# taz.de -- „Gedenkort von unten“ in Berlin: Eine Bühne für Wohnungslose | |
> Im Wedding macht ein Denkmal auf die Bedürfnisse von Obdachlosen | |
> aufmerksam – und stellt einen Bezug zur geräumten Habersaathstraße 46 | |
> her. | |
Bild: Ein Zelt kann nicht jeder sein eigen nennen, der auf der Straße leben mu… | |
BERLIN taz | An diesem nasskalten Freitagmittag sind nur wenige Menschen im | |
Wedding unterwegs. Es ist genau das passende Wetter für die Einweihung | |
eines [1][Denkmals der Wohnungslosen]. Mit ihm soll an die Menschen | |
erinnert werden, die keine Möglichkeit haben, sich vor den Unbilden der | |
Natur zu schützen. | |
Um Punkt 13 Uhr wird das Denkmal in Form einer kleinen, runden Bühne an der | |
Kreuzung Maxstraße/Schulstraße unweit des Leopoldplatzes in den Boden | |
gelassen. Auf der Holzplatte finden sich Aussagen, mit denen Wohnungslose | |
begründet haben, warum sie letztes Jahr in den seit Jahren entmieteten | |
Gebäudekomplex Habersaathstraße 46 gezogen sind. Nachdem der Eigentümer | |
einen Strafantrag gestellt hatte, wurden sie [2][innerhalb weniger Stunden | |
geräumt]. Die Gebäude steht [3][bis heute zum größten Teil leer]. | |
„Ich brauche eine Wohnung, weil ich alt und krank bin.“ „Ich brauche eine | |
Wohnung, damit ich mich duschen kann.“ So lauten einige der Wünsche der | |
Wohnungslosen, die nun hier zu lesen sind. Einige von ihnen betonen in | |
kurzen Redebeiträgen noch einmal, wie nötig für sie gerade in der kalten | |
Jahreszeit eine Wohnung ist. | |
„Das Denkmal soll den Obdachlosen, über die im Straßenbild oft | |
hinweggesehen wird, eine Stimme geben“, erklärt Viktoria Hauser von der | |
Initiative „Leerstand hab ich saath“, die im letzten Jahr die Besetzung in | |
der Habersaathstraße unterstützt hat. Wie schon das Denkmal für die Opfer | |
rassistischer Gewalt am Oranienplatz in Kreuzberg soll es an die Opfer | |
struktureller Gewalt erinnern – denen eine Wohnung verweigert wird und die | |
oft vorher zwangsgeräumt wurden. In beiden Fällen handele es sich um einen | |
„Gedenkort von unten“, für den keine behördliche Genehmigung beantragt | |
worden sei, betont Hauser. | |
## Auf Leerstand aufmerksam machen | |
Die Polizei schreitet während der Aktion nicht ein. Parallel zur Einweihung | |
macht das [4][Bündnis „Mietenwahnsinn Nord“] auf ein seit Längerem | |
leerstehendes Wohnhaus aufmerksam, das sofort von Wohnungslosen bezogen | |
werden könnte. Das Bündnis hat in den letzten Monaten verschiedene | |
Leerstände im Wedding und in Moabit öffentlich gemacht. Dabei wird es von | |
Anwohner*innen unterstützt, die darauf aufmerksam machen, wenn Häuser | |
entmietet werden, was für manche EigentümerInnen ein Geschäftsmodell ist. | |
Das Bündnis hat [5][eine Petition lanciert], die vom Bezirksamt Mitte | |
fordert, den Leerstand von Wohnraum zu beenden. | |
10 Dec 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://strassegegenleerstand.de/?page_id=696 | |
[2] /Hausbesetzung-in-Berlin/!5724839 | |
[3] /Prozess-um-Besetzung-leerer-Wohnungen/!5817130 | |
[4] https://miwa.noblogs.org | |
[5] https://www.openpetition.de/petition/online/leerstand-in-berlin-sinnvoll-nu… | |
## AUTOREN | |
Peter Nowak | |
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