Auf Schulhöfen. In Zügen und
Autos. Auf nassen Handtüchern im Freibad. Könnte man die in Deutschland mit
Uno verbrachten Stunden zusammenrechnen, wären das vermutlich viele
Millionen, um es in der Sprache des ehemaligen Finanzministers zu sagen.
Oder anders ausgedrückt: Uno ist eine der besten Ideen, die je jemand hatte
(sie stammt übrigens von einem [2][Friseursalonbesitzer aus Ohio], USA; er
hat das Spiel vor über 50 Jahren erfunden).
Wenn Scholz Uno nicht kennt, kann er einem leidtun. Zu Ende gedacht heißt
das ja, dass in seinem ganzen Leben nie jemand mit ihm Uno spielen wollte.
Ach herrje.
Da hat er echt etwas verpasst. Viele schöne Momente, aber nicht nur das.
Hätte Olaf Scholz ein paar Bücher weniger gelesen und stattdessen Uno
gespielt, er wäre auf das Amt des Bundeskanzlers wohl besser vorbereitet
gewesen.
Denn Uno ist nicht nur lustig. Es fördert auch kognitive und soziale
Fähigkeiten, wie man bei Pädagog*innen nachlesen kann. Etwa
strategisches Denken: Welche Karte spiele ich wann aus? Und auch das
„Durchhaltevermögen“, wie es in einem [3][erziehungswissenschaftlichen
Papier] der Uni Bielefeld heißt. Das wird Scholz noch brauchen, die SPD
liegt in Umfragen inzwischen auf dem dritten Platz hinter CDU und Grünen,
Robert Habeck kommt als Person bislang deutlich besser an als er.
Ob Scholz das frustriert? Wenn ja: Uno soll auch den „Umgang mit eigenen
Emotionen“ schulen. Okay, seine Gefühle hat Pokerface Scholz üblicherweise
gut im Griff. Jedenfalls wirkt es so. Uno ist aber auch lebendig,
kommunikativ, vielleicht hätte es ihm geholfen, mehr aus sich heraus zu
kommen.
## Noch eine Zeitenwende
Die Konzentrationsfähigkeit und eine schnelle Auffassungsgabe werden beim
Spielen ebenfalls gefördert. Wenn man nur noch eine Karte auf der Hand hat,
muss man geschwind „Uno!“ rufen, bevor der oder die Nächste an der Reihe
ist, sonst gibt es Strafkarten. Wer nicht schnell genug schaltet, hat Pech.
Uno ist wie Gehirnjogging. Und das hilft nicht nur am Spieletisch, sondern
im Zweifel auch [4][bei Problem-Pressekonferenzen mit falschen historischen
Vergleichen].
Oft werden die genauen Regeln vor den Runden neu verhandelt. Darf man auf
eine +4 eine weitere +4 legen und so die Strafkarten weiterreichen?
Offiziell ist das verboten, wie die Spielemacher vor ein paar Jahren
[5][per Twitter bestätigten]. Das sorgte damals für großes Entsetzen,
manche Fans empfanden es als eine Art Zeitenwende, sie hatten immer anders
gespielt („Meine Kindheit war eine Lüge!“). Am Ende ist es aber egal, denn
was geht und was nicht, können die festlegen, die miteinander am Tisch
sitzen. Regeln aushandeln und den Gegebenheiten anpassen, auch das hätte
Olaf Scholz mit Uno üben können.
Das Spiel nimmt gar die Dynamik der Ampel vorweg. Man spielt miteinander,
und doch will jeder gewinnen. Rot passt zu Rot, Grün zu Grün, Gelb zu Gelb.
Wenn diese Farben aber zusammengehen sollen, muss es einen gemeinsamen
Nenner geben. Das ist oft nicht der Fall, und dann kann es schwierig
werden.
Wir werden nie erfahren, was für ein Mensch Olaf Scholz wäre, hätte ihm
jemand mal Uno gezeigt. Aber noch ist es nicht zu spät. Das Spiel ist
klein, es passt in jedes Handgepäck. Bei der nächsten [6][Reise im
Regierungsflieger] könnte er mit Robert Habeck einfach eine Runde zocken,
statt ohne Maske mit Journalist*innen zu plaudern. Der kennt das Spiel
ja hoffentlich. Übrigens: Bei Uno kann man den anderen mit der richtigen
Karte auch mal aussetzen lassen.
28 Aug 2022
## LINKS
[1] https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/tag-der-offenen-tuer/kanzler-…
[2] https://news.mattel.de/pressreleases/uno-r-feiert-zusammen-mit-palina-rojin…
[3] https://russheideschule.de/userfiles/Lernen_durch_Spielen/Informationen/UNO…
[4] /Abbas-Holocaust-Vergleich/!5875414
[5] https://twitter.com/realUNOgame?ref_src=twsrc%5Egoogle%7Ctwcamp%5Eserp%7Ctw…
[6] /Maskenloser-Regierungsflug-nach-Kanada/!5873484
## AUTOREN
Antje Lang-Lendorff
## TAGS
Olaf Scholz
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