# taz.de -- WWF-Studie zu erneuerbaren Energien: Energiewende ja, aber zu langs… | |
> Ein neuer Bericht des WWF zeigt: Weltweit setzen sich Wind- und | |
> Solarstrom schneller durch als gedacht. Deutschland hinkt aber hinterher. | |
Bild: Das Ende der fossilen Energien steht bevor, im Braunkohletagbau Garzweile… | |
BERLIN taz | Der Zeitpunkt war purer Zufall, aber die Botschaft hätte nicht | |
passender sein können: Zwei Stunden vor dem Auftritt von | |
[1][Wirtschaftsminister Robert Habeck zum Klima-Sofortprogramm] | |
präsentierte am Dienstag die Umweltstiftung WWF ihren Bericht über die | |
„Megatrends der globalen Energiewende“. Untertitel: „Stationen einer | |
Erfolgsgeschichte und die veränderte Rolle Deutschlands“. | |
Der Tenor: Weltweit setzen sich vor allem Wind- und Solarstrom immer | |
schneller durch, aber zur Verhinderung der Klimakatastrophe muss alles noch | |
viel schneller gehen. Und: Deutschland muss wieder zum Vorreiter von | |
Energiewende und Klimaschutz werden.Die Experten Gerd Rosenkranz und Jürgen | |
Quentin zeigen in ihrem Report sieben „Megatrends“ auf: Für sie ist „das | |
Ende der fossilen Ära unausweichlich“, da nur CO2-freie Energie den | |
Klimakollaps verhindert. Dabei sei „die Energiezukunft die Gegenwart“. | |
Das heißt, die Erneuerbaren setzen sich viel schneller durch als gedacht: | |
Seit der ersten „Megatrends“-Studie von 2014 haben sich demnach die | |
weltweiten Kapazitäten beim Windstrom verdoppelt und bei der Photovoltaik | |
vervierfacht, ein Großteil der Investitionen in neue Energien fließen in | |
den Ökostrom, die Preise sind so rapide gefallen, dass in vielen Gegenden | |
grüne Energie am günstigsten ist. „Wir dachten, wir schreiben nur ein | |
Update unserer Arbeit von 2014“, sagt Rosenkranz, „aber es hat sich vieles | |
so schnell verändert, dass wir einen ganz neuen Report schreiben mussten.“ | |
Ohne Digitalisierung, keine Energiewende | |
Die Revolution der erneuerbaren Energien sei „unumkehrbar“, schreiben sie �… | |
und erteilen der aus ihrer Sicht [2][gefährlichen und teuren Atomenergie] | |
auf globaler Ebene eine Absage. Obwohl der Trend in die richtige Richtung | |
gehe, sei das Tempo viel zu langsam, mahnen die Autoren. Dabei sei die | |
Energie der Zukunft dezentral und eröffne Chancen auf mehr Gerechtigkeit, | |
weil ärmere Länder mit Hilfe aus den Industriestaaten selbst kostengünstig | |
Strom produzieren und sogar exportieren könnten. | |
Klar sei auch: Die Energiewende brauche Wasserstoff, der mit Ökostrom | |
erzeugt wird. Und: Ohne Digitalisierung werde es keine Energiewende und | |
keinen Abschied vom Kohlenstoff geben – da müsse in Deutschland noch viel | |
geleistet werden. | |
Deutschland und die EU müssten ihre ehrgeizigen Pläne zur Klimaneutralität | |
dringend umsetzen, mahnt Viviane Raddatz vom WWF: „Noch können wir die | |
globale Energiewende bis 2050 schaffen und die Klimakrise eindämmen.“ | |
VertreterInnen der Industrieverbände BDI und BDEW fordern von der neuen | |
Regierung schnelle Maßnahmen: Eine „Infrastruktur in ganz anderem Tempo“ | |
als bisher zu bauen, die Genehmigungsverfahren für Wind- und Solarparks zu | |
straffen, Leitungsnetze schnell und effektiv zu bauen und die Strompreise | |
durch weniger Steuern und Abgaben zu senken. Denn der Bericht stellt fest: | |
Deutschland hat „seine Rolle als Vorreiter und Treiber der globalen | |
Energiewende wegen der Versäumnisse der jüngeren Vergangenheit verloren und | |
muss sie nun neu definieren“. | |
12 Jan 2022 | |
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## AUTOREN | |
Bernhard Pötter | |
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