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# taz.de -- Ziviler Ungehorsam bei FFF in Berlin: Fridays jetzt radikal
> Fridays for Future hat mit der Blockade der SPD einen lang umkämpften
> Schritt Richtung Zivilen Ungehorsam gemacht. Die Aufregung gibt ihnen
> Recht.
Bild: Die SPD ist eingekreist
Mit bis zu 20.000 Teilnehmer:innen gehörte die [1][Demo zum
Klimastreik] von [2][Fridays for Future] am vergangenen Freitag in Berlin
nicht zu ihren größten Mobilisierungen, was angesichts der kurzfristig
angesetzten, lokal begrenzten Aktion weder eine Überraschung noch eine
Enttäuschung war. Ein Meilenstein war es für die Bewegung dennoch.
Noch aus der Demo heraus entstand eine Blockade des Willy-Brandt-Hauses,
später wurde auch die Parteizentrale der Grünen blockiert. Die streikenden
Kids von FFF, die seit Jahren brav ihre Runden durch die Innenstädte
drehen, sind damit einen Schritt der Zuspitzung weiter: [3][Ziviler
Ungehorsam], für andere Teile der Klimabewegung konstitutiv, kommt langsam
an bei dem größten der Klimaschutzplayer.
Die Frage, wie radikal der Protest sein soll, ist seit langem eine der
umstrittensten Strategiefragen bei den Fridays. Noch im August hatte sich
der linkere, sprich radikalere Teil zusammen mit Akteuren wie Ende Gelände
und der Interventionistischen Linken [4][in Frankfurt versammelt, um den
Normalablauf im Bankenviertel zu blockieren]. Die medial präsenten Spitzen
der Bewegung, die Bundesorga, hielt sich eher am Rande.
In Berlin dagegen waren sie nun in vorderster Reihe dabei: Luisa Neubauer
giftete auf der Blockade gegen die SPD, [5][Carla Reemtsma forderte am Tag
des Streiks in der taz eine „Radikalisierung der Aktionsformen“].
Angesichts einer sich anbahnenden neuen Bundesregierung, die absehbar die
letzte Chance vergeigt, Deutschland auf den 1,5-Grad-Pfad zu bringen,
scheint der Schritt nur logisch.
## Druck von der Basis
Daneben war der Druck der Basis groß, sich hier endlich zu bewegen. Die
Aktionstage des neuen, von Ende Gelände angestoßenen [6][Bündnisses
Gerechtigkeit Jetzt], in deren Rahmen der Klimastreik stattfand, boten
darüber hinaus einen gangbaren Rahmen. Angesichts einer Besetzung der
Autobahnbaustelle der A100 am Folgetag war FFF trotzdem der zahmere Akteur.
Für einen Aufschrei im bürgerlichen Establishment reichte es dennoch. Ein
von FFF gepostetes Instagrambild von der SPD-Zentrale mit dem Spruch „Wer
hat uns verraten?“ zog Empörung nach sich. Die Gegner verbreiteten dabei
gar ungeniert die Lüge, es handele sich dabei um eine „Nazi-Parole“. Für
Reemtsma folgte in der Woche eine Einladung zu Lanz unter der Frage: „Wie
radikal wird jetzt Fridays for Future?“
Ganz sicher wird die Debatte weitergehen, ob diese Thematisierung FFF mehr
nützt oder schadet. Doch angesichts dessen, dass die Demos nach drei Jahren
immer öfter einfach weggelächelt werden, ist diese Aufmerksamkeit ein hohes
Gut. Fridays for Future tut gut daran, sich nicht von vornherein in den
Aktionsformen zu beschneiden. Der zumindest punktuelle Kooperation mit
Akteuren, die sich im Grundsatz radikaler definieren, wird der
Klimabewegung gut tun.
29 Oct 2021
## LINKS
[1] /Klimastreik-in-Berlin/!5810219
[2] /Schwerpunkt-Fridays-For-Future/!t5571786
[3] /Ziviler-Ungehorsam-bei-Klimaprotesten/!5772864
[4] https://www.nd-aktuell.de/artikel/1155594.klimakrise-blockade-im-bankenvier…
[5] /Aktivistin-Reemtsma-ueber-Klimaerwaermung/!5809895
[6] /Aktionstage-Gerechtigkeit-jetzt/!5805473
## AUTOREN
Erik Peter
## TAGS
Schwerpunkt Fridays For Future
Ziviler Ungehorsam
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Rhetorik
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