# taz.de -- Studie zu Müll im Ozean: Sand, Meer und Einwegplastik | |
> Für einen Großteil des weltweiten Mülls an Stränden ist To-Go-Konsum | |
> verantwortlich. In Europa dominiert Fischereiabfall wie Seile und Netze. | |
Bild: Neben Sand findet sich am Kieler Strand auch jede Menge Müll | |
BERLIN taz | In den Weltmeeren landet viel Müll, das meiste davon aus | |
Plastik. Viele Strände ähneln Flickenteppichen: Plastikflasche, Sand, Meer, | |
Plastiktüte, Steine, Meer, Sand. Eine spanische Studie fand heraus, dass | |
der [1][Großteil dieses Mülls durch den To-Go-Konsum entsteht]. | |
Wissenschaftler:innen sortierten den Müll nach Sorte und Herkunft. Sie | |
sammelten Proben an sieben verschiedenen Orten weltweit. Viele | |
wissenschaftliche Untersuchungen versuchten bisher die Menge, nicht jedoch | |
die Herkunft des Plastiks zu bestimmen. | |
Plastiktüten und -flaschen machen etwa ein Drittel aller Einzelteile des | |
gesamten Ozeanmülls aus. Zusammen mit Einwegverpackungen und -geschirr | |
(18,5 Prozent) sowie Glasflaschen und Getränkedosen (6,6 Prozent) ist der | |
Mitnahmekonsum – global betrachtet – damit für etwa 57 Prozent der | |
Einzelteile des Ozeanmülls verantwortlich. | |
Dieser Müll treibt im Ozean umher und wird versehentlich von Fischen und | |
Walen gefressen. Der Mageninhalt eines Pottwals erregte [2][2018 für | |
Aufsehen], der Meeressäuger hatte neben Plastiktüten und -flaschen auch | |
Flip-Flops gefressen. Unter anderem 115 Einwegbecher fand man im Magen des | |
Tieres. Der Fund war nicht der Letzte seiner Art. | |
Netze, Leinen und Seile, die in der Fischerei eingesetzt werden, | |
entsprechen etwa 15 Prozent des umhertreibenden Abfalls. Die Fische | |
verfangen sich in den Netzen und Seilen und ersticken. Industrieprodukte | |
wie Autoreifen, Kleidung und Batterien, aber auch Industrieverpackungen | |
machen nur 3,4 Prozent des Mülls aus. Ein Viertel der Stichproben entsprach | |
keiner der bisherigen Kategorien. | |
## In Europa verschmutzen vor allem Seile und Netze die Meere | |
Global betrachtet ist der [3][To-Go-Konsum von Plastikprodukten] damit das | |
bedeutendste Problem für die Ozeane. Doch die Müllanteile zwischen | |
einkommensstarken und einkommensschwachen Ländern unterscheiden sich | |
gewaltig. In Europa und Nordamerika ist nicht Einwegplastik, sondern | |
Fischereimüll die größte Plage. Über 40 Prozent der Müllmenge sind | |
Überreste von Netzen, Leinen und Seilen. | |
Die Studienautorin Carmen Morales-Caselles zeigte sich erstaunt über den | |
hohen Anteil der To-Go-Artikel: „Wir waren nicht überrascht, dass 80 | |
Prozent des Mülls aus Plastik besteht, aber der hohe Anteil an | |
To-Go-Artikeln hat uns doch verwundert“, sagte [4][die Wissenschaftlerin | |
der Universität Cádiz dem Guardian]. | |
„Diese Informationen werden es den politischen | |
Entscheidungsträger:innen erleichtern, Maßnahmen zu ergreifen, um die | |
Abfälle im Meer nicht nur zu beseitigen, sondern auch zu reduzieren“, sagt | |
Morales-Caselles. | |
Im März 2022 beschlossen die Vereinten Nationen, einen | |
[5][rechtsverbindlichen globalen Vertrag] zur Beendigung der | |
Plastikverschmutzung in Wasser, Luft und Boden auszuarbeiten. Noch dieses | |
Jahr soll die nächste Konferenz stattfinden, der Vertrag bis 2024 | |
ausgehandelt sein. Das ambitionierte Ziel des Mandats der | |
Umweltversammlung: Regeln und Verpflichtungen für den gesamten Lebenszyklus | |
von Plastik. Also auch für den To-Go-Konsum. | |
7 May 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.nature.com/articles/s41893-021-00720-8 | |
[2] https://www.nationalgeographic.com/environment/article/dead-sperm-whale-fil… | |
[3] /Groesste-Produzenten-von-Einwegplastik/!5767671 | |
[4] https://www.theguardian.com/environment/2021/jun/10/takeaway-food-and-drink… | |
[5] /Resolution-der-UN-Umweltversammlung/!5835513 | |
## AUTOREN | |
Enno Schöningh | |
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