# taz.de -- Anti-Drogen-Politik in den Philippinen: Drogenfund beim Sohn des Mi… | |
> Jesus Crispin Remulla ist als Justizminister der oberste Dienstherr der | |
> Antidrogenbehörde. Die hat gerade seinen Sohn mit Drogen erwischt. | |
Bild: Crispin Remulla | |
BERLIN taz | Den Beamten der philippinischen Antidrogenbehörde hat es | |
offenbar die Sprache verschlagen, als sie am 11. Oktober in einem Vorort | |
Manilas bei einer Razzia einen 38-Jährigen festnahmen: Der Mann, der sich | |
ein Paket mit 894 Gramm Cannabis hatte schicken lassen, war Juanito Jose | |
Remulla III. Er ist der älteste Sohn von Justizminister Jesus Crispin | |
Remulla, dem obersten Dienstherr der Antidrogenbehörde. | |
Dass es zwei Tage dauerte, bis diese Behörde die Festnahme von Remulla jr. | |
bestätigte, löste viele Spekulationen aus: Hatte der Vater zwischenzeitlich | |
etwa versucht, die Festnahme seines Sohnes zu vertuschen oder ihn gar | |
freizubekommen? Würde der Minister fortan das Verfahren beeinflussen? | |
Laut den harten philippinischem Drogengesetzen kann der Besitz von mehr als | |
500 Gramm Cannabis mit lebenslanger Haft bestraft werden, auch wenn die | |
dort Shabu genannten synthetischen Drogen das eigentliche Problem in den | |
Philippinen sind. | |
2016 wurde unter dem damaligen Präsidenten Rodrigo Duterte begonnen, | |
mutmaßliche Drogendealer und -konsumenten außergerichtlich zu töten. | |
Offiziell gab es im „Krieg gegen die Drogen“ bisher mehr als 6.250 Tote, | |
Menschenrechtler sprechen von bis zu 30.000 Toten und machen | |
Todesschwadronen der Polizei dafür verantwortlich. | |
## Berufliche Pflicht? | |
Seit [1][Ferdinand Marcos jr.] in diesem Juni Präsident wurde, ist die | |
Rhetorik etwas milder geworden, das extralegale Töten geht aber weiter. | |
Daran wurde von Beginn an kritisiert, dass allenfalls „kleine Fische“ | |
ausgeschaltet werden, aber nie die großen Dealer und Hintermänner mit ihren | |
guten Kontakten in den Regierungsapparat. | |
Als der Fall Rumulla jr. schließlich öffentlich wurde, beeilte sich der | |
Minister zu erklären, seine berufliche Pflicht habe für ihn Vorrang vor | |
väterlicher Fürsorge. Deshalb trete er auch nicht zurück. | |
In den stark von Familienwerten geprägten Philippinen, in denen auch die | |
Remullas ein politisch mächtiger Familienclan sind, halten viele das wegen | |
des Interessenskonfliktes für nicht sehr glaubwürdig. [2][Angehörige von | |
Todesopfern] des „Antidrogenkriegs“ forderten auch umgehend Remullas | |
Rücktritt, weil er jetzt moralisch angeschlagen sei. | |
Um die Wogen zu glätten, sprang Präsident Marcos seinem treuen Unterstützer | |
bei und [3][erklärte], für dessen von vielen geforderten Rücktritt gebe es | |
„keine Basis“. Der Vater könne doch nichts für das Fehlverhalten des | |
Sohnes. | |
## Kein Drogenhandel? | |
Aber längst wundern sich viele, weshalb Remulla jr. nicht einmal den sonst | |
üblichen Drogentest machen musste und jetzt nur wegen mutmaßlichem | |
Drogenbesitz, aber nicht wegen Drogenhandels in U-Haft sitzt. Sollen damit | |
etwa die 894 Gramm Cannabis von einem potenziellen Drogengeschäft in eine | |
Art „Familienpackung“ für den Eigenverbrauch umdeklariert werden? | |
Der Kolumnist Frederico Pascal riet im [4][Philippine Star] dem Minister | |
schon allein deshalb zum Rücktritt, weil jede Bestrafung seines Sohnes | |
unterhalb des Höchstmaßes den Senior stets des Verdachts der Einflussnahme | |
aussetze. Doch ohne Amt könne sich der Vater – ganz philippinisch – dagegen | |
voll und ganz für seinen Sohn einsetzen. Es gebe viele Politiker, die als | |
Minister infrage kämen, aber nur er ganz allein sei der Vater. | |
25 Oct 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Neuer-Praesident-auf-den-Philippinen/!5861242 | |
[2] https://www.ucanews.com/news/drug-war-victims-kin-tell-filipino-justice-sec… | |
[3] https://www.benarnews.org/english/news/philippine/secretary-update-10142022… | |
[4] https://www.philstar.com/opinion/2022/10/20/2217891/heres-one-way-out-remul… | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
## TAGS | |
Philippinen | |
Rodrigo Duterte | |
Drogenschmuggel | |
Drogenhandel | |
Singapur | |
Philippinen | |
Philippinen | |
Philippinen | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
Schwerpunkt Pressefreiheit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Umstrittene Todesstrafe: Singapur wird wieder exekutieren | |
Der südostasiatische Stadtstaat Singapur will einen Cannabisschmuggler | |
hängen – ein Jahr nach der Exekution eines geistig Behinderten. | |
Militärstützpunkte auf den Philippinen: Manila erlaubt mehr US-Basen | |
Wegen chinesischer Territorialansprüche lässt Präsident Ferdinand Marcos | |
mehr US-Militär ins Land. Peking sieht den „regionalen Frieden“ gefährdet. | |
Maoistische Guerilla auf den Philippinen: „Gigant der Linken“ stirbt im Exil | |
Der philippinische Maoistenführer José Maria Sison ist tot. Die Regierung | |
in Manila hofft nun auf ein Ende des kommunistischen Aufstands. | |
Philippinischer Präsident Marcos Jr.: „Alter Wein in neuen Schläuchen“ | |
Die erste 100-Tage-Bilanz des philippinischen Staatschefs fällt dürftig | |
aus. Nicht einmal einen Gesundheitsminister hat Marcos Jr. bislang ernannt. | |
Pressefreiheit in den Philippinen: Wieder ein Journalist getötet | |
Der Radiojournalist Percival Mabasa galt als scharfer Kritiker der | |
Präsidenten Ferdinand Marcos Jr. und Rodrigo Duterte. Jetzt wurde er | |
erschossen. | |
Pressefreiheit auf den Philippinen: Duterte gegen „Rappler“ | |
Das philippinische Nachrichtenportal „Rappler“ steht vor dem Aus. Die | |
Redaktion will trotz der Repressionen vorerst weitermachen. |