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# taz.de -- Kongo wird EAC-Mitglied: Ostafrika wächst bis zum Atlantik
> Der Beitritt der Demokratischen Republik Kongo zur EAC verspricht wenig
> Veränderung. Die Staatengemeinschaft ist pleite, die Mitglieder
> zerstritten.
Bild: Coltan-Gewinnung im Masisi-Gebiet in Nord-Kivu, D.R. Kongo
Der 29. März war für Afrika ein denkwürdiger Tag. Die [1][Demokratische
Republik Kongo] wurde in Ostafrikas Regionalgemeinschaft „[2][East African
Community]“ (EAC) aufgenommen, in einer virtuellen Feier von sieben
Staatschefs. Am gleichen Tag retteten sich über 10.000 Kongolesen vor
schweren Kämpfen nach Uganda, einem EAC-Gründungsmitglied.
[3][Uganda hat zwar seit vier Monaten Truppen im Kongo stationiert], aber
diese Kämpfe waren so ernst, dass Uganda seine teuren Straßenbaugeräte
zurückholte, mit denen es an anderen Orten im Ostkongo moderne Straßen
baut. Dass Uganda im Kongo Geld ausgibt, um Straßen zu bauen, soll den
Handel ankurbeln und auch Ugandas Schuldgefühle wegen der Invasion vor zwei
Jahrzehnten mildern.
Erst Anfang Februar [4][verurteilte der Internationale Gerichtshof Uganda]
zur Zahlung von 325 Millionen Dollar Entschädigung an den Kongo. In
dramatischer Weise gestaltete sich also Kongos Eintritt in die
Wirtschaftsunion von Kenia, Uganda, Tansania, Ruanda, Burundi und Südsudan,
die jetzt quer über Afrika vom Indischen zum Atlantischen Ozean reichen
wird. Die 94 Millionen Kongolesen erweitern den EAC-Binnenmarkt auf 296
Millionen Menschen.
Im Uhrzeigersinn von der kongolesisch-ugandischen Grenze aus erhält man ein
Panorama über die Probleme der EAC. An ebendiesem 29. März umstellte in
[5][Südsudan] die Armee das Haus von Vizepräsident Riek Machar zur
Vorbereitung auf neue Kämpfe in Afrikas jüngster Nation, die in zehn Jahren
Unabhängigkeit noch nie Frieden erlebt hat. In Ugandas Nordostregion
Karamoja stehlen bewaffnete Hirten Viehherden und Autos.
## Kriege und Kriminalität
Aus Kenia kommende Hirten stehlen Vieh in Uganda und töten gnadenlos jeden,
der ihnen im Weg steht. Ruanda und Burundi sind ohnehin verfeindet, nur
Tansania scheint noch friedlich zu sein. Auch Ruanda und Uganda sind sich
feindlich gesinnt. Die Demokratische Republik Kongo kommt in eine Familie,
die ein vertrautes Verhältnis zur Instabilität pflegt.
Verspricht der Beitritt Kongos mit seinen gigantischen natürlichen
Reichtümern für Ostafrika eine neue Ära? Kongo verfügt weltweit über die
größten Reserven an Kobalt, ist reich an Coltan, Gold, Diamanten, Uran.
Tropenwälder und riesige Süßwasserreserven verfügen über ein großes
Energiepotenzial für einen Wirtschaftsblock, der jetzt ein Viertel des
afrikanischen Kontinents umspannt. Die Antwort muss zunächst lauten: Nein!
Kongo tritt der Ostafrikanischen Gemeinschaft in ihrer schwächsten Phase
seit der Gründung durch Kenia, Uganda und Tansania 1999 bei. Die EAC sollte
damals einen früheren Wirtschaftsblock wiederbeleben, der 1977 nach zwölf
Jahren zerbrochen war. Bis dahin teilten sich diese drei Länder in der
damaligen EAC ein Bahnnetz, eine Fluglinie, eine Post und ein Telefonnetz,
Wissenschaftsinstitutionen und vieles andere. Heute besteht die EAC aus
miteinander zerstrittenen Mitgliedern und hat kein Geld.
Sie kann ihre eigenen Programme nicht umsetzen und noch weniger die
Integration Kongos bewältigen. Kongos Präsident Felix Tshisekedi gab seiner
Hoffnung Ausdruck, dass Kongos Importe über die ostafrikanischen Häfen
Mombasa und Daressalam jetzt billiger werden. Aber Kongo hat eigene Häfen
im Westen, am Atlantik.
Werden die Mineralienhändler, die Kongos Elend verewigen, jetzt eine
Wirtschaftsintegration in den ostafrikanischen Wirtschaftsblock zulassen?
Man wird sehen. Doch bevor überhaupt irgendjemand Vorteile aus Kongos
Beitritt zur EAC zieht, müssen die jeweiligen Regierungen ihre eigenen
Angelegenheiten in Ordnung bringen.
Aus dem Englischen von [6][Dominic Johnson]
4 Apr 2022
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Demokratische-Republik-Kongo/!t5007877
[2] https://www.eac.int/press-releases/2402-the-democratic-republic-of-the-cong…
[3] /Kooperation-zwischen-Uganda-und-Kongo/!5822261
[4] /Den-Haager-Gerichtshof-zu-Uganda/!5834528
[5] /Friedensschluss-in-Suedsudan/!5666261
[6] /Dominic-Johnson/!a4/
## AUTOREN
joachim buwembo
Joachim Buwembo
## TAGS
Kongo
Uganda
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Ostafrika
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