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# taz.de -- Ölförderung in Ostafrika: Papst statt Pipeline
> Uganda und Tansania wollen eine Ölleitung bauen. Klimaaktivisten
> versuchen, das Projekt zu verhindern – mit Rückendeckung aus Rom.
Bild: Der Papst hebt seinen Daumen für die Klimaaktivist:innen
Im Februar hatten Uganda und Tansania etwas zu feiern. Die Energiegiganten
Total aus Frankreich und [1][CNOOC] aus China verkündeten ihre finale
Entscheidung, die längste geheizte Ölpipeline der Welt zu bauen. Sechzehn
lange Jahre des Wartens gingen zu Ende. 2006 waren in Uganda erstmals
kommerziell nutzbare Ölvorkommen entdeckt worden, und seitdem suchte das
Land nach Investitions- und Technologiepartnern.
Eine geheizte Pipeline ist nötig, da das Rohöl bei Raumtemperaturen fest
ist, aber nur flüssig durch eine Pipeline fließen kann. Die „[2][East
African Crude Oil Pipeline]“ (EACOP) soll 1.443 Kilometer von Hoima im
Westen Ugandas bis nach Tanga an der Ozeanküste Tansanias führen. Die
ostafrikanische Feierlaune war im Februar umso größer, als die weltweiten
Ölpreise infolge des russischen Krieges mit der Ukraine in die Höhe
schnellten. Aber sie währte nicht lange. Dafür sorgten Europas
Klimaaktivisten.
Sie hatten schon gegen EACOP lobbyiert, und im Mai schalteten sie einen
Gang hoch. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wurde bedrängt, bis er
versprach, es werde keine öffentliche Förderung für fossile Energieprojekte
geben. Bei Banken wurde es zum Trend, Nein zu EACOP zu sagen: etwa bei der
Deutschen Bank, Citi, JPMorgan Chase, Wells Fargo und Morgan Stanley. Der
Versicherer Beazley Group und die italienische Exportkreditagentur SACE
wandten sich ab, sogar vier südafrikanische Banken – ABSA, FirstRand,
Nedbank und Investec. Nur Standard Bank ist noch dabei.
Nach ihrem Lobbyerfolg bei der Finanzwelt zückten die Klimaaktivisten die
moralische Karte. Sie reisten zum Vatikan und erhielten im vergangenen
Monat mit der ugandischen Klimaaktivisten [3][Vanessa Nakate] – der
25-Jährigen, die es auf die Titelseite des US-Magazins Time geschafft hatte
– eine Audienz beim Papst. Als sie Rom wieder verließen, hatten sie die
heiligen Männer davon überzeugt, gegen EACOP einzutreten.
Die katholische Kirche, sagte der von „Vatican News“ als „Koordinator für
Ökologie und Schöpfung“ vorgestellte Pater Joshtrom Kureethadam, „steht m…
den Völkern von Uganda und Tansania gegen das EACOP-Projekt“. Es ist nicht
damit zu spaßen, wenn sich die katholische Kirche gegen ein Projekt in
einem armen afrikanischen Land stellt.
Ugandas Regierung leistet nun Widerstand und beginnt mit den Protestanten.
Energieministerin Ruth Nankabirwa hat diese Woche sämtliche anglikanischen
Bischöfe des Landes, etwa zwanzig an der Zahl, an einen einsamen Ort
gerufen und sie dort umgarnt. Sie versprachen daraufhin, sich für das
Ölpipelineprojekt einzusetzen. Schwieriger wird das mit den katholischen
Bischöfen. Sie sagen, sie operieren nur unter dem Dach der
Bischofskonferenz und werden die Sache bei der nächsten Sitzung später im
Juni überlegen und dafür päpstlichen Rat einholen. Der päpstliche Rat ist
bereits eindeutig – gegen die Pipeline.
Tansania und Uganda hätten nicht so ein großes Problem, wenn die beiden
Regierungen früher auf die Umwelt- und Klimakampagne aufmerksam geworden
wäre. Denn diese Kampagne operiert mit Halbwahrheiten. Die Pipeline wird
nicht, wie behauptet, durch den Victoriasee und durch geschützte
Nationalparks führen. Umzusiedelnde Menschen werden entschädigt und neu
angesiedelt. Und das Projekt dürfte Uganda und Tansania wirtschaftlich
nützen. Es ist nicht einmal klar, woher die Kampagne gegen EACOP die
Millionen Tonnen CO2 ermittelt hat, die die Pipeline ihrer Meinung nach
ausstoßen wird.
Aber die Klimakampagne war als erste in der Öffentlichkeit, und ihre
Botschaft ist weit gereist. Uganda, Tansania und Total haben jetzt viel
Überzeugungsarbeit zu leisten.
Aus dem Englischen: Dominic Johnson
3 Jun 2022
## LINKS
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/China_National_Offshore_Oil
[2] https://en.wikipedia.org/wiki/East_African_Crude_Oil_Pipeline
[3] /FFF-Aktivistin-aus-Uganda/!5683337
## AUTOREN
joachim buwembo
Joachim Buwembo
## TAGS
Fossile Rohstoffe
Uganda
Kolumne Fernsicht
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Kongo
Tansania
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