# taz.de -- Landwirtschaft im Libanon: Die Farmer sind wütend | |
> Tarek Rabah war Punkmusiker. Heute baut er Gurken, Rucola und bald Weizen | |
> an. Können Leute wie er dem Land aus der Nahrungskrise helfen? | |
Bild: Müde, dreckig, aber glücklich: Der Punker Tarek Rabah ist seit 2016 sto… | |
Vor ein paar Jahren hatte Tarek Rabah die Idee, Weizen anzubauen. „Dieses | |
Jahr hatte ich den Mut, tatsächlich ein neues Stück Land in den Bergen zu | |
pachten.“ Einen Hektar möchte er bewirtschaften. „Nicht nur wegen des | |
Krieges in der Ukraine. Denn wir befinden uns hier im Libanon in einem | |
andauernden Kampf – finanziell, wirtschaftlich und regional. Und Weizen ist | |
definitiv eine der Zutaten, die jede*r verwendet. Darauf möchte ich | |
eingehen.“ Im Oktober soll es losgehen. | |
Der Libanon ist gesegnet mit mediterranem Wetter, mit viel Sonne bereits im | |
Frühling und einer beachtlichen Menge an Wasser, wenn der Schnee auf den | |
Bergen schmilzt und ins Tal fließt. Trotzdem kommen über [1][65 Prozent] | |
der Nahrungsmittel aus dem Ausland. Selbst Sesam, Favabohnen oder | |
Kichererbsen, die eigentlich im Libanon angebaut werden könnten, kommen aus | |
dem Sudan, Großbritannien oder Mexiko. Auch Getreide wird importiert: | |
[2][96 Prozent] davon kam bisher aus der Ukraine und Russland. Wozu das | |
geführt hat, ist gerade an den Bäckereien im Land zu sehen: Menschen stehen | |
Schlange, um Brot zu kaufen. Manche schicken Kund*innen wieder nach | |
Hause, weil sie kein Mehl haben. | |
Die Abhängigkeit von Importen ist historisch gewachsen. Nach dem | |
Bürgerkrieg, der 1975 begann und 1990 aufhörte, waren die Machthabenden | |
nicht daran interessiert, das anbauen zu lassen, was die Bevölkerung essen | |
kann. Statt die Agrarwirtschaft zu unterstützen, privatisierten sie Grund | |
und Boden für Immobiliengeschäfte, lockten Dienstleister und | |
Finanzinvestoren mit der Aussicht auf schnellen Profit. | |
Dieses System ist 2019 krachend zusammengebrochen. Durch den [3][Krieg im | |
Nachbarland Syrien] und das gesunkene Vertrauen zu korrupten Politikern | |
legten weniger Menschen ihr Geld bei den libanesischen Banken an. Es fehlte | |
an stabilen Devisen, die lokale Währung verlor an Wert. Das Finanzsystem | |
ist inzwischen am Boden, der Staat pleite. Die Bürde tragen die Menschen im | |
Libanon. Preise für überlebenswichtige Lebensmittel sind seit Oktober 2019 | |
um 557 Prozent gestiegen, laut Welternährungsprogramm der Vereinten | |
Nationen. Um sich ihr Essen zu leisten, nehmen die Menschen Kredite auf, | |
lassen Mahlzeiten aus, essen schlecht gewordene Lebensmittel, verkaufen | |
Habseligkeiten, verzichten auf Gesundheitsversorgung oder kostenpflichtige | |
Schulbildung. | |
All das scheint weit weg auf der kleinen Farm „Beyond Organic“ von Tarek | |
Rabah. Seine selbstgebaute Idylle liegt 20 Minuten Autofahrt südlich von | |
Beirut, in der Nähe vom Strand, zwischen Bananenplantagen. Ein Hundebaby | |
tobt auf der Wiese, im Garten wachsen Zucchini, Chilis, Rote Bete und | |
Drachenfrüchte, in den Gewächshäusern daneben sprießen Basilikum und | |
essbare Blumen. Der 37-Jährige hat 2016 das Stück Land gepachtet und | |
angefangen, selbst Obst und Gemüse zu züchten. „Du schaust hier auf | |
komplette Anarchie“, sagt Rabah stolz. Rabah muss keine aufwendige | |
Buchführung machen. Sein Geld sammelt er in einem alten Kaffeeglas, das er | |
schwarz angemalt hat. Er ist kein klassischer Bauer; trägt Tattoos, hat | |
sein Wirtschaftsstudium abgebrochen, um Punkmusiker zu werden, und singt in | |
der Band „Angry Farmers“, auf Deutsch: wütende Bauern. Für ihn war es imm… | |
ein Traum, außerhalb der Stadt zu wohnen. Deshalb hat er sich ein | |
Einraumhaus auf der Farm gebaut: mit Bett, Küchenzeile und einem Ofen für | |
den Winter. Für ihn ist das Anbauen im Libanon auch ein Entzug vom | |
politischen System. „Ich konnte Autorität noch nie leiden. Und selbst | |
anzubauen ist definitiv der beste Weg zur Unabhängigkeit.“ | |
Nicht alle wollen oder können sich dem System entziehen. Aber kann | |
ökologischer Anbau im Libanon für Nahrungsmittelsicherheit sorgen? Rachel | |
Bahn ist Professorin für Nahrungsmittelsicherheit an der Amerikanischen | |
Universität in Beirut. „Der Libanon wird, wie die meisten Länder, immer in | |
gewissem Maße von Importen abhängig sein. Es ist ein kleines Land, | |
landwirtschaftliche Parzellen sind in der Regel klein. Und die Böden sind | |
nicht besonders reich. In Bezug auf Wasser ist das Land im Vergleich zu | |
anderen Ländern in der Region relativ gesegnet. Aber die Wasserqualität im | |
Libanon ist problematisch.“ Die spannendere Frage sei, ob das Ausmaß der | |
Abhängigkeit von Importen schrumpfen werde. | |
Der Biobauer Rabah sieht die Anzahl der Menschen, die lokal anbauen, | |
wachsen: „Einige Landwirte sind heutzutage im Grunde genommen junge Leute, | |
die das Stadtleben satthaben und einfach das Gleiche tun wie ich.“ Sie | |
treffen sich ein paarmal im Jahr in Dörfern, um untereinander Wissen und | |
lokales Saatgut auszutauschen. Mit der Wirtschaftskrise ist der lokale | |
Anbau lukrativer geworden, Essen aus dem eigenen Garten ist eine günstige | |
Alternative zu importiertem Gemüse. | |
Doch die jungen Kreativen mit einer großen Vision sind in der Minderheit: | |
Das Durchschnittsalter von Landwirt*innen im Libanon liegt bei etwa 52 | |
Jahren, nur 2 Prozent sind unter 24 Jahre. Viele Frauen arbeiten in der | |
Landwirtschaft auf den Feldern, knapp 43 Prozent sind Libanesinnen und | |
ausländische Arbeiterinnen, vor allem Syrerinnen. Die Zahlen stammen von | |
den Vereinten Nationen. Bei Landbesitz und Finanzierung sind Frauen | |
benachteiligt. Nur 12 Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe schaffen | |
Vollzeitstellen. Diese Informalität ermöglicht extreme Ausbeutung: Die | |
landwirtschaftlichen Arbeitnehmer*innen arbeiten informell, sind nicht | |
arbeitsrechtlich geschützt und haben keinen Zugang zum Gesundheitssystem. | |
Gleichzeitig hat sich der Agrarsektor kapitalisiert und monopolisiert. | |
Einige Großproduzent*innen beherrschen den Markt. Wie die NGO Jibal | |
herausgefunden hat, müssen Landwirt*innen ihre Produkte über | |
Mittelsleute aus dem Großhandel verkaufen. Diese kommen dann mit Rechnungen | |
zurück, auf die sie 20–50 Prozent draufgeschlagen haben. Das schmälert die | |
Gewinnmarge für die Produzent*innen, die sonst Angst haben, die | |
Lebensmittel nicht loszuwerden. | |
Um Nahrungsmittelsicherheit über lokale Produktion zu erreichen, müssen die | |
Monopole durchbrochen werden. Rabah beispielsweise beliefert keine | |
Supermärkte oder Restaurants. Er verkauft am Wochenende auf Bauernmärkten | |
in Beirut. Dort kennt er die Menschen persönlich. „Ich füttere circa 200 | |
Familien wöchentlich.“ Mit Familie meint Rabah zwei oder mehr Menschen. | |
„Wir sind mehr als eine Bedrohung für die Industrie. Wir sind eine | |
Überraschung. Denn wir tun tatsächlich das, wovon die großen Unternehmen | |
träumen: Wir haben ein Produkt, das wirklich lecker ist und biologisch.“ | |
Seine Tomaten seien nicht perfekt rund und hätten komische Formen. Doch die | |
Industrietomaten sähen alle gleich aus, hübsch für das Auge, aber ohne | |
Geschmack. | |
Rabah nutzt zwar Gewächshäuser, um die Sonneneinstrahlung zu | |
intensivieren, aber verzichtet auf Chemie. Dieser organische Anbau bringt | |
Schwierigkeiten: In einer Tomatenreihe im Gewächshaus hat sich die Tuta | |
absoluta breitgemacht. Zwischen den Blättern mit ausgetrockneten Spitzen | |
kleben schwarze Eier der Tomatenmotte an dünnen Fäden. Rabah nimmt eine | |
rote Tomate ab, aus der am Strunk ein grellgrüner Wurm herauslugt. Als | |
Experiment hat er die Reihe stehen gelassen, die anderen hat er platt | |
gemacht. In den Sommermonaten gibt es auf seiner Farm keine Tomaten. Um die | |
Tuta absoluta fernzuhalten, müsste er Pestizide einsetzen. Daher verzichtet | |
er lieber. Ein paar ausgetrocknete Tomaten liegen gemischt mit Holzspänen | |
auf der Erde in seinem Treibhaus. Daneben schlängeln sich Gurkenpflanzen | |
ihren Weg nach oben, und Mangold mit pinkem Strunk sprießt aus dem Boden. | |
Dass kleine, lokale Initiativen den Großanbietern und Importeuren | |
Konkurrenz machen, bleibt aber weiter Utopie. Denn auch der gutherzige | |
Rabah kann seine Bioprodukte kaum an die Armen verkaufen. Die Preise sind | |
in der Wirtschaftskrise einfach zu hoch. „Ich nehme umgerechnet 2 | |
US-Dollar für ein Kilo Biotomaten. Das ist global betrachtet billig. Aber | |
im Libanon und in der Krise ist es für die Menschen wahnsinnig teuer. Ich | |
verkaufe noch immer in Lira und tausche mein Geld in Dollar, um meine | |
Ausgaben zu bezahlen.“ Doch wenn er den Preis weiter senke, riskiere er, | |
sich selbst für andere zu opfern. | |
Düngemittel, Pestizide, Treibstoff für Wasserpumpen – alles ist importiert | |
und muss in ausländischer Währung bezahlt werden. Die Landwirt*innen | |
verkaufen ihre Produkte aber in Lira, die stetig an Wert verliert. | |
## Überteuertes Saatgut | |
„Alles ist in Dollar ausgepreist: Bewässerungsrohre, das Benzin, Saatgut, | |
auch die Gehälter der Arbeiter. Ich habe einen Arbeiter aus Bangladesch, | |
den ich in Dollar bezahle. Selbst die Papiertüten für den Verkauf sind in | |
Dollar. Die einzige Ausgabe, die nicht in Dollar ist, ist die Miete.“ | |
Mithilfe einer NGO konnte Rabah eine Solaranlage bauen. Damit betreibt er | |
die Wasserpumpen. Der Nachbar zapft das Grundwasser an und gibt es Rabah | |
kostenlos. Doch das Saatgut ist teuer. Für Rucola-Samen aus Italien | |
beispielsweise zahlt Rabah 25 US-Dollar für 200 Gramm. | |
Östlich von Rabahs Farm, in der Nähe der syrischen Grenze, liegen | |
Rucola-Samen in beschrifteten Plastikboxen in einer Samenbibliothek. Sie | |
kosten nur 3 US-Dollar für dieselbe Menge. Die Samen gehören der | |
Organisation Buzuruna Juzuruna („Unsere Samen, unsere Wurzeln“). In dem | |
Aufbewahrungsraum stapeln sich Plastikboxen mit Setzlingen, die einmal zu | |
Zwiebeln, Roter Bete, Karotten oder Bohnen heranwachsen. | |
Außerhalb des Lehmhauses, in dem 120 verschiedene Gemüsesorten lagern, | |
steht Walid al- Youssef vor einem Haufen getrockneter Pflanzen. Er nimmt | |
eine Schote und reibt sie zwischen den Fingern, bis die Samen herausfallen. | |
Sie schmecken nach Koriander. „Aus einem Samen Weißkohl wächst eine neue | |
Pflanze, die – wenn sie glücklich ist – wiederum 4.000 Samen gibt. Samen | |
sind sehr großzügig“, sagt al-Youssef. „Wir schenken den Bauern zum | |
Beispiel hundert Kilo Samen“, erklärt er. „Sie bauen den Weizen an, und | |
danach, wenn die Produktion gut war, geben sie uns etwas mehr zurück, | |
abhängig von der Ernte.“ So züchten sie lokales Saatgut, das sich an die | |
Erde im Dorf Saadnayel anpasst. | |
Besonders gefragt ist zurzeit Getreide. „Viele Menschen kommen und fragen | |
nach Weizen“, erzählt al-Youssef, während er von den Bäumen neben der | |
Weizenreihe frische Aprikosen pflückt. Gezählt hat er nicht, aber es | |
dürften 100 Landwirt*innen aus der Region gewesen sein. Dabei kommt | |
Weizen ursprünglich aus der Region, erzählt al-Youssef: „Vor 12.000 Jahren | |
wurde er zwischen Syrien und Irak entdeckt.“ | |
Bei fast jedem libanesischen Essen ist dünnes Fladenbrot zum Dippen dabei. | |
Dem internationalen Institut für Ernährungspolitik (Ifpri) zufolge macht | |
Weizen 38 Prozent des gesamten Kalorienverbrauchs im Libanon aus. Weil der | |
ukrainische Weizen durch den Krieg feststeckt, sucht der Libanon nach | |
neuen Lieferant*innen wie den USA, Kasachstan oder Indien. Doch Indien | |
braucht seine Ernte für die eigene Bevölkerung, und der kleine Libanon | |
konkurriert mit großen Ländern wie Ägypten um die Weizenimporte. | |
Die Weltbank genehmigte im Mai einen Notkredit von 150 Millionen US-Dollar | |
für Weizenimporte, der Kredit muss aber noch vom neuen Parlament genehmigt | |
werden und reicht nur rund neun Monate lang. Wegen langer Stromausfälle und | |
hoher Treibstoffkosten für die Maschinen wird weniger Schrot gemahlen und | |
die Brotmaschinen laufen nicht auf Hochtouren. Obwohl der geschäftsführende | |
Wirtschaftsminister angekündigt hat, Mehl weiter zu subventionieren, | |
fürchten Mühlenhändler*innen, dass die Reserven zu knapp sind und die | |
Zentralbank nicht zahlt. Die niedrigen Weizenpreise fördern zudem den | |
Schmuggel ins benachbarte Syrien. | |
Von dort ist Walid al-Youssef 2011 geflohen. Er kommt vom Land, aus der | |
Nähe von Aleppo, aus dem Dorf Houweir al-Aïss, das vor dem Krieg rund 5.000 | |
Einwohnende hatte. Seine Eltern sind Landwirte, von ihnen hat al-Youssef | |
das Anbauen gelernt. „Als ich klein war, haben wir mit meinem Opa und Papa | |
50 Hektar Land bewirtschaftet. Mein Papa hat das Land noch mit dem Pferd | |
beackert, wir hatten keinen Traktor. Das Leben war gefüllt mit Natur, Liebe | |
und gegenseitiger Hilfe.“ All das sei durch die Großkonzerne und die Gier | |
nach Profit verloren gegangen. | |
## Die Idee: Saat als Gemeingut | |
In Libanons fruchtbarer Bekaa-Ebene traf al-Youssef 2015 bei einer NGO auf | |
drei gleichgesinnte Französ*innen. Gemeinsam hatten sie die Idee, in einem | |
Garten selbst regionale Samen zu kultivieren. Mittlerweile haben sie eine | |
Farm mit Hühnern, Büros und einer kleinen Schule, in der sie | |
Landwirt*innen über ökologische Landwirtschaft unterrichten. | |
Die Idee ist, dass Saat ein Gemeingut ist. Samen von Buzuruna Juzuruna sind | |
nicht patentiert, gentechnisch verändert oder von Unternehmensmonopolen | |
kontrolliert. Landwirt*innen dürfen sie züchten und austauschen. Sie | |
verändern sie nicht genetisch und bauen uralte Samen an, die von Generation | |
zu Generation weitergegeben werden – quasi Erbstücke. | |
„So bekommen wir starke Samen. Genau das Gegenteil der Samen, die man immer | |
kaufen muss.“ Großfirmen wollen, dass jedes Jahr neu gekauft wird. | |
Al-Youssef erklärt, dass die Firmen es durch Patente verbieten, die Samen | |
weiterzugeben. Durch die Genveränderung gelänge das auch nicht. „Wenn du | |
die Tomaten im ersten Jahr anbaust, schmecken sie gut. Doch im zweiten Jahr | |
gibt es keine Produktion.“ | |
Al-Youssef hat sich davon gelöst. Er vermehrt und tauscht und bekommt | |
dadurch mehr Diversität. Die Samenbibliothek hat circa 70 verschiedene | |
Weizensorten, zwei aus dem Libanon, aus Syrien, Irak oder Iran und rund 60 | |
verschiedene Tomatensorten. | |
„Saatgutsouveränität“ nennt sich das: unabhängig werden von den großen | |
Unternehmen. Für die 20 Erwachsenen und 30 Kinder auf der Farm von Buzuruna | |
Juzuruna hat das schon mal geklappt. | |
Auf der Farm werden gerade selbstangebaute Zucchini mit Bulghurfüllung | |
serviert, aber al-Youssef hat keine Zeit zu essen. Er muss die nächste Tour | |
geben: Auf den Platz ist ein schwarzes Auto einer Delegation der | |
Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) vorgefahren. | |
Um die Ernährungssicherheit zu gewährleisten, finanzieren Länder wie | |
Deutschland, Frankreich, Saudi-Arabien, internationale Organisationen und | |
sogar die Vereinten Nationen Lebensmittelspenden, unterstützen Kleinbauern | |
mit Sachspenden oder schaffen sogenannte „Cash-for-Work“ Programme, in | |
denen es Geld für Schulungen gibt. „Während viele dieser Programme ihre | |
Begünstigten erfolgreich kurzfristig entlasten und unterstützen konnten, | |
schnitten sie schlecht ab, wenn es darum ging, eine Wirkung auf Makroebene | |
zu erzielen“, sagte der geschäftsführende Wirtschaftsminister, Amin Salam, | |
bei der Jahrestagung des Exekutivrats des Welternährungsprogramms der UN. | |
Als Grund nannte er fehlende Koordination und „schwache | |
Überwachungsprozesse“. | |
Entwicklungsgelder können kurzfristig helfen, doch langfristig muss sich | |
das politische System ändern. Der Preis von Lebensmitteln ist mit dem Wert | |
der Währung, der Kaufkraft und staatlichen Subventionen verbunden. Eine | |
Regierung, die Klientelismus und Korruption abschwört, muss den Libanon aus | |
seiner finanziellen Situation herausheben. Denn einzelne Landwirt*innen | |
können nicht für Ernährungssicherheit sorgen, dafür braucht es Reformen, | |
die zu einem wirtschaftlichen Aufschwung führen. Dann kann lokaler, | |
saisonaler Anbau ein Teil der Lösung sein. | |
Solange das nicht passiert, bauen Menschen auf Häuserdächern oder Balkonen | |
Minze, Zucchini oder Tomaten an. Manche aus Mangel, andere als Hobby und | |
wenige als Beruf, so wie Rabah. „Ein Bauer zu sein macht dich auch ein | |
bisschen stolz, weil du etwas produzierst. Ein Bauer ist immer müde und | |
etwas dreckig, aber am Ende des Tages glücklich.“ | |
11 Jul 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://al-akhbar.com/Politics/287256 | |
[2] https://economy.gov.lb/media/13642/stakeholder-engagement-plan-sep-lebanon-… | |
[3] /Schwerpunkt-Syrienkrieg/!t5007613 | |
## AUTOREN | |
Julia Neumann | |
Maria Klenner | |
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