# taz.de -- Lehrstühle für künstliche Intelligenz: Zwölf neue im Norden | |
> Schleswig-Holstein will zwölf neue Lehrstühle im Bereich künstliche | |
> Intelligenz schaffen. Aktuell steht das Land im Vergleich schlecht da. | |
Bild: Meeresforschung und künstliche Intelligenz? Das soll an der Uni Kiel kü… | |
NEUMÜNSTER taz | Mit einem „echten Quantensprung“ will Schleswig-Holstein | |
bei der Erforschung und Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) | |
bundesweit die Spitze übernehmen. Das kündigten Ministerpräsident Daniel | |
Günther und Wissenschafts- und Bildungsministerin Karin Prien (beide CDU) | |
in Kiel an. Dazu sollen zwölf neue Lehrstühle an den vier | |
Hochschulstandorten Kiel, Lübeck, Heide und Flensburg entstehen. Neun | |
Millionen Euro will das Land dafür in den kommenden fünf Jahren | |
investieren. | |
Deutschlandweit gibt es aktuell rund 220 Professuren, die sich mit [1][KI] | |
befassen, schätzt der Verband der Digitalbranche, Bitkom: „Fast jede | |
deutsche Universität hat mindestens einen KI-Professor. Dies hängt damit | |
zusammen, dass künstliche Intelligenz seit Jahrzehnten zu den festen | |
Bestandteilen der Informatik gehört“, heißt es auf der Homepage des | |
Verbandes. Nicht mitgezählt wurden bei der Zusammenstellung | |
Forschungseinrichtungen wie Max Planck oder Fraunhofer. | |
Unter den rein universitären Standorten steht laut Bitkom die | |
Ludwig-Maximilians-Universität München mit 19 Professuren an der Spitze, es | |
folgen Berlin und Saarbrücken mit jeweils zwölf und Hamburg mit elf. | |
Schleswig-Holstein liegt bei der Aufzählung – die laut Bitkom | |
möglicherweise nicht vollständig ist – mit aktuell nur vier Lehrstühlen, | |
davon einer in Kiel und drei in Lübeck, auf einem hinteren Platz. | |
Das solle sich ändern, sagte Günther selbstbewusst: Gleich zwölf neue | |
Lehrstühle zu schaffen, sei ein außerordentlicher Schritt, den es so noch | |
nie gegeben habe. „Würden sich alle Bundesländer im selben Verhältnis | |
aufstellen, wären wir [2][international konkurrenzfähig].“ | |
Das geplante Themenspektrum ist breit: In Heide soll es künftig darum | |
gehen, wie Mensch und Maschine interagieren. „Die neue KI-Professur wird | |
einen interdisziplinären Ansatz in Forschung, Lehre und Transfer vertreten | |
und dabei die Aktivitäten unserer beiden Fachbereiche Wirtschaft und | |
Technik miteinander verbinden“, kündigt Anja Kuhn, Präsidentin der | |
Fachhochschule Westküste an. | |
Gabriele Gillessen-Kaesbach, Präsidentin der Universität zu Lübeck, plant | |
ein „KI-Med-Ökosystem“ rund um die Professur, an dem sich eine Reihe von | |
Forschungseinrichtungen und Unternehmen beteiligen sollen. Die Hochschule | |
Flensburg wird daran forschen, wie die KI durch das „Learning from Big | |
Code“ selbst neue Software entwickelt. | |
In Kiel liegt ein Schwerpunkt auf der [3][Meeresforschung]. Mit vier neuen | |
Lehrstühlen wolle die Universität „maßgeblich zur Zukunfts- und | |
Wettbewerbsfähigkeit von Schleswig-Holstein beitragen“, sagt Präsidentin | |
Simone Fulda. Björn Christensen, Präsident der Fachhochschule Kiel, will KI | |
für die Energiewende einsetzen: „Schließlich ist nicht nur wichtig, wie | |
Energie nachhaltig erzeugt, sondern wie sie verteilt wird.“ Dazu sollen | |
„intelligente“ Netze beitragen, die flexibel und selbstständig auf Angebot | |
und Nachfrage reagieren können. | |
Alle Hochschulen im Land konnten sich um die Lehrstühle bewerben. „Sie | |
waren extrem engagiert“, lobte Ministerin Prien. Anfangs lagen 22 | |
Bewerbungen vor, die sich im Laufe des Verfahrens reduzierten, weil die | |
Unis, Institute und Fachhochschulen gemeinsame Projekte einreichten. Auch | |
finanziell engagieren sich die Hochschulen: Nach den ersten fünf Jahren, in | |
denen die Landeshilfen fließen, sollen die Lehrstühle aus den Budgets ihrer | |
Standorte und selbst eingeworbenen Drittmitteln finanziert werden. Das Land | |
steuert als „Aufbauprojekte“ langfristig angelegte Maßnahmen bei, die aus | |
EU-Mitteln kofinanziert werden. | |
Aktuell laufen die Ausschreibungen an, zum nächsten Wintersemester könnten | |
erste Veranstaltungen starten. „Wir bieten hoch motivierte Hochschulen und | |
intensive Kooperationen mit Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft“, so | |
Prien. Das Land wolle „die besten Köpfe holen“. | |
11 Feb 2022 | |
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## AUTOREN | |
Esther Geißlinger | |
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