# taz.de -- Umstrittener Bürgermeister Tübingens: 500 Grüne für Boris Palmer | |
> Mehr oder weniger bekannte Grüne springen dem umstrittenen Tübinger OB im | |
> Parteiausschlussverfahren zur Seite. Der reagiert emotional. | |
Bild: „Die Grünen sind Teil meines Lebens und meine politische Heimat“, sc… | |
Kalrsruhe taz | Mindestens 500 Freunde hat Boris Palmer noch bei den | |
Grünen. In einem Aufruf, der Montag im Netz veröffentlicht wurde, sprechen | |
sich bekannte Grüne dafür aus, das Parteiausschlussverfahren gegen den | |
umstrittenen Tübinger Oberbürgermeister zu beenden. | |
Unterzeichnet haben etwa die ehemalige Bundestagsvizepräsidentin Antje | |
Vollmer, der frühere Oberbürgermeister von Freiburg Dieter Salomon oder der | |
frühere grüne Bundesvorsitzende Ludger Volmer. Es sei der Grünen unwürdig, | |
jemanden aus der Partei auszuschließen, nur weil er bei einzelnen Themen | |
andere Positionen vertrete als die Mehrheit, heißt es in dem Aufruf. | |
Iniziiert wurde die Solidaritätsadresse von Tübinger Kommunalpolitikern | |
sowie der langjährigen Bundespolitikerin und ehemaligen Afrikabeauftragten | |
Uschi Eid. | |
Harsche Kritik üben die Unterstützer am Landesvorstand. Auf ihrem | |
Landesparteitag im vergangenen Mai, der eigentlich als Auftakt für die | |
Bundestagswahl inszeniert war, hatten die Delegierten einem [1][Antrag des | |
Landesvorstands auf den Parteiausschluss Palmers zugestimmt.] Auslöser war | |
ein offenbar satirisch gemeinter Facebook-Post Palmers zum Fussballer | |
Dennis Aogo, in dem der Grüne einen rassistischen Post zitiert hatte. | |
Der Vorstand hatte das Ausschlussverfahren damit begründet, man habe es bei | |
den Skandalen Palmers mit einer langen Liste von kalkulierten Ausrutschern | |
und inszenierten Tabubrüchen zu tun. Der Antrag listete dutzende | |
umstrittene Äußerungen Palmers auf, vor allem zur Corona-, Flüchtlings- und | |
Menschenrechtspolitik. | |
## Palmer zeigt sich gerührt | |
In dem Unterstützungsaufruf für Palmer heißt es nun, der Eilantrag zum | |
Parteiausschluss sei ein großer Fehler gewesen, das Verfahren beschädige | |
Partei und Vorstand. Die Unterzeichnenden sind der Meinung, man solle den | |
Provokateur an seinen Taten messen: „Kein deutscher Oberbürgermeister hat | |
in Zusammenarbeit mit seinem Gemeinderat und seinen Bürgerinnen und Bürgern | |
so viele urgrüne Ziele realisiert wie Boris Palmer“, schreiben sie. | |
Palmer, der bisher stets zu vermitteln versucht hatte, die Partei brauche | |
ihn mehr als er selbst die Partei, reagiert ungewohnt emotional auf den | |
Aufruf. Auf seinem Lieblingsmedium Facebook schrieb er: „Die Grünen sind | |
Teil meines Lebens und meine politische Heimat. Ich bin ja doch recht hart | |
gesotten. Aber diese 500 Solidaritätsadressen rühren mich.“ | |
Noch im Mai hatte er das Parteiausschlussverfahren gewohnt provokativ | |
befürwortet. Er sehe sich missverstanden und wolle sich für seine Aussagen | |
vor einem Parteigremium rechtfertigen, hatte Palmer damals auf dem | |
Parteitag gesagt. | |
In Tübingen hat das Ausschlussverfahren die Partei in Unruhe versetzt. Im | |
Herbst steht die Oberbürgermeisterwahl an. Um Palmerfreunde und seine | |
Kritiker zu befrieden, will die Partei [2][in einer Urwahl entscheiden], ob | |
Palmer, der seit 2004 amtiert, ihr Spitzenkandidat sein soll. | |
Palmer hat bisher aber noch gar nicht bekannt gegeben, ob er bereit ist, | |
sich dieser Mitgliederbefragung zu stellen, oder ob er nicht lieber als | |
unabhängiger Kandidat antritt. Nach Freiburg und Stuttgart kann den Grünen | |
ein erneuter Verlust eines OB-Postens in Baden-Württemberg nicht egal sein. | |
Im Ortsverband laufen sich inzwischen Interessenten für die | |
Spitzenkandidatur warm. An Palmers Popularität kommen sie nicht heran. | |
11 Jan 2022 | |
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## AUTOREN | |
Benno Stieber | |
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