| # taz.de -- Karlsruher Entscheid zu Atomtransporten: Symbolische Bedeutung | |
| > Karlsruhe stoppt den Bremer Alleingang gegen Atomtransporte. Das heißt | |
| > aber mitnichten, dass progressive Gesetze zum Scheitern verurteilt sind. | |
| Bild: Ein regionales Hafenverbot, etwa für Rüstungsexporte, ist mit der Karls… | |
| Vor zehn Jahren hatte das Land Bremen in seinem Hafen den Umschlag von | |
| Kernbrennstoffen verboten. Nun hat das Bundesverfassungsgericht das Gesetz | |
| kassiert. Nur der Bund sei für Gesetze zur Atomkraft zuständig. | |
| Die Karlsruher Entscheidung erinnert an den Beschluss zum [1][Berliner | |
| Mietendeckel] aus dem April 2021. Auch damals bremste das | |
| Verfassungsgericht unter Verweis auf die Zuständigkeiten ein progressives | |
| Landesgesetz aus. Allerdings war der Berliner Mietendeckel ungleich | |
| wichtiger. Hundertausende profitierten. Für die meisten von ihnen führte | |
| die Karlsruher Zuständigkeitsklärung direkt zu höheren Mietkosten. Hier | |
| waren Trauer und Wut angebracht. | |
| Dagegen hatte die Anti-Atomklausel im Bremer Hafengesetz eher symbolische | |
| Bedeutung. Die Klausel verhinderte weniger als eine Handvoll Atomtransporte | |
| pro Jahr. Und auch das nur in Bremen. Die Transporte liefen dann eben über | |
| andere Häfen. | |
| Selbst die symbolische Bedeutung hatte sich zwischenzeitlich weitgehend | |
| überlebt. Als die Debatte um das [2][Atom-Transportverbot] begann, hatte | |
| die schwarz-gelbe Bundesregierung gerade die AKW-Laufzeiten verlängert. Da | |
| wollte das rot-grün regierte Bremen dagegen halten. Doch dann kam 2011 | |
| Fukushima und der beschleunigte [3][Atomausstieg]. Heute sind noch drei AKW | |
| am Netz, auch sie sollen Ende diesen Jahres abgeschaltet werden. | |
| Das Bremer Hafengesetz diente zuletzt eher als Blaupause für ähnliche | |
| Projekte. Wenn man einen Hafen für Kernbrennstoffe sperren kann, warum dann | |
| zum Beispiel nicht auch für Rüstungsexporte? Doch der Verweis auf das | |
| Bremer Vorbild („Seht her, es ist möglich“) geht jetzt nach hinten los. | |
| Auch ein regionales Hafenverbot für Rüstungsexporte ist mit der aktuellen | |
| Karlsruher Entscheidung unmöglich geworden. | |
| Aber das ist natürlich nicht das Ende der Politik. Wenn progressive | |
| Landesgesetze nicht möglich sind, dann müssen eben progressive | |
| Bundesgesetze angestrebt werden. Und der Start der neuen Koalition hat | |
| gezeigt, dass fortschrittliche Anliegen hier nicht vor vornherein auf | |
| verlorenem Posten stehen. | |
| 11 Jan 2022 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Die-Wahl-fuer-Mieterinnen/!5802594 | |
| [2] /Regierungsplaene-in-der-Kritik/!5776737 | |
| [3] /Pilotkonditionierungsanlage-Gorleben/!5824958 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
| ## TAGS | |
| Bundesverfassungsgericht | |
| Schwerpunkt Atomkraft | |
| Senat Bremen | |
| Atomausstieg | |
| Gesetzgebung | |
| Anti-Atom-Bewegung | |
| Atomtransport | |
| Schwerpunkt Atomkraft | |
| AKW Biblis | |
| Schwerpunkt Atomkraft | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Reaktionen auf Atomtransport-Urteil: Frust und Genugtuung | |
| Die Grünen bedauern, dass das Bremer Atomtransportverbot vom | |
| Bundesverfassungsgericht gekippt wurde. Folgen hat das Urteil auch für | |
| Hamburg. | |
| Aufhebung des Atomtransportverbots: Atomkraft ist Bundessache | |
| Mit Atommüll wollte Bremen nichts zu tun haben. Das Land sperrte seine | |
| Häfen für Kernbrennstoffe. Nun erklärt Karlsruhe das Verbot für nichtig. | |
| Streit um die EU-Taxonomie: Ums Atom geht es nicht | |
| So ärgerlich die EU-Vorschläge zur Atomkraft sind: Entscheidend ist jetzt, | |
| die Regeln für klimapolitische Investitionen zu sichern und auszubauen. | |
| Castoren in Biblis angekommen: Unter Protesten am Ziel | |
| Der hochradioaktive Abfall wird jetzt in dem abgeschalteten Atomkraftwerk | |
| Biblis zwischengelagert. Tausende Polizisten schützten den Transport. | |
| Billige Entsorgung von Atommüll: Uranzug rollt nach Russland | |
| Ein weiterer Atomtransport mit radioaktivem und giftigem Uranhexafluorid | |
| soll am Montag Deutschlands einzige Urananreicherungsanlage verlassen. |