# taz.de -- Ostafrika will im Kongo eingreifen: Vereint gegen „negative Kräf… | |
> Mehrere Staaten Ostafrikas planen eine Militärintervention im Kongo. | |
> Ruanda bleibt außen vor – und wird von Kinshasa mit Vorwürfen überzogen. | |
Bild: Verbesserungsfähig: Kongolesische Soldaten bewachen die Grenze zu Ruanda… | |
Kampala taz | Ostafrikas Staatschefs bereiten eine neue Militärintervention | |
in der Demokratischen Republik Kongo vor. Feierlich unterzeichneten die | |
Generalstabschefs mehrerer Staaten der [1][Ostafrikanischen Gemeinschaft | |
(EAC)] – Burundi, Kenia, Südsudan, Uganda und Tansania, nicht aber Ruanda – | |
am Dienstag bei einem Treffen mit ihren kongolesischen Kollegen in der | |
ostkongolesischen Provinzhauptstadt Goma einen entsprechenden Plan. Er muss | |
noch von den EAC-Staatschefs auf einem Gipfeltreffen in Kenias Hauptstadt | |
Nairobi ab 15. Juni abgesegnet werden. | |
Das als „geheim“ gekennzeichnete Dokument, das der taz vorliegt, skizziert | |
auf zwölf Seiten gemeinsame Pläne, um die zahlreichen bewaffneten Gruppen | |
im Ostkongo, genannt „negative Kräfte“ zu bekämpfe, vor allem diejenigen, | |
die sich nicht aus Kongolesen zusammensetzen: die ugandische Miliz [2][ADF | |
(Vereinigte Demokratische Kräfte)], die ruandische Hutu-Miliz FDLR | |
(Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas) sowie die [3][burundischen | |
Rebellengruppen] FNL (Kräfte der Nationalen Befreiung) und RED-Tabara | |
(Widerstand für einen Rechtsstaat). | |
Laut dem Dokument werden Ostkongos Provinzen Nord- und Süd-Kivu sowie Ituri | |
in Sektoren eingeteilt, in welchen Kongos Truppen mit Unterstützung von | |
außen gegen die jeweils dort präsenten Milizen vorgehen sollen. Gemeinsam | |
mit Uganda soll Kongos Armee die ADF bekämpfen, gemeinsam mit Burundi die | |
burundischen. Die ruandische Hutu-Miliz FDLR soll mit Unterstützung | |
Tansanias bekämpft werden. | |
In Goma wird eine gemeinsame Kommandozentrale eingerichtet. Das | |
Oberkommando untersteht dem Kongo allein, in den Bereichen Aufklärung, | |
Operationsdurchführung und Planung teilen sich die beteiligten Länder das | |
Kommando. | |
Nicht selbst teilnehmen an der Operation werden Kenia, wo im August Wahlen | |
anstehen, sowie Südsudan, dessen Regierung ihre Soldaten für ihren eigenen | |
Bürgerkrieg benötigt. | |
Ruanda war an dem Treffen in Goma nicht beteiligt. Das Dokument gibt Ruanda | |
eine Reserverolle: Es soll seine Truppen entlang der Grenze zum Kongo | |
stationieren, wohl um Übertritte fliehender Milizen zu verhindern. | |
Doch kaum war das Dokument unterzeichnet, beschuldigte Kongos Armeesprecher | |
am Dienstagabend Ruanda, bereits im Kongo einmarschiert zu sein: 500 | |
ruandische Spezialkräfte befänden sich „auf kongolesischem Territorium, um | |
die Terroristen der M23 zu unterstützen“, so Armeesprecher Sylvain Ekenge. | |
Kongos Regierung wirft Ruanda vor, die kongolesischen Tutsi-Rebellen der | |
[4][M23 (Bewegung der 23.März)] zu unterstützen, die derzeit erneut gegen | |
Kongos Regierungsarmee kämpfen und die diese in Bedrängnis gebracht haben. | |
Auf eine EAC-Aufforderung zu Verhandlungen hatte Kongos Regierung damit | |
reagiert, die M23 zur „Terrororganisation“ zu erklären. | |
Die Vereinbarung von Goma ist das Ergebnis emsiger Vorgespräche. Zunächst | |
spielten Armeevertreter der EAC-Staaten, darunter auch Ruanda und Kongo, in | |
der Militärtrainingsakademie von Jinja am Nil in Uganda eine gemeinsame | |
Militärübung durch. Vergangenes Wochenende, während die EAC-Generäle in | |
Goma ohne Ruanda zusammensaßen, tagten die Militärgeheimdienstchefs von | |
Ruanda und Uganda hinter verschlossenen Türen in einem Armeetrainingscenter | |
in Musanze im Norden Ruandas. | |
Muhoozi Kainerugaba, Ugandas Heereschef und Sohn von Präsident Yoweri | |
Museveni, traf gleichzeitig in Kenia Präsident Uhuru Kenyatta, und im | |
westugandischen Fort Portal klärten Ugandas und Kongos Frontkommandeure | |
eine Verlängerung ihrer gemeinsamen Militäroperation gegen die ADF im | |
Rwenzori-Gebirge entlang der Grenze, die im vergangenen November begonnen | |
hatte. | |
Die Operation gegen die ADF wird nun um weitere zwei Monate verlängert. | |
Wann die gemeinsame EAC-Operation gegen andere bewaffnete Gruppen losgehen | |
soll, bleibt noch unklar. | |
9 Jun 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.eac.int/ | |
[2] /ADF-Rebellen-im-Kongo/!5661450 | |
[3] /Burundi-kurz-vor-dem-Buergerkrieg/!5273809 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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