# taz.de -- Protest gegen Verdrängung von Kiezkneipe: Die Meuterei macht wiede… | |
> Ein Jahr ist seit der Räumung der Kreuzberger Kiezkneipe Meuterei | |
> vergangen. Dies nahm das Kollektiv zum Anlass für eine Kundgebung. | |
Bild: Ein Jahr nach der Räumung stehen die Räume der ehemaligen Kiezkneipe Me… | |
BERLIN taz | Ein frühlingshafter Abend in der zurückliegenden Woche in | |
Kreuzberg, in der Reichenberger Straße 85 stellt ein Mann Barhocker draußen | |
vor dem Haus auf, in dem bis vor einem Jahr die linke Kneipe Meuterei war. | |
Er zündet sich eine Zigarette an und sagt: „Dass ich zu früh zum Dienst | |
erscheine, kommt auch selten vor.“ Als der erste Gast sich an den | |
Draußen-Tresen setzt, er ist Teil des zivilgesellschaftlichen Bündnisses | |
Zwangsräumung verhindern, wird er gefragt, ob er denn das gleiche wie immer | |
haben möchte. Der Gast nickt. Szenen, die sich noch im letzten Jahr in den | |
Innenräumen der Kneipe abgespielt haben – und nicht, wie an diesem Abend, | |
draußen auf dem Gehweg. | |
Am Freitag jährte sich die [1][Räumung der Kreuzberger Kiezkneipe Meuterei] | |
zum ersten Mal. Dies nahm das Kollektiv zum Anlass, eine Kundgebung vor | |
den, immer noch leerstehenden, ehemaligen Räumen zu halten. Unter dem Motto | |
„13 Jahre sind nicht genug!“ – die Meuterei war 12 Jahre lang in der | |
Reichenberger Straße 85 beheimatet – führte das Performancekollektiv „No | |
budget, no skills“ ein kleines Theaterstück auf. | |
Man wolle mit dem Stück „den chaotischen, lustigen, bunten und | |
aktionistischen 13 Jahren ihren Tribut zollen“, so das Kollektiv. Ein Ziel, | |
das, dem tobenden Applaus der Kundgebungsteilnehmer*innen nach zu | |
urteilen, durchaus erreicht wurde. Laut Schätzungen der Polizei | |
versammelten sich etwas mehr als 100 Leute vor der ehemaligen Meuterei. | |
## Mehr als nur eine Kneipe | |
„Die Idee des Abends war es, die Meuterei so darzustellen, wie sie mal | |
war“, sagt Heiko, einer der Mitglieder des Kneipenkollektivs. Für ihn war | |
die Meuterei mehr als nur ein Ort, an dem Bier ausgeschenkt wurde. Eine | |
Meinung, die auch viele andere an diesem Abend teilen. Einer von ihnen ist | |
Christian vom [2][Syndikat], einer bereits im August 2020 geräumten | |
Kiezkneipe in Neukölln. „Die Meuterei war für mich ein kollektiv genutzter | |
Raum, den man für politische Veranstaltungen und Konzerte oder einfach zum | |
Freunde treffen nutzen konnte.“ [3][Orte wie diese fehlten ihm mittlerweile | |
in Berlin]. „Ich hoffe, dass die Meute so schell wie möglich Ersatzäume | |
findet“ – und dann vielleicht auch „endlich mal Fassbier“ verkaufe, sag… | |
mit einem Lachen. | |
Es gestaltet sich allerdings durchaus schwierig, neue Räume zu finden. Denn | |
da man schließlich eine Kiezkneipe ist, wolle man als solche auch im Kiez | |
bleiben, sagt Heiko. Man habe auch bereits das ein oder andere Gespräch | |
geführt, konkret sei aber noch nichts. Ein Problem sei, dass die meisten | |
Mietverträge nur für ein Jahr befristet seien. Trotz allem gebe man nicht | |
auf, sagt Heiko – und ist optimistisch, dass man sich auch bald wieder | |
drinnen an einem Tresen sehen wird. | |
27 Mar 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Linke-Kneipe-in-Kreuzberg/!5761358 | |
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## AUTOREN | |
Julian Csép | |
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