| # taz.de -- Corona und Tourismus in Uganda: Frust und Chaos in der Wartehalle | |
| > Auf Ugandas größtem Flughafen müssen viele bei ihrer Einreise auf ihr | |
| > Covid-Ergebnis warten. Die Teststrategie gefährdet die Touristensaison. | |
| Bild: Kontrolle am Flughafen in Entebbe im Juni: Bei der Einreise werden PCR-Te… | |
| Kampala taz | „Es ist von vorne bis hinten ein totaler Witz und einfach nur | |
| Geldmacherei“, lässt sich eine Deutsche in Uganda über die neuen | |
| Einreisebestimmungen aus. Während die übrigen Länder Afrikas ihre | |
| Corona-Schutzmaßnahmen an den Grenzen und Flughäfen jetzt lockern, um | |
| [1][rechtzeitig zur Weihnachtszeit] wieder Touristen und ausländische | |
| Besucher anzulocken, taten Ugandas Behörden in den vergangenen Monaten das | |
| Gegenteil. | |
| Sie installierten eine neue Corona-Teststation an Ugandas größtem | |
| internationalen Flughafen Entebbe [2][am Victoriasee], der die ugandische | |
| Hauptstadt Kampala bedient und alle Überseeflüge des Landes abwickelt. Jede | |
| einreisende Person, auch Kinder, soll sich dort direkt nach der Landung | |
| einem PCR-Test unterziehen – egal, ob sie schon geimpft sind oder welches | |
| Ergebnis der vor Reisebeginn ebenfalls verlangte PCR-Test bereits angezeigt | |
| hat. | |
| Immerhin, dafür hat sich das Parlament eingesetzt, sollen die PCR-Tests nur | |
| 30 US-Dollar kosten und – theoretisch – sollen die Ergebnisse in zwei bis | |
| drei Stunden vorliegen. Diese Zeit aber müssen die Reisenden in einer neu | |
| eingerichteten Wartehalle absitzen, bis die Ergebnisse per E-Mail auf ihrem | |
| Handy eintreffen. | |
| Soweit die Planung. Doch in Uganda funktioniert nie etwas nach Plan. Die | |
| ersten Tage, nachdem die Einreisebestimmungen Ende Oktober in Kraft traten, | |
| herrschte heilloses Chaos am Flughafen. Hunderte Männer, Frauen und Kindern | |
| waren stundenlang zwischen Koffern und Taschen in der neuen Testhalle | |
| gestrandet. Einige Ergebnisse dauerten bis zu sieben Stunden, andere kamen | |
| überhaupt nie per Mail an und die Wartenden durften irgendwann auch so die | |
| Halle verlassen. Viele haben bis heute kein Ergebnis erhalten. | |
| Einige bezweifeln mittlerweile, ob die Abstriche tatsächlich im Labor | |
| ausgewertet werden. Es sei ja viel billiger, die einfach zu entsorgen und | |
| das Geld einzustreichen – so die Vermutung. Auch das wäre wieder typisch | |
| Uganda. | |
| ## Touristensaison an Weihnachten | |
| Noch typischer ist, dass die ganze Idee von Ugandas Präsident Yoweri | |
| Museveni persönlich initiiert worden ist. Er hat dazu nicht nur dem | |
| Gesundheitsministerium, sondern auch seiner Armee angeordnet, die Tests | |
| durchzuführen. Mit einer ganzen Armada an Sicherheitsleuten hat der | |
| 76-jährige Langzeitpräsident Ende Oktober die neue Testhalle selbst | |
| inspiziert. Dass da noch nicht alles fertig war, war ihm offensichtlich | |
| egal. „Der Rest kann eingerichtet werden, während die Tests bereits | |
| laufen“, twitterte er – wohl wissend, dass die Einrichtung noch nicht | |
| funktionstüchtig war. | |
| Wie so oft schießen sich also Ugandas Behörden und der Präsident an erster | |
| Stelle selbst ins Knie. Denn Weihnachten ist in Afrika die wichtigsten | |
| Touristensaison. Viele kommen, um auf Safari zu gehen und der Kälte in | |
| Europa und Nordamerika zu entfliehen. Sie lassen dabei viel Geld in Hotels | |
| und den Nationalparks. | |
| Auf dieses Geld ist Uganda dringend angewiesen. Ugandas Staatshaushalt | |
| speist sich zu über zehn Prozent aus dem Touristensektor, und die | |
| Coronapandemie macht sich schmerzhaft in den Staatsfinanzen bemerkbar. | |
| Nachdem im vergangenen Jahr die Touristen wegen Corona ausgeblieben waren, | |
| müsste Uganda in diesem Jahr also eigentlich jeden Touristen mit Kusshand | |
| begrüßen. | |
| Die Infektionszahlen in Uganda liegen derzeit bei rund 50 Fällen pro Tag, | |
| also ziemlich niedrig. Die meisten weißen Touristen sind ohnehin voll | |
| geimpft – anders als die Einheimischen: Weniger als ein Prozent der 45 | |
| Millionen Einwohner haben zwei Impfdosen erhalten, nur gut sechs Prozent | |
| eine Erstimpfung. | |
| So bekommen Besucher schon bei Einreise am Flughafen einen unvorteilhaften | |
| Einblick in das Land, das mittlerweile von einem einzigen alten Mann | |
| regiert wird, der alles lieber selbst entscheidet. | |
| 10 Nov 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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