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# taz.de -- Razzien gegen Thüringer Turonen: Zweiter Schlag gegen Neonazi-Deal…
> In Thüringen wurden die rechtsextremen Turonen zum zweiten Mal
> durchsucht, sieben von ihnen verhaftet. Es geht um mutmaßliche
> Drogengeschäfte.
Bild: Das Hauptquartier der Turonen in Gotha
Berlin taz | Es ist der zweite große Schlag gegen die [1][rechtsextremen
Turonen aus Thüringen]: Am Donnerstagmorgen durchsuchten gut 500
Polizeibeamte 26 Wohnungen vom Mitgliedern oder Zuträgern der
Neonazi-Truppe. Ihnen werden Aktivitäten in der organisierten Kriminalität
vorgeworfen: Drogengeschäfte, Geldwäsche, Verstöße gegen das Waffengesetz.
Laut Thüringer Landeskriminalamt richteten sich die Maßnahmen gegen zehn
Beschuldigte, 26 bis 48 Jahre alt. Sieben von ihnen wurden festgenommen,
eine Person davon in Griechenland. Darunter ist nach taz-Informationen der
langjährige Rechtsextremist Steffen R., ein Vertrauter des
NSU-Waffenbeschaffers Ralf Wohlleben, der schon länger als Mitanführer der
Turonen galt.
Schwerpunkt der Razzien war Saalfeld. Daneben erfolgten weitere im
Landkreis Erfurt, in Gotha, Weimar, Saale-Orla, Eisenach und
Schmalkalden-Meinungen. Durchsucht wurde laut LKA auch in Berlin und
Schleswig-Holstein. Die Ermittler beschlagnahmten nach eigener Auskunft
eine kleine Menge Betäubungsmittel, mehrere Waffen, zwei Handgranaten sowie
eine größere Menge Bargeld und Kryptowährungen.
Mitgenommen wurden auch mehrere Mobiltelefone, Kryptohandys und PCs sowie
Anabolika, NS-Devotionalien, ein amerikanischer Oldtimer-Streifenwagen und
eine Harley-Davidson. Bei sechs Personen wurden Konten und zwei Immobilien
gepfändet.
## „Turonen sind nun zerschlagen“
Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sprach von einem „weiteren
Schlag gegen Rechtsextremismus und organisierte Kriminalität in Thüringen“.
Die Maßnahmen seien jahrelang vorbereitet worden, was sich nun auszahle.
„Die Turonen sind nun zerschlagen“, erklärte Maier. „Es ist zentral,
Rechtsextremismus ganzheitlich zu bekämpfen. Dazu gehört auch das
Austrocknen von Finanzströmen, sei es bei Rechtsrockkonzernten oder in der
organisierten Kriminalität.“
Die Turonen werden seit Jahren vom Verfassungsschutz beobachtet. Die Gruppe
trat rockerähnlich in Kutten auf, ist international vernetzt und fiel in
der Vergangenheit mit der Organisation von Rechtsrockkonzerten auf. Ihre
Mitglieder galten schon länger als gewaltbereit.
Bereits im Februar 2021 war die [2][erste Reihe der Turonen festgenommen]
worden, sieben Männer und zwei Frauen. Unter ihnen war Anführer Thomas W.,
der wenig später, im Juli 2021, für einen schweren [3][Angriff auf eine
Kirmesgesellschaft in Ballstädt verurteilt] wurde. Auch zwei weitere damals
verhaftete Turonen-Mitglieder waren an dem Angriff beteiligt. Festgenommen
wurde auch die Lebensgefährtin von Thomas W. und seine Cousine, sowie der
Szeneanwalt Dirk Waldschmidt, der kurzzeitig den Lübcke-Mörder Stephan
Ernst vertrat.
Auch den ersten festgenommenen Turonen wurden schon Drogengeschäfte im
größeren Stil, Geldwäsche und Zwangsprostitution in einem eigenen Bordell
vorgeworfen. Schon damals wurde [4][gegen 13 weitere Beschuldigte
ermittelt], die vorerst nicht festgenommen wurden, darunter Steffen R. Nun
hatten die Ermittler offenbar genug Material beisammen, um auch hier
Haftbefehle zu erwirken.
Gegen Thomas W. und die anderen acht erhob die Staatsanwaltschaft Gera
bereits im März Anklage. Der Prozess gegen sie wird ab dem 29. Juni vor dem
Erfurter Landgericht verhandelt.
16 Jun 2022
## LINKS
[1] /Neonazis-und-organisierte-Kriminalitaet/!5761080
[2] /Neonazis-und-organisierte-Kriminalitaet/!5761080
[3] /Milde-Strafen-fuer-Ueberfall-in-Ballstaedt/!5784921
[4] /Neonazis-und-organisierte-Kriminalitaet/!5761080
## AUTOREN
Konrad Litschko
## TAGS
Rechtsextremismus
Thüringen
Organisierte Kriminalität
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