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# taz.de -- Der Präsidentensohn von Uganda: Die Krönungsparty
> In Uganda ist Präsident Museveni seit 36 Jahren an der Macht. Dass jetzt
> sein Sohn übernehmen soll, deutete unlängst eine rauschende Party an.
Bild: Der Sohn des ugandischen Präsidenten: Generalleutnant Muhoozi Kainerugaba
Einigen afrikanischen Ländern ist friedliche Machtübergabe fremd, und die
Putsche, die in den 1960er und 1970er Jahren Routine waren, kehren zurück.
In Uganda bedrängen politische Aktivisten seit über drei Jahrzehnten den
langjährigen Präsidenten Yoweri Museveni, einen Nachfolger zu küren, der
bei seinem Ruhestand von ihm übernimmt, damit das Land zum ersten Mal seit
seiner Unabhängigkeit vor sechzig Jahren eine friedliche Machtübergabe
erlebt. Uganda hatte bisher sieben Präsidenten. Sechs wurden gestürzt; der
siebte, Museveni, regiert das Land für nunmehr 36 seiner 60 Jahre
unabhängiger Existenz.
In seinen frühen Jahren wies [1][Museveni] diese Rufe zurück. Er meinte,
Uganda sei keine Monarchie, und nicht er, sondern das Volk solle seinen
Nachfolger bestimmen, auf demokratischem Wege. Seit seiner Machtergreifung
im Alter von 42 Jahren im Jahr 1986 nach fünf Jahren Guerillakrieg hat
Museveni sechs Präsidentschaftswahlen abgehalten und sie alle gewonnen, und
seine Gegner warfen ihm immer Wahlfälschung vor. Jede Wahl erwies sich als
schwerer zu gewinnen als die davor.
Seit er vergangenes Jahr seine siebte Amtszeit angetreten hat, mehren sich
die Anzeichen, dass [2][Museveni] nun doch einen Nachfolger identifiziert
hat, wie man es von ihm seit drei Jahrzehnten will. Aber das stößt nicht
auf Begeisterung. Denn der mutmaßliche Nachfolger ist sein eigener Sohn.
Generalleutnant [3][Muhoozi Kainerugaba], Musevenis erstgeborener Sohn, hat
am 24. April seinen 48. Geburtstag gefeiert. Es war ein nationales Ereignis
– nein: ein internationales. Die Festlichkeiten währten drei Tage, und
manche sprachen von der lange erwarteten Inauguration oder Amtseinführung.
Höhepunkt der Geburtstagsparty war die Anwesenheit von Präsident Paul
Kagame aus Ruanda.
Uganda und Ruanda haben in den letzten Jahren sehr schlechte Beziehungen
gepflegt, jede Regierung warf der anderen Destabilisierung und
Umsturzversuch durch Infiltration vor. Drei Jahre lang war die gemeinsame
Grenze durch Ruanda einseitig geschlossen. Diplomatische Bemühungen anderer
Länder wie der Demokratischen Republik Kongo und Angola blieben erfolglos.
Militärische Bemühungen waren sinnlos, da jede Seite weiß, dass das die
gegenseitige Zerstörung bedeuten würde.
Vergangenes Jahr nahm sich Lt. Gen. Muhoozi, den die titelverliebten
Ugander „First Son“ nennen, der Sache an. Er rief Präsident Kagame an und
stattete ihm einen Besuch ab. Als habe General Muhoozi einen Zauberstab
gehoben, öffnete Präsident Kagame die Grenze. Und im Vorlauf seines 48.
Geburtstags verkündete Muhoozi, er habe Präsident Kagame zu seiner Party
eingeladen. Am großen Tag schwebte Präsident Kagame nach Uganda ein – ein
Land, das er seit einem halben Jahrzehnt nicht mehr besucht hat, wo er aber
einst aufwuchs, erst als Flüchtling und später als hochrangiger
Militäroffizier, bevor er den vierjährigen bewaffneten Kampf anführte,
um sein eigenes Land Ruanda zu befreien.
Hatte noch irgendwer, ob inner- oder außerhalb der ugandischen Regierung,
Zweifel daran, dass Muhoozi jetzt angekommen ist und nicht nur bereit ist,
sein Land zu regieren, sondern – wichtiger noch – dazu entschlossen ist:
Seine Lösung des ugandisch-ruandischen Konflikts und das Herbeiholen von
Präsident Kagame zu seiner Party dürften jeden Zweifel zerstreut haben.
Als sein Vater als Präsident ins State House von Kampala einzog, war er 12
Jahre alt. Nachdem er nun drei Viertel seines Lebens bereits dort verbracht
hat, steht General Muhoozi nun zur Übernahme bereit.
Aus dem Englischen: Dominic Johnson
29 Apr 2022
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## AUTOREN
Joachim Buwembo
## TAGS
Uganda
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