# taz.de -- Streiks an den NRW-Unikliniken: Überfällige Einigung | |
> Die Beschäftigten der Unikliniken in NRW konnten endlich einen Erfolg | |
> erringen. Dass dafür 77 Tage Streik notwendig waren, ist skandalös. | |
Bild: Mitarbeiter:innen der Uniklinik in Bonn bei einer der vielen Demonstratio… | |
Wenn man Kranke nicht mehr versorgen kann, [1][weil es einem selbst nicht | |
gut geht], dann muss man die Notbremse ziehen. Wenn sich dieser Zustand | |
nicht auf eine einzelne Person bezieht, sondern auf eine komplette | |
Belegschaft, auf ein ganzes Krankenhaus, auf alle Krankenhäuser – dann muss | |
gestreikt werden. | |
Der [2][Streik der Beschäftigten der Uniklinken] in NRW war lang: 77 Tage. | |
Ein historischer Arbeitskampf, [3][an dessen Ende ein Erfolg] steht. Zuvor | |
jedoch wurde auf die Pfleger*innen und Mitarbeiter*innen der | |
Kliniken ein erheblicher Druck ausgeübt. Nicht nur durch öffentliches | |
Beklagen der verschobenen Operationen. Die Uniklinikleitung in Bonn ließ | |
juristisch prüfen, ob der Streik beendet werden kann. Erst nach der | |
gerichtlichen Prüfung kam es zu Verhandlungen. Das alleine ist skandalös. | |
Die Beschäftigten streikten, weil sie regelmäßig bei der Arbeit überlastet | |
sind, weil Personal fehlt. Immer mehr kehren dem Gesundheitswesen den | |
Rücken, weil der Stress zu viel wird. Das sind keine Neuigkeiten. Das weiß | |
man seit Jahren. Das wird so oft beklagt, dass es schon niemand mehr hören | |
will. Aber der Applaus von den Balkons während der Pandemie alleine reicht | |
nicht. | |
Die bessere Versorgung von Kranken – diese Forderung steht hinter diesem | |
Streik – sollte der oberste Wunsch aller sein. Stattdessen nahmen die | |
Klinikleitungen in Kauf, dass sich die Beschäftigten noch weniger in ihrer | |
Arbeit wertgeschätzt fühlen und noch wütender wurden. Denn auch wenn es bei | |
diesem Arbeitskampf nicht um Wertschätzung ging, bleibt eines doch hängen: | |
Pfleger*innen machen darauf aufmerksam, dass sie ihrem Job, den sie | |
eigentlich gerne machen, unter diesen Bedingungen kaum mehr richtig | |
nachkommen können. | |
Aber statt Lösungen zu diskutieren, wurde lange geschwiegen. Ein | |
100-Tage-Ultimatum musste verstreichen. Elf Wochen mussten Menschen in | |
Streikzelten sitzen. Gut, dass die Beschäftigten zusammenstanden und einen | |
langen Atem bewiesen haben. Konkrete Verbesserungen gegen die Überlastung | |
im Arbeitsalltag der Kliniken sind längst überfällig. | |
20 Jul 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Streik-des-Klinikpersonals-in-NRW/!5864963 | |
[2] /Streik-von-Klinik-Beschaeftigten-in-NRW/!5857810 | |
[3] /Arbeitsbedingungen-in-der-Pflege/!5869272 | |
## AUTOREN | |
Linda Gerner | |
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