# taz.de -- Konflikt zwischen Ruanda und Uganda: Grenze wieder offen | |
> Uganda und Ruanda haben ihre Grenzblockade aufgehoben. Überraschend | |
> lösten die Staatsmänner das Problem nach drei Jahren. | |
Bild: Nach drei Jahren ist die Grenze zwischen Ruanda und Uganda offen | |
KAMPALA taz | Jubel brach aus, als am frühen Montagmorgen der erste | |
Lastwagen aus Ruanda kommend durch den geöffneten Schlagbaum an der | |
Grenzstation Gatuna nach Uganda hineinfuhr. Journalisten und Kamerateams | |
standen auf beiden Seiten parat. | |
Fast [1][drei Jahre lang war die Grenze geschlossen] gewesen. Ende Februar | |
2019 hatte Ruandas Zollbehörde an Ugandas Steuerbehörde kommuniziert, dass | |
Lastwagen nicht mehr über Gatuna fahren dürfen. Gatuna ist der | |
Hauptgrenzübergang zwischen den beiden Ländern. Vor der Schließung | |
passierten täglich rund 120 vollbeladene Containerlastwagen – mit Waren, | |
die aus Übersee via Kenia und Uganda nach Ruanda und bis Kongo und Burundi | |
gehen, eine Lebensader Ostafrikas. | |
Für die Schließung nannte Ruanda damals fadenscheinige Gründe: Man wolle in | |
Gatuna den Bau eines „One-Stop“-Postens voranbringen, wo man die | |
Grenzformalitäten beider Länder gebündelt erledigen könne. Daraus wurden | |
drei Jahre Vollsperrung, wofür Uganda allein Ruanda verantwortlich machte: | |
„Uganda hat seinen Grenzposten nie geschlossen“, so Abel Kagumire, | |
Kommissar für Zollangelegenheiten in Ugandas Steuerbehörde. Irgendwann habe | |
er seine Beamten abziehen müssen, weil Ruanda niemand mehr hineinließ. „Wir | |
haben lange gewartet“, freut er sich jetzt. | |
Die Schließung war teuer. Über 200 Millionen Dollar Verlust an Exporten | |
mussten beide Länder jährlich einstreichen, so Ugandas Wirtschaftsverband. | |
Doch für Ruanda ging es um viel mehr als um Geld. Es beschuldigte das | |
Nachbarland, Ruandas bewaffnete Opposition zu unterstützen. | |
Laut Angaben aus Kigali finanziere der ruandische Geschäftsmann Tribert | |
Rujugiro mit einer auf ihn eingetragenen Nichtregierungsorganisation sowie | |
seiner Tabakplantage in Uganda die ruandische Rebellengruppe RNC (Ruandas | |
Nationalkongress) sowie die [2][im Kongo kämpfende Hutu-Miliz FDLR] | |
(Demokratische Kräfte zur Befreiung Ruandas). Die Gruppen hätten sich in | |
Uganda getroffen, auf der Tabakplantage seien Kämpfer trainiert worden – | |
angeblich unter der schützenden Hand von Ugandas bisherigem | |
Militärgeheimdienstchef Abel Kandiho. | |
## Scharmützel und Massenverhaftungen | |
Ugandas Regierung stritt dies ab, warf umgekehrt Ruandas Geheimdienst vor, | |
Agenten nach Uganda eingeschleust zu haben. Es kam zu Massenverhaftungen | |
von Ruandern in Uganda. Einige berichteten, sie seien gefoltert worden. | |
Ruandas Präsident Paul Kagame riet seinen Landsleuten, nicht mehr nach | |
Uganda zu reisen. Die Flugverbindung von Kigali nach Kampala wurden | |
gekappt, die Grenzen militärisch hochgerüstet. | |
Immer wieder kam es sogar zu Scharmützeln. Fünf Menschen wurden in den | |
vergangenen Jahren in Gatuna erschossen. Im Hintergrund bemühten sich | |
Vermittler, die [3][Wogen zu glätten], darunter die Präsidenten von Kongo, | |
Kenia und Angola – vergeblich. | |
Überraschend flog nun im Januar Muhoozi Kainerugaba nach Kigali. Der Sohn | |
von Ugandas Präsident Yoweri Museveni und ugandischer Heereschef wurde mit | |
einem freundschaftlichen Ellenbogenhieb von Präsident Paul Kagame | |
empfangen. Der 47-jährige Kainerugaba wuchs in einer Zeit auf, als Museveni | |
und Kagame noch gemeinsam im Busch für die Befreiung ihrer Länder kämpften. | |
Der Ugander Kainerugabe nennt den Ruander Kagame deswegen „Onkel“ – und | |
diesem Onkel sollte er eine Botschaft seines Vaters überbringen. | |
Wie eine Familienfehde wurde das Problem also aus dem Weg geräumt. | |
Pünktlich um Mitternacht von Sonntag auf Montag öffnete Ruanda nun wieder | |
den Grenzposten. | |
„Ich hoffe, wir können darüber hinausgehen und konkrete Lösungen | |
anstrengen“, so Kagame in einem Interview. Er pocht auf seine Bedingungen, | |
darunter das Einfrieren der Konten von Rujugiros Tabakfarm und NGO. | |
Immerhin, eine davon hat Museveni erfüllt: Er versetzte seinen | |
Militärgeheimdienstchef Kandiho ins Nachbarland Südsudan. | |
2 Feb 2022 | |
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## AUTOREN | |
Simone Schlindwein | |
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