# taz.de -- Blockade von Kraftwerk in Berlin: Kohle als gemeinsamer Gegner | |
> Klimaschützer und Friedensaktivisten protestieren zusammen. Sie | |
> sind gegen Aufrüstung und fossile Energien – vor allem aus Russland. | |
Bild: Blockade des Kraftwerks Reuter West | |
BERLIN taz | Erst wenige Sekunden bevor etwa 100 Aktivst:innen am | |
Sonntagmorgen die Zufahrt zu Berlins größtem Heizkraftwerk Reuter West in | |
Spandau erreichen, eilen zwei Pförtner aus ihrem Häuschen und versuchen das | |
Tor zu schließen. Wiederholt springt dabei ein Flügel auf – das Eindringen | |
auf das Gelände wäre hier leicht möglich, doch die Gruppe hat ihr Ziel | |
erreicht. Die Blockade des Kraftwerks ist Teil eines [1][bundesweiten | |
Aktionstages gegen den Krieg in der Ukraine und die Abhängigkeit von | |
fossilen Energien]. | |
Erst vor dem Werkstor schlüpfen die mit der U-Bahn angereisten | |
Aktivist:innen in ihre weißen Maleranzüge – dem Symbol von Ende | |
Gelände. Die Klimaschützer:innen haben sich für ihren Protest mit | |
Rheinmetall entwaffnen, Abolish Frontex und Fridays for Future | |
zusammengeschlossen – ihr Motto: „100 Milliarden bessere Ideen“. Statt Ge… | |
für die Aufrüstung der Bundeswehr fordern sie einen Ausstieg aus fossilen | |
Energien. „Die Finanzierung des Krieges muss sofort aufhören“, sagt | |
Aktionssprecherin Sam Dietz am Rande der Blockade zur taz. Ein sofortiger | |
Importstopp von Gas, Öl und Kohle aus Russland könne aber „nur ein erster | |
Schritt sein“. | |
Während es sich die Gruppe auf der Straße bequem macht, klettern ein halbes | |
Dutzend ihrer Mitstreiter:innen über den Zaun des Geländes und besetzen | |
einen Kohlebagger; wiederum andere blockieren die Schienenzufahrt der | |
Kohlezüge über der Spree. | |
Doch aus dem Schornstein des Kraftwerks dampft es weiter, die gelagerte | |
Kohle reicht, um den Betrieb für einen Tag nicht unterbrechen zu müssen. | |
Betreiber Vattenfall ist sogar schon einen Schritt weiter: Ein Mitarbeiter | |
erzählte zwei Aktivist:innen durch das Tor, die Verträge zur | |
Belieferung mit russischer Kohle seien gekündigt; nur der Ersatz sei | |
derzeit noch schwierig. | |
Auf eine Anfrage der taz bestätigte das Konzernsprecher Stefan Müller: | |
„Seit dem Einmarsch von Putins Truppen in der Ukraine haben wir nichts mehr | |
weiter bestellt und erwarten auch keine weiteren Lieferungen mehr.“ Derzeit | |
werde geprüft, wie die russische Kohle bis zum Beginn der nächsten | |
Heizperiode ersetzt werden könne, so Müller. | |
## Einsparungen bei der Industrie | |
Ende-Gelände-Sprecherin Dietz forderte eine „radikale Wärme- und | |
Energiewende“. Ängsten vor einem „kalten Winter“ bei einem sofortigen | |
Verzicht auf fossile Energien tritt sie entgegen. „Eingespart werden muss | |
bei der umweltschädlichen Industrie“, so auch bei den Waffenproduzenten. | |
Die Ablehnung der Rüstungskonzerne ist das verbindende Element von | |
Klimaschützer:innen und Friedensaktivist:innen. Am Vortag hatten sie | |
auf einer von Rheinmetall entwaffnen organisierten Konferenz in Kassel über | |
zukünftige antimilitaristische Aktionen beraten. | |
In Berlin geht der Protest nach etwa zwei Stunden zu Ende. Die Polizei | |
trägt die letzten Blockierer:innen davon. Vorerst rauchen die Schlote | |
weiter. | |
27 Mar 2022 | |
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## AUTOREN | |
Erik Peter | |
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