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# taz.de -- Aktivismus in Berlin: Gegen Krieg und Klimakrise
> Multiple Krisen erfordern multiplen Aktivismus. Diese Woche geht's auf
> die Straße gegen Krieg, Klimakrise und altbekannte Immobilienhaie.
Bild: Ob Hilfe für fliehende Menschen oder Kampf gegen Krieg, Klimakrise und K…
Jeden Tag kommen in Berlin immer mehr Geflüchtete an, die vor dem
Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine fliehen. Während die
Zivilgesellschaft Unglaubliches leistet und die Tausenden Menschen, die am
Hauptbahnhof und am Zentralen Omnibusbahnhof landen, mit Informationen,
Schlafplätzen und Essen und Trinken versorgt, versucht der Senat, die
Neuankömmlinge irgendwo unterzubringen.
In für Berlin bemerkenswerter Geschwindigkeit werden ungenutzte Immobilien
zu Flüchtlingsunterkünften umfunktioniert, [1][seit Sonntag dient auch der
ehemalige Flughafen Tegel als Ankunftszentrum für die vielen
Schutzsuchenden.] Hier sollen die Neuankömmlinge registriert und gemäß dem
Königsteiner Schlüssel weiterverteilt werden.
Ohne Registrierung ist Berlin nämlich bei der Aufnahme auf die freiwilligen
Zusagen der anderen Bundesländer angewiesen, was bislang dazu führt, dass
die Hauptstadt die meisten Menschen selbst unterbringen muss. Und wie viele
Geflüchtete seit Kriegsausbruch vor vier Wochen hierher gekommen sind, weiß
niemand so genau. Das liegt auch daran, dass die Menschen aus der Ukraine
ohne Visum einreisen können und sich nicht registrieren lassen müssen.
## Willkommenskultur für alle
Diesen unbürokratischen Umgang würden sich auch die nicht aus der Ukraine
stammenden Geflüchteten wünschen. Für sie sind Flughäfen normalerweise
keine Orte, wo sie herzlich in Empfang genommen und versorgt werden,
sondern meist eher solche, an die sie zwangsweise verfrachtet werden, um in
ihre Herkunftsländer abgeschoben zu werden.
Damit das noch schneller und reibungsloser funktioniert, soll [2][am
Flughafen BER bis 2025 ein Abschiebezentrum gebaut werden.] Auf einer
Fläche von 4,4 Hektar sollen insgesamt sieben Gebäude für Ankunft, Transit,
Gewahrsam und Rückführungen entstehen, inklusive einem Ausreisegewahrsam,
der mit 120 Plätzen deutlich größer werden soll als der bisherige am
ehemaligen Flughafen Schönefeld.
Wer der Meinung ist, dass nicht nur ukrainische Flüchtlinge in Berlin
willkommen sind und jede Form von Abschiebung und Inhaftierung ein
gewaltvoller und rassistischer Akt ist, kann am [3][Donnerstag um 15 Uhr
vor dem Potsdamer Landtag] den Abgeordneten zeigen, was er*sie davon hält.
Dann steht nämlich das verharmlosend „Behördenzentrum“ genannte Vorhaben
auf der Tagesordnung und das Bündnis „Abschiebezentrum BER verhindern“
freut sich über Unterstützung (Donnerstag 24. März, 15 Uhr vor dem Landtag
am Alten Markt, Potsdam).
## Die Klimakrise wartet nicht
Der Krieg Russlands hat nicht nur Auswirkungen auf die Menschen in der
Ukraine, sondern auch auf den Klimawandel und damit auf uns alle. Mit Blick
auf die Energie-Abhängigkeit von Russland und gestiegene Ölpreise werden
die ohnehin schon zögerlichen Klimaschutzmaßnahmen zunehmend infrage
gestellt. Atomkraft und Kohle sind wieder im Gespräch und statt angesichts
gestiegener Benzinpreise ein Tempolimit einzuführen, den öffentlichen
Nahverkehr zu stärken und erneuerbare Energien auszubauen, wird darüber
diskutiert, Autofahrer*innen mit Spritgeld zu subventionieren und
damit die Gewinne der Ölraffinerien per Steuergelder sicherzustellen.
Weil unsere Lebensgrundlage wichtiger ist als die Profitgier von großen
Konzernen, rufen Fridays for Future unter dem Motto #PeopleNotProfit am
Freitag zum globalen Klimastreik auf. [4][Ab 12 Uhr wird am Invalidenpark
für den Klimaschutz und gegen den Krieg demonstriert] (Freitag, 25. März,
Invalidenpark, 12 Uhr).
Wem das noch nicht reicht, der*die kann außerdem am Aktionstag gegen Krieg
und Klimakrise am Sonntag teilnehmen, an dem unter anderem Fridays For
Future und Ende Gelände zu [5][dezentralen Aktionen gegen den Krieg, für
Abrüstung, Klimagerechtigkeit und offene Grenzen aufrufen.] Damit das auch
gut organisiert ist, gibt es einen Tag vorher ein Aktionstraining in der
Villa Kuriosum (Samstag, 26. März, 14 Uhr Aktionstraining, 17 Uhr
Aktionsplenum, [6][Villa Kuriosum]).
## Meuterei gegen Mietkrokodile
Apropos Profitgier: Am Freitag jährt sich die Räumung der Kreuzberger
Kiezkneipe Meuterei, die zwölf Jahre lang sozialer Treffpunkt für Menschen
mit kleinem Geldbeutel war. Der Eigentümer Goran Nenadic wollte aber lieber
viel und schnelles Geld machen und ließ die Meuterei durch ein Großaufgebot
der Polizei räumen. Seitdem stehen die Räume im Erdgeschoss leer und der
Kiez guckt aus der Röhre. Das Kneipenkollektiv lässt sich davon jedoch
nicht unterkriegen und lädt dazu ein, [7][im Rahmen einer Kundgebung mit
einer Performance die vergangenen „chaotischen, lustigen, bunten und
aktionistischen 13 Jahre“ Revue passieren zu lassen] (Freitag, 25. März von
17 bis 22 Uhr in der Reichenberger Straße 58, Performancebeginn 18 Uhr).
Weil Nenadic nicht der einzige Immobilienhai in Berlin ist und außer der
Meuterei in den vergangenen Jahren noch viele weitere Hausprojekte und
soziale Treffpunkte geräumt wurden, findet vom 26. bis zum 27. März der
dritte jährliche [8][Housing Action Day] in Berlin mit vielen großen und
kleinen Aktionen statt. Statt bei dem guten Wetter mit dem Auto ins Grüne
zu fahren, könnt Ihr am Sonntag Euer Fahrrad aus dem Keller holen und beim
[9][Geisterkorso gegen Miethaie und Mietkrokodile] gegen den Ausverkauf der
Stadt protestieren – das ist gut fürs Klima und für den Kiez (Sonntag, 27.
März, 19 Uhr, Mariannenplatz).
22 Mar 2022
## LINKS
[1] /Ankunft-von-Ukrainern-in-Berlin/!5840156
[2] /Demo-gegen-Abschiebezentrum-am-BER/!5830981
[3] https://twitter.com/Abschiebez_BER/status/1504927721327058951
[4] https://fridaysforfuture.berlin/event/globaler-klimastreik-am-25-maerz-2022/
[5] https://www.ende-gelaende.org/aktionstag-27-03-aufruf/
[6] https://villakuriosum.net/
[7] https://radar.squat.net/de/event/berlin/meuterei/2022-03-25/13-jahre-sind-n…
[8] https://housingnotprofit.org/housing-action-day/
[9] https://stressfaktor.squat.net/node/211817
## AUTOREN
Marie Frank
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