| # taz.de -- Reaktionen auf Atomtransport-Urteil: Frust und Genugtuung | |
| > Die Grünen bedauern, dass das Bremer Atomtransportverbot vom | |
| > Bundesverfassungsgericht gekippt wurde. Folgen hat das Urteil auch für | |
| > Hamburg. | |
| Bild: Hier dürfen wieder Atombrennstoffe transportiert werden: Containertermin… | |
| Hamburg taz | Das Anfang 2012 erlassene Verbot, Atombrennstäbe in den | |
| bremischen Häfen umzuschlagen, [1][ist nach achtjähriger juristischer | |
| Auseinandersetzung endgültig gekippt.] Nachdem das | |
| [2][Bundesverfassungsgericht am Dienstagvormittag seine Entscheidung] | |
| verkündet hatte, zeigte sich Bremens Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) | |
| enttäuscht. | |
| „Nach wie vor sehen wir es kritisch, dass unsere Häfen eine Drehscheibe für | |
| internationale Atomtransporte sind“, sagte sie. Für Bremens Bevölkerung sei | |
| das kein guter Tag. „Atomkraft ist eine Risikotechnologie von gestern, der | |
| Transport der Kernbrennstoffe birgt ebenfalls Risiken“, mahnt Schäfer. | |
| Der damalige Bremer Senat hatte vor zehn Jahren eine Teilentwidmung der | |
| Häfen vorgenommen, mit der sich der Umschlag bestimmter Güter unterbinden | |
| lässt. Seinerzeit war das rot-grüne Vorgehen aber auch als politisches | |
| Zeichen gegen die deutsche Atomkraftpolitik gewertet worden. „Es ging | |
| darum, ein politisches Zeichen zu setzen“, sagt Bremens | |
| BUND-Geschäftsführer Martin Rode. | |
| Der Umweltverband zeigt sich erwartungsgemäß wenig begeistert von der | |
| Gerichtsentscheidung. „Wir finden es natürlich nicht gut, dass | |
| Atomtransporte durch den Bremer Hafen nun als zulässig beurteilt wurden“, | |
| sagt Rode. Zugleich kommt für ihn die Entscheidung wenig überraschend: „Das | |
| Gericht hat sich das Verbot aus juristischer Sicht angeschaut.“ | |
| ## Bremer CDU und Handelskammer freuen sich | |
| Kaum verwunderlich ist auch, dass der Bremer CDU-Bundestagsabgeordnete | |
| Thomas Röwekamp nun Genugtuung empfindet: „Die CDU war von Anfang an der | |
| Überzeugung, dass das Prinzip des Universalhafens in Bremen nicht zur | |
| parteipolitischen Propaganda missbraucht werden darf.“ | |
| Die Bremer Handelskammer freut sich, dass mit dem Urteil der maritime | |
| Wirtschaftsstandort Bremen gestärkt worden sei. Die in Bremen mitregierende | |
| Linkspartei fordert hingegen nun die Bundesregierung auf, ein Exportverbot | |
| im Bundes-Atomgesetz zu verankern. | |
| Doch nicht nur in Bremen hat das Urteil unmittelbare Folgen, sondern könnte | |
| sie auch in Hamburg haben: Das gekippte Verbot diente mehreren Hamburger | |
| Initiativen als Vorbild, das nun aber wegfällt. So kritisierte das Bündnis | |
| „Atomtransporte durch Hamburg stoppen“ [3][in den vergangenen Jahren | |
| mehrfach], dass, trotz einer Selbstverpflichtung großer Unternehmen, nach | |
| wie vor Kernbrennstoffe im Hafen umgeschlagen werden. | |
| Der Hamburger Senat hatte mit mehreren Terminalbetreibern ausgehandelt, | |
| dass diese darauf verzichten „Kernbrennstoffe im Sinne des Atomgesetzes“ | |
| umzuschlagen. | |
| Das Bündnis kritisiert darüber hinaus, es seien viele Arten radioaktiven | |
| Materials gar nicht von der Vereinbarung erfasst. Ein Verbot nach Bremer | |
| Vorbild in Form einer Entwidmung hatte das Bündnis in den vergangenen | |
| Jahren gefordert. Dieser Weg ist mit der Gerichtsentscheidung nun vom | |
| Tisch. | |
| ## Thema für die Hamburgische Bürgerschaft | |
| Und auch die Hamburger Volksinitiative gegen Rüstungsexporte [4][hatte den | |
| Bremer Vorstoß als Modell betrachtet], sieht in dem Urteil aber keine | |
| Folgen für sich. „Eine Teilentwidmung für den Hamburger Hafen wäre nur eine | |
| von mehreren Möglichkeiten dazu“, sagt Martin Dolzer, Sprecher der Ini. | |
| „Deshalb und weil Nukleartransporte einen anderen Genehmigungsprozess | |
| durchlaufen als Rüstungsexporte, hat das Urteil des | |
| Bundesverfassungsgerichts keinen entscheidenden Einfluss auf das Vorhaben | |
| der Volksinitiative.“ | |
| Die Initiative hatte im vorigen Dezember 16.400 Unterschriften im Rathaus | |
| eingereicht, mit der sie ein Verbot des Umschlags von Rüstungsgütern über | |
| den Hamburger Hafen erreichen will. Im Frühjahr muss sich die Bürgerschaft | |
| mit der Forderung beschäftigen. | |
| Der rot-grüne Hamburger Senat verwies allerdings bereits darauf, dass bei | |
| Rüstungsexporten der Bund zuständig sei. Dolzer vermutet, dass der Senat | |
| deshalb klagen wird: „Wenn wir die bisherigen Aussagen von Rot-Grün und das | |
| undifferenzierte Abschieben jeglicher Verantwortung für Frieden auf die | |
| Bundesebene betrachten, müssen wir damit rechnen, dass der Hamburger Senat | |
| vor das Verfassungsgericht ziehen wird, um unsere erfolgreiche Initiative | |
| zu stoppen“, sagt er. | |
| 12 Jan 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Karlsruher-Entscheid-zu-Atomtransporten/!5825099 | |
| [2] https://www.bundesverfassungsgericht.de/SharedDocs/Entscheidungen/DE/2021/1… | |
| [3] /Wirkungslose-Selbstverpflichtung/!5583328 | |
| [4] /Verbot-von-Ruestungsexporten/!5716175 | |
| ## AUTOREN | |
| André Zuschlag | |
| ## TAGS | |
| Anti-Atom-Bewegung | |
| Bremen | |
| Hamburg | |
| Hamburger Hafen | |
| Atomtransport | |
| Volksinitiative | |
| Volksinitiative | |
| Atomtransport | |
| Bundesverfassungsgericht | |
| Rüstung | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Rüstungsexporte über den Hamburger Hafen: Kein Tor zur friedlichen Welt | |
| Gegen den Transport und Umschlag von Rüstungsgütern im Hamburger Hafen: Das | |
| Landesverfassungsgericht verhandelt am Mittwoch über die Volksinitiative. | |
| Direkte Demokratie in Hamburg: Volksbegehren verfassungswidrig | |
| Das Hamburgische Verfassungsgericht urteilt zugunsten des Senats. Der kann | |
| sich weiterhin über Bürgerentscheide auf Bezirksebene hinwegsetzen. | |
| Aufhebung des Atomtransportverbots: Atomkraft ist Bundessache | |
| Mit Atommüll wollte Bremen nichts zu tun haben. Das Land sperrte seine | |
| Häfen für Kernbrennstoffe. Nun erklärt Karlsruhe das Verbot für nichtig. | |
| Karlsruher Entscheid zu Atomtransporten: Symbolische Bedeutung | |
| Karlsruhe stoppt den Bremer Alleingang gegen Atomtransporte. Das heißt aber | |
| mitnichten, dass progressive Gesetze zum Scheitern verurteilt sind. | |
| Verbot von Rüstungsexporten: Keine Waffen mehr aufs Schiff | |
| Am Freitag startet eine Volksinitiative gegen Rüstungsexporte über den | |
| Hamburger Hafen. Sie ist zuversichtlich, dass das per Landesrecht möglich | |
| ist. |