Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Pressefreiheit auf den Philippinen: Duterte gegen „Rappler“
> Das philippinische Nachrichtenportal „Rappler“ steht vor dem Aus. Die
> Redaktion will trotz der Repressionen vorerst weitermachen.
Bild: „Rappler“-Chefredakteurin und Nobelpreisträgerin: Philippinerin Mari…
Einen Tag vor der [1][Machtübergabe Präsident Dutertes an Ferdinand Marcos
Jr.] vergangenen Donnerstag hat die Finanzaufsicht der Philippinen (SEC)
angeordnet, das investigative Nachrichtenportal Rappler zu schließen.
Chefredakteurin des regierungskritischen Mediums ist [2][Maria Ressa, die
2021 den Friedensnobelpreis erhielt].
„Das war ein Geschenk von Duterte für Marcos“, sagt Jonathan de Santos. Der
Vorsitzende der „Nationalen Union der Journalisten der Philippinen“ (NUJP).
Es sei „die letzte Salve von Duterte gegen Rappler“.
Auch die Webseite des Nachrichenportals Bulatlat sowie mehrerer
Bürgerrechts- und Entwicklungshilfeorganisationen wurden kurz vor Marcos’
Amtsantritt wegen „Unterstützung kommunistischer Terroristen“ blockiert.
Unter dem Slogan „Für einen freien und furchtlosen Journalismus“ berichtet
Rappler seit Beginn der Präsidentschaft Dutertes vor sechs Jahren unter
anderem über dessen tödlichen Drogenkrieg. Seit 2017 kamen mehr als 7.000
Menschen ums Leben.
## Mindestens gefährlich, manchmal lebensbedrohlich
In seiner jährlichen Rede zur Lage der Nation sagte Duterte Rappler vor
fünf Jahren den Kampf an. Rappler würde Ausländern gehören, sei ein
„Fake-News-Verlag“ und „Werkzeug“ der CIA. Weil das Gesetz ausländische
Investoren in Medienunternehmen untersagt, leitete die SEC Ermittlungen
ein. Diese Ermittlungen halten seit fünf Jahren an, Chefredakteurin und
Gründerin Maria Ressa [3][wird immer wieder wegen angeblicher
Steuervergehen und Verleumdung angeklagt].
Als Ressa 2021 den Friedensnobelpreis für ihren Einsatz „zur Aufdeckung von
Machtmissbrauch, Gewalt und des wachsenden Autoritarismus“ erhielt, wollten
die Behörden sie zunächst nicht zur Preisverleihung nach Oslo reisen
lassen.
„Ressa und Rappler haben auch dokumentiert, wie soziale Medien genutzt
werden, um Fake News zu verbreiten, Gegner zu schikanieren und den
öffentlichen Diskurs zu manipulieren“, hieß es in der Begründung des
Komitees.
Die Anmerkung bezog sich auch auf Marcos Jr., der auf Social Media
Geschichtsrevisionismus über die Diktatur seines Vaters betreiben lässt.
Journalist zu sein, ist auf den Philippinen mindestens gefährlich, manchmal
lebensbedrohlich. Wer den Mächtigen bei Recherchen zu
Menschenrechtsverletzungen, Umweltproblemen und Korruption zu sehr in die
Quere kommt, wird verfolgt, schikaniert, als „Kommunist“ diffamiert und
schlimmstenfalls umgebracht.
Unbekannte töteten im Dezember 2021 Jesus „Jess“ Malabanan, der an einer
Reportage der Nachrichtenagentur Reuters über den Drogenkrieg mitgearbeitet
hatte. Er gilt als 24. Journalist, der unter Präsident Duterte ermordet
wurde. Die Täter bleiben in der Regel ungestraft. Im Weltindex der
„Reporter ohne Grenzen“ rutschten die Philippinen 2021 mehrere Ränge ab auf
den 138. Platz.
## „Auf Biegen und Brechen zum Schweigen gebracht werden“
„Viele Kollegen üben mittlerweile aus Angst Selbstzensur aus“, weiß De
Santos, Nachrichtenchef der Webseite PhilStar. Die Situation für
Journalisten wird unter dem neuen Präsidenten wohl kaum besser. Mit mehr
als 30 Millionen Stimmen hat er „ein noch größeres Mandat als Duterte“,
sagt De Santos.
Marcos habe schon im Wahlkampf nur mit Medien gesprochen, die ihm
freundlich gesinnt waren. Auf der ersten Pressekonferenz nach seiner Wahl
im Mai habe er Fragen einer Rappler-Reporterin einfach ignoriert. Bei einer
späteren Pressekonferenz sollen erst gar keine Fragen zugelassen gewesen
sein.
Rappler hat gegen die Anordnung der Finanzaufsicht, dichtmachen zu müssen,
Berufung eingelegt und will zum laufenden Verfahren keine Stellungnahme
abgeben. Phil Robertson von der Menschenrechtsorganisation Human Rights
Watch sieht die Zukunft des Portals mit Sorge.
Ressa und ihre Kollegen, so Robertson, „sollen auf Biegen und Brechen zum
Schweigen gebracht werden“. [4][Noch ist Rappler online]. Zum Amtsantritt
von Marcos am 2. Juli veröffentlichte die Redaktion einen Faktencheck
seiner ersten Rede als Präsident – und sezierte alle Unwahrheiten.
4 Jul 2022
## LINKS
[1] /Neuer-Praesident-auf-den-Philippinen/!5861242
[2] /Friedensnobelpreis-fuer-JournalistInnen/!5804003
[3] /Pressefreiheit-in-den-Philippinen/!5692627
[4] https://www.rappler.com/
## AUTOREN
Michael Lenz
## TAGS
Rodrigo Duterte
Schwerpunkt Pressefreiheit
Philippinen
Friedensnobelpreis
Desinformation
Philippinen
Philippinen
Schwerpunkt Pressefreiheit
Rodrigo Duterte
Deutsche Welle
Philippinen
Nobelpreis
Schwerpunkt Polizeigewalt und Rassismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Social Media auf den Philippinen: Die Wahrheit ist umkämpft
Globales Netzwerk der Desinformation: Die Friedensnobelpreisträgerin Ressa
warnt in vor der Aushöhlung der Demokratien.
Anti-Drogen-Politik in den Philippinen: Drogenfund beim Sohn des Ministers
Jesus Crispin Remulla ist als Justizminister der oberste Dienstherr der
Antidrogenbehörde. Die hat gerade seinen Sohn mit Drogen erwischt.
Philippinischer Präsident Marcos Jr.: „Alter Wein in neuen Schläuchen“
Die erste 100-Tage-Bilanz des philippinischen Staatschefs fällt dürftig
aus. Nicht einmal einen Gesundheitsminister hat Marcos Jr. bislang ernannt.
Pressefreiheit in den Philippinen: Wieder ein Journalist getötet
Der Radiojournalist Percival Mabasa galt als scharfer Kritiker der
Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. und Rodrigo Duterte. Jetzt wurde er
erschossen.
Amtsantritt von Präsident Marcos Junior: Investitionen für die Philippinen
Bei seiner Antrittsrede als Präsident spricht der Sohn des Ex-Diktators
Ferdinand Marcos vor allem über Wirtschaft. Menschenrechte klammert er aus.
Deutsche Welle in der Türkei gesperrt: Pressefreiheit ohne Lizenz
Ein türkisches Gericht hat die Websites der Deutschen Welle und von Voice
of America gesperrt. Die DW möchte weiter mittels sozialer Medien
informieren.
Philippinische Präsidentschaftswahlen: Präsident Diktatorensohn
Die Wahl in den Philippinen steht an. Präsident wird wohl Sohn des
Diktators Ferdinand Marcos Sr., Vize die Tochter des amtierenden Rodrigo
Duterte.
Friedensnobelpreis für Ressa und Muratow: Ausgezeichneter Journalismus
Der diesjährige Friedensnobelpreis geht an die Journalist*innen Maria
Ressa und Dmitri Muratow. Beide setzen sich für Demokratie und
Pressefreiheit ein.
Polizist tötet Zivilisten in den Philippinen: Empörung über Polizeigewalt
Ein Polizist außer Dienst erschießt im Streit kurzerhand seine Nachbarn.
Ein Einzelfall oder das Symbol einer außer Kontrolle geratenen Polizei?
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.