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# taz.de -- Gescheiterte Koalition in Bulgarien: Sofia in Schwierigkeiten
> Bulgarien droht nach drei Wahlen in weniger als einem Jahr nun eine
> vierte. Vorerst soll es eine Minderheitsregierung geben. Hoffentlich
> klappt das.
Bild: Ist die Regierung zerbrochen: Bulgariens Premier Kiril Petkow
Es war nur eine Frage der Zeit, bis Bulgariens liberalem
Ministerpräsidenten [1][Kiril Petkow seine Vierparteienregierung um die
Ohren fliegen] würde. Als Begründung für den Rückzug des populistischen
Juniorpartners „So ein Volk gibt es“ (ITN) müssen jetzt unter anderem
Petkows Bemühungen herhalten, historische Streitigkeiten mit dem Nachbarn
Nordmazedonien beilegen und Sofias Veto gegen EU-Beitrittsgespräche mit dem
Nachbarn zurückziehen zu wollen.
Dieses Argument ist vorgeschoben und lächerlich. Als gebe es in Zeiten
eines Krieges mitten in Europa, einer drohenden weltweiten Ernährungskrise
und explodierender Energiepreise keine wichtigeren Fragen als einen
Selbstfindungstrip in die Vergangenheit. Doch ITN-Chef und Showmaster Slawi
Trifonow hat schon öfter gezeigt, dass ihm der Politbetrieb herzlich egal
und seine Bühne woanders ist. Übernahme von Verantwortung und Respekt
gegenüber der Entscheidung der Wähler*innen? Nicht sein Ding.
Auch mit den Sozialisten (BSP), mehr eine Verlegenheitslösung denn
Wunschpartner in der Koalition, läuft es für Petkow nicht rund. Die
angegraute Gruppe ewig Gestriger schielt weiter nach Moskau, was auch, im
Gegensatz zu Petkows Partei, die vornehme Zurückhaltung bei
Waffenlieferungen an die Ukraine zeigt.
Dennoch will die BSP eine Minderheitsregierung unter Petkow stützen. Wie
das funktionieren soll, ist unklar. Ergo ist nicht auszuschließen, dass die
[2][Wähler*innen demnächst erneut an die Urnen] gerufen werden – zum
vierten Mal seit April 2021.
Für Bulgarien hätte das wieder eine Phase politischer Instabilität zur
Folge, die das Land gar nicht brauchen kann. Was jedoch noch schlimmer
wäre: Neuwahlen könnten ein Comeback für den langjährigen Ex-Premier
[3][Bojko Borissow] einläuten – den Mann, dessen korrupte Machenschaften
2020 Zehntausende auf die Straße getrieben hatten. Auch die Nationalisten,
seit November wieder im Parlament vertreten, könnten noch einmal zulegen.
Dann würden – nicht nur für Nordmazedonien – ganz düstere Zeiten anbrech…
9 Jun 2022
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## AUTOREN
Barbara Oertel
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