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# taz.de -- Reduzierte Gaslieferungen durch Russland: Verordnetes Frieren?
> In Deutschland wird diskutiert, welche Einsparungen beim Gasverbrauch im
> Wohnungssektor möglich sind. Vor allem Mieter wären betroffen.
Bild: Mieter könnte der Gasmangel im Winter kalt erwischen
[1][Haushalte sollen dazu bewegt werden, im kommenden Winter möglichst
wenig Heizenergie zu verbrauchen]. Am Wochenende propagierte daher die
Ökonomin Veronika Grimm, Mitglied der „Wirtschaftsweisen“, in der
Rheinischen Post eine Prämie für Haushalte, die ihren Gasverbrauch im
kommenden Winter gegenüber dem Vorjahr drastisch reduzieren: „Das könnte
man durch den Vergleich der Gasrechnungen relativ einfach überprüfen, und
die Leute würden sich jetzt schon – entsprechend ihren Möglichkeiten – auf
den Winter vorbereiten können.“
Diese Idee ist nur eine von vielen, die gerade in Politik und
Wirtschaftswissenschaften diskutiert werden angesichts der zunehmend
ausbleibenden Gaslieferungen aus Russland. Da die Haushalte in Deutschland
knapp hinter der Industrie die zweite große Verbrauchergruppe sind, liegt
es nahe, auch diesem Sektor viel Aufmerksamkeit zu widmen. Zumal die
Einsparmöglichkeiten alleine durch das Nutzerverhalten im Gebäudesektor
riesig sind, wie Wohnungswirtschaft und Ablesefirmen aus ihren Abrechnungen
sehr genau wissen.
Nach einem Mieterwechsel kann es nämlich vorkommen, dass der
Heizenergieverbrauch in ein und derselben Wohnung sich massiv verändert –
im Extremfall um den Faktor vier. Entsprechend stehen die Einsparoptionen
im Gebäudesektor durch verändertes Nutzerverhalten derzeit besonders im
Blickfeld der Politik. Dies vor allem auch, weil solche Einsparungen im
Gegensatz zu vielen anderen Konzepten keiner Investitionen bedürfen und
sich damit auch kurzfristig zum kommenden Winter umsetzen lassen.
Vergangene Woche schon hatte daher der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus
Müller, den Vorschlag gemacht, den Gasverbrauch durch Änderungen im
Mietrecht zu senken. Bisher definieren Gerichte in der Regel eine
Mindesttemperatur von 20 bis 22 Grad in der Wohnung, bei deren
Unterschreitung der Mieter Mietminderung geltend machen kann.
## 18 statt 20 Grad
Angesichts der schwierigen Situation in der Gasversorgung im kommenden
Winter könnte der Gesetzgeber eine etwas niedrigere Grenze festsetzen. In
der Folge könnten die Wohnungsunternehmen rechtssicher die Leistung der
Heizungsanlage ein wenig drosseln. Dieser Gedanke liegt insofern nahe, als
das Einsparpotenzial durch leichte Temperaturabsenkungen enorm ist: 1 Grad
weniger in der Wohnung, so eine oft zitierte Faustregel, spart immerhin 6
Prozent Heizenergie.
Ein Unterstützer dieser Position ist auch der Deutsche Städte- und
Gemeindebund. Dessen Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg sagte, auch eine
Wohnung mit 18 oder 19 Grad könne noch gut bewohnt werden. „Dieses
vergleichsweise kleine Opfer sollten alle mittragen können“, so der
Kommunalvertreter.
Auf Ablehnung stieß Müllers Vorschlag indes bei Bundesbauministerin Klara
Geywitz: „Gesetzlich verordnetes Frieren halte ich für unsinnig“, sagte die
SPD-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur. Sie setze eher auf praktische
Informationen für die Bürger.
20 Jun 2022
## LINKS
[1] /-Nachrichten-zum-Ukrainekrieg-/!5861901
## AUTOREN
Bernward Janzing
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