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# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukrainekrieg +++: Ausladung von Steinmeier „ei…
> Scholz nennt die Ausladung des Bundespräsidenten als Grund dafür, dass er
> nicht selbst nach Kiew fährt. Der russische Patriarch Kirill soll auf die
> Sanktionsliste.
Bild: Kanzler Scholz bei der Abschlusspressekonferenz in Meseberg am Mittwoch
## Russisches Kirchenoberhaupt soll auf EU-Sanktionsliste
Das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt Patriarch Kirill soll [1][wegen
seiner Unterstützung für den Angriffskrieg gegen die Ukraine] auf die
Sanktionsliste der EU kommen. Wie mehrere Diplomaten der Deutschen
Presse-Agentur in Brüssel bestätigten, haben der Europäische Auswärtige
Dienst und die EU-Kommission den Mitgliedstaaten einen entsprechenden
Vorschlag unterbreitet. Er ist Teil des Entwurfs für ein sechstes
Sanktionspaket gegen Russland, das derzeit von den Mitgliedstaaten beraten
wird.
Konkret würden Sanktionen gegen Kirill bedeuten, dass der Geistliche nicht
mehr in die EU einreisen darf. Zudem müssten möglicherweise von ihm in der
EU vorhandene Vermögenswerte eingefroren werden. Bereits heute unterliegen
nach EU-Angaben 1093 Personen und 80 Organisationen solchen Strafen, weil
sie Handlungen begangen haben, die die territoriale Unversehrtheit,
Souveränität und Unabhängigkeit der Ukraine untergraben.
Kirill pflegt engen Kontakt zu Präsident Wladimir Putin und zeigte sich
bislang sehr kremltreu. Der 75-Jährige stellte sich in seinen Predigten
immer wieder hinter den Kriegskurs und behauptete zuletzt sogar, dass
Russland noch nie ein anderes Land angegriffen habe. Das katholische
Kirchenoberhaupt Papst Franziskus sagte zuletzt ein geplantes Treffen mit
Kirill ab.
Kirills Sprecher Wladimir Legoida kritisierte die geplanten Sanktionen als
„wahl- und sinnlos“. Kirill sei mit solchen Äußerungen auch nicht zu
erschrecken. Der Patriarch „entstammt aus einer Familie, deren Mitglieder
während der kommunistischen Gottlosigkeit jahrzehntelang Repressionen für
ihren Glauben und ihre moralische Haltung ausgesetzt waren“, schrieb er auf
seinem Telegram-Kanal.
Darüber hinaus tadelte die russisch-orthodoxe Kirche Papst Franziskus, sich
im Ton gegenüber dem Patriarchen Kirill vergriffen zu haben. Durch solche
Bemerkungen würden die Beziehungen zwischen der russisch-orthodoxen und der
katholischen Kirche beschädigt, heißt es in einer Stellungnahme. Papst
Franziskus hat die Unterstützung des Krieges durch das Oberhaupt der
russisch-orthodoxen Kirche kritisiert und gewarnt, Patriarch Kirill solle
sich nicht zum „Messdiener“ von Präsident Wladimir Putin machen. (dpa/rtr)
## 🐾 Mach Tempo bei der Waffenlieferung
Der Bundeskanzler erhält einen zweiten offenen Brief – diesmal mit der
Forderung, sich mit der Waffenlieferung an die Ukraine zu beeilen. Der
volle Wortlaut wurde in der Wochenzeitung Zeit abgedruckt und ist auf der
Petitionsplattform Change.org nachzulesen. taz-Autorin Shoko Bethke hat
geschaut, [2][was drinsteht und wer ihn unterschrieben hat].
## Ungarn will EU-Embargo nicht unterstützen
Ungarn kann das von der EU-Kommission vorgeschlagene Öl-Embargo gegen
Russland in der vorliegenden Form nicht unterstützen, wie Außenminister
Peter Szijjarto sagt. Ein Importstopp von Rohöl Ende nächsten Jahres würde
die Energiesicherheit Ungarns gefährden, sagt Szijjarto zu dem Vorschlag,
nach dem das Land bereits eine Sonderregelung eingeräumt bekommt. Seine
Regierung könnte zustimmen, wenn die Lieferungen über Pipelines von dem
Embargo ausgeschlossen würden. (rtr)
## UN-Bericht – Ukraine-Krieg verschärft Hungerkrise weltweit
Der russische Krieg gegen die Ukraine gefährdet einem UN-Bericht zufolge
die [3][Ernährungssicherheit in vielen armen Ländern]. Staaten wie
Afghanistan, Äthiopien, Haiti, Somalia, Südsudan, Syrien und Jemen seien
besonders betroffen, geht aus dem am Mittwoch veröffentlichten Bericht des
von den Vereinten Nationen und der EU gegründeten Global Network Against
Food Crises hervor. So habe Somalia im vergangenen Jahr mehr als 90 Prozent
seines Weizens aus Russland und der Ukraine bezogen, die Demokratische
Republik Kongo 80 Prozent und Madagaskar 70 Prozent. „Länder, die bereits
mit einem hohen Maß an akutem Hunger zu kämpfen haben, sind aufgrund ihrer
hohen Abhängigkeit von Lebensmittelimporten und ihrer Anfälligkeit für
globale Preisschocks besonders gefährdet“, heißt es in dem Bericht.
Die Bundesregierung teilt diese Sorge. „Auf der Welt leiden fast 200
Millionen Menschen unter akutem Hunger – mit steigender Tendenz“, sagte
Entwicklungsministerin Svenja Schulze. „Der Krieg gegen die Kornkammer
Ukraine wirkt als Brandbeschleuniger.“ Neben den dramatischen Folgen in
Europa selbst seien auch viele Entwicklungsländer betroffen. Dort führten
die stark steigenden Lebensmittelpreise unmittelbar zu Hunger und Armut.
Das mittelfristige Ziel müsse es sein, dass die Menschen in den ärmsten
Ländern sich selbst versorgen können, damit steigende Weltmarktpreise nicht
mehr automatisch zu mehr Hunger führen.
Konflikte, extreme Wetterbedingungen und wirtschaftliche Schocks haben die
Zahl der unter akutem Nahrungsmittelmangel leidenden Menschen im
vergangenen Jahr um ein Fünftel auf 193 Millionen steigen lassen, so der
Bericht. Seit 2016 habe sich die Zahl fast verdoppelt. „Die Aussichten für
die Zukunft sind nicht gut“, wird zugleich gewarnt. „Wenn nicht mehr getan
wird, um ländliche Gemeinschaften zu unterstützen, wird das Ausmaß der
Verwüstung in Form von Hunger und verlorenen Lebensgrundlagen erschreckend
sein.“ (rtr)
## Scholz – Ukrainische Steinmeier-Ausladung ist ein Problem
Kanzler Olaf Scholz fordert von der ukrainischen Regierung einen Schritt
zur Lösung des diplomatischen Streits um Kiew-Besuche von
Regierungsmitgliedern nach der [4][Ausladung von Bundespräsident
Frank-Walter Steinmeier]. „Ich kann für uns alle drei sagen, dass es für
die deutsche Regierung und das deutsche Volk ein Problem ist, dass der
Bundespräsident gebeten wurde, nicht zu kommen“, sagte Scholz (SPD) am
Mittwoch nach der Kabinettsklausur in Meseberg bei einem gemeinsamen
Auftritt mit Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) und Finanzminister
Christian Lindner (FDP). Man müsse sich Gedanken machen, wie das Problem
aus der Welt geschafft werden könne. Scholz sagte, er wolle keine
Bedingungen formulieren. Zugleich ergänzte er aber: „Die Ukraine muss ihren
Beitrag leisten.“
Steinmeier sicherte derweil am Mittwoch der Ukraine weitere deutsche Hilfe
zu und betonte zugleich seine Gesprächsbereitschaft gegenüber Präsident
Selenskyj. „Wir Deutsche unterstützen die Ukraine aus vollem Herzen“, sagte
Steinmeier am Mittwoch in Bukarest nach einem Treffen mit dem rumänischen
Staatschef Klaus Iohannis. Diese Unterstützung bringe er bei Besuchen wie
in Rumänien zum Ausdruck – „und natürlich auch im Austausch mit meinem
ukrainischen Amtskollegen, wenn das möglich ist“.
Mitte April hatte die Ukraine Steinmeier ausgeladen und damit für
erhebliche Verstimmungen gesorgt. Der Bundespräsident wollte eigentlich
gemeinsam mit den Staatschefs aus Polen und den baltischen Staaten nach
Kiew. (rtr/dpa)
## Regierung wirbt gezielt um Flüchtlinge aus Russland
Die Bundesregierung wirbt offensiv um Flüchtlinge aus Russland. Es sei
sicher das „Gebot der Stunde“, die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine zu
integrieren, sagte Wirtschaftsminister Robert Habeck am Mittwoch. „Wir
bieten aber auch denjenigen einen Arbeitsplatz an, die aus Russland fliehen
oder schon geflohen sind“, erklärt der Grünen-Politiker nach der
Kabinettsklausur im brandenburgischen Meseberg. „Wir wollen sie bewusst
ansprechen, wir können sie gut gebrauchen in Deutschland.“ Hintergrund sind
Berichte, dass eine erhebliche Zahl an Russen das Land wegen der immer
restriktiveren Innenpolitik der Regierung sowie dem sich abzeichnenden
Wirtschaftseinbruch nach dem Angriff auf die Ukraine verlassen wollen. Dies
betrifft etwa russische IT-Experten. Habeck sagte, dass man generell die
Hürden für eine Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte absenken müsse.
Die Integration der Russen bedeute, dass viele Ressorts in der
Bundesregierung zusammenarbeiten müssten, sagte Habeck. Das Auswärtige Amt
müsse schnell Einreisevisa erteilen. Das Arbeitsministerium müsse die
Hürden für die Anerkennung von Berufsqualifikationen absenken. Das
Innenministerium müsse dafür sorgen, dass „nicht die Falschen zu uns
kommen, und wir uns nicht auf einmal lauter Spione ins Land holen“. Das
Wirtschaftsministerium kümmere sich mit den Verbänden darum, dass die
Menschen in Arbeit kämen.
Bundeskanzler Olaf Scholz sprach von Hunderttausenden Kriegsflüchtlingen
aus der Ukraine. Man müsse denjenigen, die in Deutschland bleiben wollten,
möglichst schnell ein Integrationsangebot machen. (dpa)
## Scholz verteidigt Regierungskurs bei Waffenlieferungen
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat den Kurs der Bundesregierung bei den
Waffenlieferungen an die Ukraine verteidigt. Es gebe eine sehr präzise
Linie, die unverändert verfolgt werde, sagte Scholz am Mittwoch nach einer
Kabinettsklausur in Meseberg. Die Koalition sei sich völlig einig darüber,
was hier zu tun sei. Es seien Rüstungsgüter aus den Beständen der
Bundeswehr geliefert worden, und es werde geschaut, was noch gehe. Anhand
einer mit der Ukraine erörterten Liste würden Bestellvorgänge ausgelöst.
Deutschland beteilige sich an Ringtauschen. So handele das Land „komplett
identisch“ etwa wie die USA, Großbritannien oder Frankreich.
Scholz skizzierte „die veränderte Gefechtslage“ in der Ukraine nach, um die
Änderung bei den Waffenlieferungen zu begründen. Luftverteidigung spiele
eine verstärkte Rolle, so Scholz mit Blick auf den versuchten Vormarsch der
Russen in der Ostukraine. Die Regierung hatte in der vergangenen Woche mit
der Genehmigung von bis zu 50 Gepard-Flugabwehrpanzern erstmals den Export
schwerer Waffen direkt aus Deutschland erlaubt.
Mit den Verbündeten mache sich Deutschland dafür stark, dass Artillerie
eingesetzt werden könne. So habe sich Deutschland bereit erklärt, die USA
dabei zu unterstützen, Ausbildung an ihren Geräten vorzunehmen, „was
notwendig ist, weil das anders nicht funktionieren kann“, sagte Scholz. In
enger Abstimmung mit den Niederlanden stimme sich Deutschland hier zudem
über einen gemeinsamen Beitrag ab. (dpa)
## Lindner: „Das Geschäftsmodell Deutschland verändert sich“
Bundesfinanzminister Christian Lindner sieht das wirtschaftliche Umfeld
durch den russischen Angriff auf die Ukraine komplett auf den Kopf
gestellt. „Das Geschäftsmodell Deutschland verändert sich“, sagte der
FDP-Vorsitzende am Mittwoch im brandenburgischen Meseberg nach der
Kabinettsklausur der Bundesregierung. Er verwies auf die starke
Abhängigkeit vom internationalen Handel und von fossilen Energien aus
Russland. Das geänderte Umfeld zeige sich bereits in geringeren
Wachstumserwartungen bei gleichzeitig hoher Inflation.
Um die Probleme vieler Menschen abzufedern, [5][habe die Regierung zwei
Entlastungspakete geschnürt], sagte Lindner. Das sei ein Beitrag, um die
gefühlte Inflation zu dämpfen. Vor den anstehenden Tarifverhandlungen gebe
es den Wunsch, die geringere Kaufkraft vieler Menschen durch höhere Löhne
auszugleichen. „Das ist ein ernstzunehmendes Anliegen“, so Lindner. Er
lehnte es aber ab, den Tarifpartnern Empfehlungen zu geben. Sie hätten in
den vergangenen Jahren eine sehr kluge Politik gemacht und sich bei ihren
Forderungen immer auch am Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB)
orientiert, das bei zwei Prozent liegt. Der Staat werde seinen Beitrag
leisten und sehr sorgsam mit seinen Mitteln umgehen, um die Inflation nicht
zusätzlich etwa durch Subventionen noch anzuheizen.
In Deutschland lag die Teuerungsrate im April angetrieben von stark
steigenden Lebensmittel- und Energiepreisen bei 7,4 Prozent. Dies ist der
höchste Stand seit Oktober 1981. Ökonomen warnen vor einer
Lohn-Preis-Spirale, die zu einer Dauer-Inflation führen könnte. (rtr)
## „Keine Tourismusreisen“: Baerbock hält sich zu Kiew-Plänen bedeckt
Nach der [6][Kiew-Reise von Oppositionsführer Friedrich Merz] (CDU) bleibt
weiter offen, wann der erste Ukraine-Besuch eines deutschen
Regierungsvertreters seit Kriegsbeginn stattfindet. Außenministerin
Annalena Baerbock (Grüne) hat zwar bereits eine Reise angekündigt, wollte
aber am Mittwoch noch nicht konkreter werden. „Solche Reisen werden genau
vorbereitet, aber es sind ja keine Tourismusreisen“, sagte sie am Rande der
Kabinettsklausur in Meseberg bei Berlin. Deswegen würden Reisetermine auch
nicht bekanntgegeben.
Die Grünen-Politikerin sagte auch, dass die [7][Ausladung von
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier] die Reiseplanung der Regierung
erschwert habe. Mit Blick darauf müsse man „alles etwas umorganisieren“ und
schauen, „was wie am meisten Sinn macht“. Auf die Frage, ob Mitglieder der
Bundesregierung erst nach Kiew reisen würden, wenn der Bundespräsident dort
war, antwortete Baerbock nicht. (dpa)
## Russland droht mit Zerstörung von Nato-Waffentransporten
Russland will Waffen-Transporte des Westens an die Ukraine ins Visier
nehmen. Das russische Militär werde Nato-Waffentransporte in der Ukraine
als zu zerstörende Ziele betrachten, zitiert die Nachrichtenagentur RIA den
russischen Verteidigungsminister Sergej Schoigu. (rtr)
## 🐾 Kritik an Flüssiggas-Plänen
Eine neue Studie hält Unabhängigkeit von russischem Gas bis 2025 fast ohne
neue Infrastruktur für möglich. Die Regierung drückt trotzdem aufs Tempo.
[8][taz-Redakteur Malte Kreutzfeldt hat sich die Studie angeschaut.]
## Tschechien und Ungarn haben Vorbehalte gegen Öl-Embargo
Tschechien reagiert skeptisch auf den Vorschlag der EU-Kommission zum
Embargo auf russisches Öl. Das Import-Verbot enthalte keine Mechanismen zur
Verteilung der Lasten, sagt der tschechische Industrie- und Handelsminister
Jozef Sikela zu Reuters am Rande einer Konferenz. Der Vorschlag beinhalte
keinen Vorschlag zu gemeinsamen Einkäufen und gemeinsamer Verteilung. „Wir
studieren das noch, aber es ist ein Problem für mich.“
Auch Ungarn sieht das Öl-Embargo der EU gegen Russland kritisch. Es gebe
keine Pläne oder Garantien für die vereinbarte Übergangszeit, wie der
Übergang hin zu einer Unabhängigkeit von russischen Lieferungen gelingen
könne, sagt der Sprecher der ungarischen Regierung. (rtr)
## Bundesregierung prüft Lieferung von Panzerhaubitzen an Ukraine
Die Bundesregierung prüft weiterhin die Lieferung von schweren
Artilleriegeschützen aus den Beständen der Bundeswehr an die Ukraine. Es
werde mit den Verbündeten erörtert, ob die Ukraine mit fünf von etwa 40
einsatzbereiten deutschen Panzerhaubitzen 2000 unterstützt werden könne,
sagte Verteidigungsministerin Christine Lambrecht am Mittwoch am Rande der
Kabinettsklausur auf Schloss Meseberg bei Berlin. Die SPD-Politikerin
betonte aber auch: „Ich habe diese Entscheidung nicht getroffen, solche
Haubitzen zu liefern.“
Bereits beschlossen ist, dass die Bundeswehr ukrainischen Soldaten die
Bedienung von Panzerhaubitzen in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz
beibringt. Dabei geht es zunächst um Geschütze, die vom Nato-Partner
Niederlande bereits fest zugesagt wurden. (dpa)
## 🐾 „Alle Kosten gehen nach oben“
Wegen des Kriegs wird das Mehl knapp und teurer. Trotz regionaler Produkte
spürt das auch der Bio-Handel, sagt LPG-Geschäftsführer Dieter Kuhn.
[9][Mit ihm sprach die taz-Redakteurin Susanne Memarnia.]
## Mehr militärische Hilfe für Moldau
Die Europäische Union erwägt zusätzliche militärische Unterstützung für
[10][die Republik Moldau], wie EU-Ratspräsident Charles Michel bei einem
Besuch in der Hauptstadt Chisinau der ehemaligen Sowjetrepublik erklärt.
Die EU prüfe, wie sie Moldau mehr militärische Unterstützung zukommen
lassen könne, darunter auch mehr Hilfe beim Aufbau der Streitkräfte des
kleinen südosteuropäischen Landes, sagt Michel auf einer gemeinsamen
Pressekonferenz mit Moldaus Präsidentin Maia Sandu. Dies komme zusätzlich
zu der von der EU bereits zugesagten Unterstützung in den Bereichen
Logistik und Cyberverteidigung. Michel nennt keine Details, betont aber, es
sei äußerst wichtig, eine Eskalation zu vermeiden. (rtr)
## EU-Kommission schlägt Öl-Embargo gegen Russland vor
Unternehmen [11][aus Deutschland] und den anderen EU-Staaten sollen in
Zukunft kein russisches Öl mehr importieren dürfen. Das sieht der Vorschlag
der EU-Kommission und des Europäischen Auswärtigen Dienstes für ein neues
Paket mit Russland-Sanktionen vor. Um den Ländern Zeit für die Umstellung
zu geben, soll es Übergangsfristen geben.
Konkret ist den Angaben zufolge geplant, dass nach einer Auslaufphase von
sechs Monaten [12][ein Einfuhrverbot für Rohöl] gelten soll und nach einer
Auslaufphase von acht Monaten dann auch ein Einfuhrverbot für Ölprodukte.
Eine Rolle soll zudem spielen, ob Lieferungen per Pipeline oder per Schiff
erfolgen. Weitreichende Ausnahmeregelungen sind den Informationen zufolge
nur für Ungarn und die Slowakei geplant. Diese beiden EU-Länder beziehen
derzeit noch einen Großteil ihres Ölbedarfs aus Russland und sehen sich
auch wegen eines fehlenden Meereszugangs nicht in der Lage, so schnell wie
Andere alternative Lieferquellen zu erschließen.
Damit die geplanten Sanktionen in Kraft treten können, braucht es nun noch
die Zustimmung der Regierungen aller 27 EU-Staaten. Bereits an diesem
Mittwoch wollen deswegen deren ständige Vertreter in Brüssel mit den
Beratungen über die in der Nacht verschickten Vorschläge beginnen. Wenn aus
den Hauptstädten keine großen Einwände mehr kommen, könnten sie dann
bereits in den kommenden Tagen beschlossen werden.
Auf die EU-Bürger könnten vor allem durch das Öl-Embargo erhebliche
Zusatzkosten zukommen. So erwartet Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck
(Grüne) hohe „Preissprünge“. Grund ist unter anderem, dass russisches Öl
durch wahrscheinlich teurere Alternativen aus anderen Ländern ersetzt
werden muss. Zudem bedeutet die Umstellung von Raffinerien und Lieferwegen
Aufwand und Kosten. Aber wann und wie stark das Tanken oder Heizen teurer
werden, wagt kaum jemand vorherzusagen.
Neben dem Öl-Embargo soll es Strafmaßnahmen gegen weitere russische Banken
geben. Sie sehen vor, die Sberbank – die mit Abstand größte russische Bank
– und zwei weitere große Banken vom internationalen
Finanzkommunikationssystem Swift abzukoppeln.
Das neue Sanktionspaket ist bereits das sechste, das die EU-Kommission und
der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) auf den Weg bringt. Die
wirtschaftlichen Strafmaßnahmen sollen vor allem dazu beitragen, Russland
die finanziellen Ressourcen für eine Fortführung des Angriffskrieges gegen
die Ukraine zu nehmen. (dpa)
## Merz rät Scholz zu Ukraine-Reise
CDU-Chef Friedrich Merz hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) geraten,
ebenfalls persönlich in die von Russland angegriffene Ukraine zu reisen. Er
könne dies Scholz nur empfehlen, um vor Ort Gespräche zu führen, sagte Merz
am Dienstagabend nach politischen Gesprächen in Kiew im ZDF. Er habe den
Präsidenten, den Ministerpräsidenten, den Parlamentspräsidenten,
Oppositionsführer und Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko getroffen.
„Diese Gespräche können Sie nicht am Telefon machen. Die können Sie auch
nicht mit Videokonferenzen machen. Sie müssen diese Gespräche persönlich
führen.“
Scholz hatte erst am Montagabend in einem Interview eine Reise nach Kiew
abgelehnt, weil die Ukraine im April einem geplanten Besuch von
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eine Absage erteilt hatte. Die
Merz-Reise war der erste Besuch eines deutschen Spitzenpolitikers in der
ukrainischen Hauptstadt seit Beginn des russischen Angriffskriegs.
Überraschend wurde der deutsche Oppositionsführer auch von Staatschef
Wolodymyr Selenskyj empfangen. (dpa)
## Ukraine bereitet weitere Rettungsaktion für Mariupol vor
Die Ukraine bereitet sich für heute auf eine weitere Evakuierung von
Zivilisten aus der von Russland fast vollständig eroberten Hafenstadt
Mariupol vor. Als Treffpunkt für den Transport nannte die Gebietsverwaltung
von Saporischschja ein großes Einkaufszentrum im Westen von Mariupol. Es
liegt aber mehrere Kilometer entfernt vom Stahlwerk Azovstal, in dem sich
die letzten ukrainischen Verteidiger der Stadt und immer noch zahlreiche
Zivilisten versteckt halten. Nach ukrainischen Angaben haben russische
Truppen mit dem Sturm auf das Stahlwerk begonnen. (dpa)
## Heftige russische Raketenangriffe – Selenski: Zeichen der Schwäche
Mit massiven Raketenangriffen auf ukrainische Eisenbahnanlagen will
Russland nach Einschätzung der Kiewer Führung der Nachschub an westlichen
Waffen stoppen. Das schrieb der Leiter des Präsidialamtes, Andrij Jermak,
auf Telegram. Zuvor waren viele Landesteile von Explosionen erschüttert
worden. Es werde aber nicht gelingen, den Nachschub an Rüstungsgütern
aufzuhalten, sagte Jermak. Es komme alles an. Politisch deutete Präsident
Wolodimir Selenski die Angriffe als Zeichen einer Ohnmacht Moskaus
angesichts der ukrainischen Erfolge. (dpa)
4 May 2022
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[12] /Neue-Sanktionen-gegen-Russland/!5851777
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Johanna Treblin
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