| # taz.de -- Habecks Klimapläne: Das ganz große grüne Rad | |
| > Habecks Vorhaben für den Klimaschutz klingen radikal. Doch zur | |
| > Energiewende geht es nicht im Schlafwagen: Wir müssen unsere Komfortzone | |
| > verlassen. | |
| Bild: Der grüne Klimaschutzminister will das Tempo zum Ausbau erneuerbarer Ene… | |
| Ein Slogan von Bündnis 90/die Grünen lautet: „Radikal ist das neue | |
| Realistisch“. Zwischen Wahlkampf, Koalitionsverhandlungen und | |
| Regierungsbildung ist das ein wenig untergegangen. Aber was | |
| Wirtschaftsminister [1][Robert Habeck] jetzt als [2][Klima-Sofortprogramm] | |
| vorlegt, erfüllt diese Doppelfunktion: Es ist radikal. Und hoffentlich auch | |
| realistisch. | |
| Allen, die ein bisschen etwas von Energiepolitik verstehen, sträuben sich | |
| bei den Ansagen die Nackenhaare: Den Ausbau von Wind- und Sonnenstrom mal | |
| eben zu verdreifachen, Verfahren zu entrümpeln, Behörden zu digitalisieren, | |
| Energieeffizienz endlich umzusetzen, doppelt so viel Wasserstoff | |
| herzustellen wie geplant, Millionen von Elektroautos und Wärmepumpen auf | |
| die Straßen und in die Keller zu bekommen … An jedem einzelnen dieser | |
| Vorhaben kann sich die Ampelkoalition verschlucken, und Habeck will alles | |
| gleichzeitig. Dazu noch: Wachstum, Jobs, Wohlstand schaffen, die Menschen | |
| mitnehmen und überzeugen. Und ein „Wir machen das alle zusammen“-Gefühl im | |
| Land und in der Koalition erzeugen. Sonst noch was? | |
| ## Die Komfortzone verlassen | |
| Aber all das muss Realität werden, will die Regierung ihre Ziele und das | |
| Gesetz erfüllen. Ohne eine große Kraftanstrengung von allen Seiten wird es | |
| nicht gehen. Ein Deutschland, das mit der Klimaneutralität Ernst macht, | |
| wird anders aussehen, als wir es gewohnt sind, wir werden unsere | |
| Komfortzone verlassen müssen. Das Programm des Vizekanzlers ist die grüne | |
| Version einer Ruck-Rede, nur industriepolitisch unterlegt und ökonomisch | |
| wie ökologisch bitter nötig. Es tut gut, von der Regierung endlich mal eine | |
| ehrliche Bilanz des deutschen Klimaversagens zu hören – auch wenn es so | |
| zutreffend wie einfach ist, der Vorgängerregierung die Schuld zu geben. | |
| Habeck weiß aber auch: Ab sofort ist jede Tonne [3][CO2 ] zu viel sein | |
| persönliches Versagen. Ihn erwarten jede Menge Gegenwind, Debatten und | |
| Ärger, aber hoffentlich auch endlich Bewegung. Denn zur Energiewende, die | |
| eine Transformation der gesamten Gesellschaft bedeutet, geht es nicht im | |
| Schlafwagen. | |
| Da hilft es, dass die schlimmsten Klimaversager unter den Ministerien | |
| zuletzt von der Union geführt wurden: Wirtschaft, Verkehr, Gebäude, | |
| Landwirtschaft, Kanzleramt. Sonst müsste Habeck des Koalitionsfriedens | |
| halber vorsichtiger sein. Aber genau diese Verwaltungen braucht er jetzt | |
| für seine Pläne. Und da zeigt sich, wie groß das Rad wirklich ist, das | |
| Habeck drehen muss: Ohne die aktive Mitarbeit der anderen Ressorts, des | |
| Parlaments, der Bundesländer, von Industrie, Verbänden und Lobbygruppen | |
| wird es nichts mit diesem radikalen Plan. So realistisch muss man bleiben. | |
| 11 Jan 2022 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
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